Mülheim. Der Mai ist der Monat des Spargels. Viele Mülheimer Restaurants haben dann eine Spargelkarte. Es gibt auch Ausgefallenes, gar Extravagantes.

Gebratener Spargel mit Erdbeersalsa, Spargel-Cannelloni oder auch herzhaftes Spargelbrot – raffinierte Rezepte für das weiße oder grüne Frühjahrsgemüse findet man im Internet zuhauf. Die Mülheimer Gastronomen setzen vielfach auf die klassische Variante: Spargel mit zerlassener Butter und neue Kartoffeln – ergänzt durch Schinken oder Schnitzel. „Die Gäste mögen es meist klassisch, sie wollen gar nicht so viel Chichi. Bei der traditionellen Zubereitungsart kommt der typische Spargelgeschmack auch am besten raus“, sagt Claudia Thiesmann vom gleichnamigen Hotel-Restaurant in Holthausen. Die eine oder andere Spargel-Kreation, die zum besonderen Geschmackserlebnis werden könnte, findet man auf den verschiedenen Speisekarten aber dennoch.

Viele der Mülheimer Restaurants haben schon seit April eine spezielle Spargelkarte. So bietet beispielsweise das „Gesellenhaus“ in der Altstadt Spargelcremesüppchen, eine Portion Spargel mit Schinken oder diversem Fleisch oder auch Lachsfilet an. Dazu gibt es wahlweise Sauce Hollandaise oder zerlassene Butter. Ein ausgefalleneres Schmankerl: Spargelsalat aus weißem und grünen Spargel mit gewürfelten Tomaten, gekochten Eiern und Radicchio. „Mindestens 30 Prozent der Bestellungen am Abend sind Spargelgerichte“, heißt es in der Gaststätte auf dem Kirchenhügel.

Frischer Spargel mit einer Sauce Hollandaise, Steak und Petersilien-Kartoffeln - im Restaurant „Gesellenhaus“ in der Mülheimer Altstadt wird  dieses klassische Gericht jetzt sehr häufig bestellt.
Frischer Spargel mit einer Sauce Hollandaise, Steak und Petersilien-Kartoffeln - im Restaurant „Gesellenhaus“ in der Mülheimer Altstadt wird dieses klassische Gericht jetzt sehr häufig bestellt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mülheimer Gastronom entdeckt Spargeleis in kleiner Manufaktur

Die längste Spargelkarte hat vermutlich das „Waldschlößchen“ in Broich. Dort gibt es zum edlen Gemüse neben dem üblichen Fleisch oder Fisch auch Dorade, Zander oder Rinderfilet. Ungewöhnlich: der Bärlauch-Spargel (mit gebratenen Hähnchenbruststreifen und Bärlauchpolenta). Der „Bürgergarten“ in Eppinghofen kombiniert Schupfnudeln mit Spargelgemüse, veredelt Spargelsuppe mit Orangenfilets und Schinken. Der Spargel schafft es hier sogar auf die Dessertkarte: Es gibt Spargeleis mit Erdbeeren. „Das Eis habe ich bei einer kleinen italienischen Eismanufaktur entdeckt. Es schmeckt nach Spargel, ist aber süß und sehr gut mit Obst kombinierbar“, sagt Inhaber Jörg Thon. Allerdings sei das exotische Dessert noch nicht „der Renner“. „Man muss die Leute dazu überreden.“

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In „Mölleckens Altem Zollhaus“ in Speldorf serviert man Spargelsuppe mit Wachteleiern und Kresse sowie eine Mousse vom Stangenspargel mit Garnelen-Salsa, Zupfsalat und gebeiztem Zitronen-Thymian-Lachs. Oder auch: Spargelcreme brulée (als Vorspeise). Hingewiesen wird darauf, dass das Gemüse vom Wickrather Bauernhof (bei Mönchengladbach) stammt. Auch die „Mausefalle“ in der Altstadt lockt explizit mit „deutschem Spargel“ (samt echtem Wiener Schnitzel). Die „Walkmühle“ im Rumbachtal bezieht ihn aus dem bekannten Spargelort Walbeck – und richtet ihn traditionell mit Butter oder Hollandaise an. Thomas Möllecken (Altes Zollhaus) zieht die Sauce Bernaise übrigens der Hollandaise vor. „Die ist würziger, mit den Kräutern drin, harmoniert gut mit dem Spargel. Die Hollandaise ist milder und etwas langweilig“, findet er.

Ein weißer Spargelkopf schaut vorwitzig aus der Erde heraus. Die Ernte läuft gerade auf Hochtouren.
Ein weißer Spargelkopf schaut vorwitzig aus der Erde heraus. Die Ernte läuft gerade auf Hochtouren. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Preise für Spargelgerichte sind nur geringfügig höher

5,50 bis 9,50 Euro das Spargelsüppchen, um die 20 Euro Spargel/Kartoffeln/Schinken, bis zu 30 Euro die Kombination mit Fleisch oder Fisch – die Preise für die Spargelgerichte sind teils minimal gestiegen (um einen Euro), teils unterscheiden sie sich kaum vom Vorjahr. Das gilt auch für den Spargel selbst: „Die Preise sind wie letztes Jahr. Der Anbau ist zwar teurer, weil die Erntekosten höher sind (Anm. Red.: ein Grund ist der Mindestlohn), aber das bleibt an den Landwirten hängen und wird nicht an den Verbraucher weitergegeben“, erklärt Christiane in der Beeck-Bolten vom Dümptener Bauernhof, die vom Beckmannshof (Kirchhellen) beliefert wird. Bei ihr kostet das Kilo je nach Qualität sechs bis 15,50 Euro – die ganze Saison durch. Für 15,50 Euro bekommt man Stangen der Klasse 1, bereits geschält. Die Nachfrage nach Spargel sei in diesem Jahr bisher durchschnittlich.

Apropos durchschnittlich: Jeder Deutsche isst laut Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung im Durchschnitt 1,7 Kilo Spargel pro Jahr. Und das Gemüse ist gesund. Spargel enthält nur 150 Kalorien pro Kilogramm, besteht zu 93 Prozent aus Wasser, hat wenig Fett und Kohlenhydrate. Er enthält aber Kalium, Kalzium, Phosphor, die Vitamine A, E und K, Stickstoff. Wer Nieren- und Harnsäureprobleme habe, solle auf Spargel aber lieber verzichten, darauf verweisen Fachleute.

Mülheimer Kochprofis geben Tipps für die Spargelzubereitung

Wie bereiten die Kochprofis den Spargel zu? Welche Tipps können sie geben? „Ins Wasser kommen Butterflöckchen, Zitrone, Salz und Zucker. Zu Beginn der Saison etwas mehr Zucker, denn dann hat der Spargel oft noch eine stärkere Bitternote. Ab Mitte Mai lässt das aber nach“, sagt Thomas Möllecken. „Der Spargel darf nicht in sprudelnd kochendem Wasser zubereitet werden, er muss sieden“, erklärt Claudia Thiesmann. Empfohlene Kochzeit: acht bis zwölf Minuten (je nach Dicke). Und: Je nachdem, ob man die Stangen al dente oder weich mag. Bissfest ist gerade modern, aber: „Die älteren Herrschaften mögen den Spargel in der Regel aber immer noch weich“, weiß Thomas Möllecken.

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Das Interesse an Spargelgerichten sei etwas rückläufig, hat Jörg Thon festgestellt, „denn die Jüngeren essen ihn gar nicht mehr so gerne. Da ist er nur ein Gemüse unter vielen.“ Früher habe man das Spargelkochen daheim mehr zelebriert. Von April bis Mitte Juni gab es ihn häufig, er galt als Festessen. Neben dem Sieden der edlen Stangen gibt es übrigens auch andere Zubereitungsarten für den Spargel: Man kann ihn, so die Mülheimer Küchenchefs, geschält und in rohem Zustand im Ofen oder auf dem Grill garen. „Dann hat er ein leichtes Röstaroma - und kann gut mit Olivenöl serviert werden“, so Claudia Thiesmann.

Spargel kann man auch grillen - wie hier zusammen mit Kartoffeln und Fleisch.
Spargel kann man auch grillen - wie hier zusammen mit Kartoffeln und Fleisch. © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff

Zwei Rezepte: Spargel gegrillt oder als Salat mit Blaubeeren

Grüner Spargel vom Grill

Zutaten

1 Kilo grüner Spargel

3 EL Olivenöl

Zitronensaft, Salz, Pfeffer

Parmesan am Stück

Zubereitung

Den Spargel waschen, die holzigen Enden abschneiden. Die empfindlichen Stangen werden zunächst bei mittlerer direkter Hitze (160-180 °C) für fünf bis sechs Minuten gegrillt. Währenddessen Olivenöl mit etwas Zitronensaft vermischen. Die gegrillten Spargelstangen darin gewendet. Anschließend die geölten Stangen in Aluschale oder Gusspfanne legen, salzen und pfeffern, mit Parmesan bestreuen. Dann für weitere fünf/ sechs Minuten auf den Grill, bei geringerer Hitze, im indirekten Bereich des Grills.

Spargel-Salat mit Holunderblüten-Dressing

Zutaten

Grüner Salat

400 g weißer Spargel

400 g grüner Spargel

frische Blaubeeren

für Dressing:
2 TL Holunderblütensirup
3 EL Apfelessig
8 EL Öl
1 TL Senf
etwas Salz und Pfeffer

Zubereitung

Salat in schmale Streifen schneiden und auf Teller verteilen, bissfest gekochten Spargel in Stücke schneiden auf Salatstreifen drapieren, einige Blaubeeren darüber streuen, Dressing darüber geben. (Alternative: mit halbierten Cherrytomaten oder Erdbeeren zubereiten)

Wissenswertes zum Frühjahrsgemüse

Früher wurde Spargel meist mit den Fingern verzehrt. Die Bestecke der damaligen Zeit waren aus Silber oder nicht-rostfreiem Stahl und liefen durch die schwefelhaltigen Verbindungen im Spargel an. Das Essen von Spargel mit den Fingern stellte keine Verletzung der Tischsitten dar. Da die zarten Köpfe schneller garen als der Rest, sollte Spargel aufrecht in einem schmalen, hohen Spargeltopf bei mäßiger Temperatur gegart werden. Der Topf darf nicht aus Aluminium sein, da sich der Spargel sonst grau verfärbt.Deutschland war 2021 der viertgrößte Spargelproduzent weltweit, nach China, Peru und Mexiko. 119.270 Tonnen wurden produziert. 2021 importierte man 27.276 und exportierte 4.658 Tonnen Spargel. Wichtige Anbaugebiete in NRW sind: linker Niederrhein, Brüggen-Bracht und Effeld (zwischen Köln und Bonn), Münsterland, die Gegend zwischen Ruhrgebiet und Münsterland, Senne (bei Paderborn).Guten weißen oder violetten Spargel erkennt man an geschlossenen Köpfen, gleichmäßigem Wuchs, einem noch feuchten Ende und dem quietschenden Geräusch, wenn man die Spargelstangen aneinander reibt.Spargel hält sich im Kühlschrank zwei bis drei Tage, wenn man ihn in ein feuchtes Handtuch einwickelt. Er kann geschält (und auch gekocht) eingefroren werden. Schälen nach dem Einfrieren und Auftauen ist nicht möglich.