Mülheim. Der ehemalige OB ist auch mit 82 Jahren noch für Mülheim im Einsatz. Seine jüngste Mission: ein Masken-Skandal von beträchtlichem Ausmaß.

„Was willst du Opa denn eigentlich?“, ist Hans-Georg Specht neulich von einem Jugendlichen gefragt worden. Specht hatte den jungen Mann dabei ertappt, wie er Müll in die Botanik geworfen hat, und da kennt der 82-Jährige keinen Spaß. Der junge Mann hätte sich den flotten Spruch vermutlich auch eher verkniffen, wenn er gewusst hätte, wer ihm da gegenüberstand. Denn Hans-Georg Specht ist nicht nur pensionierter Polizeihauptkommissar. Der 82-Jährige war in den Neunzigerjahren auch mal Oberbürgermeister dieser Stadt, und zwar der erste CDU-Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt, der sich mit den Grünen auf eine Koalition einließ.

Auch heute bringt er in gewisser Hinsicht Wertkonservatismus und Umweltschutz in Einklang, und zwar bei seiner neuesten Mission: Seit 17 Monaten nämlich deckt er einen Masken-Skandal der besonders hässlichen Sorte auf. So lange schon sammelt er auf Spaziergängen mit seinem Hund weggeworfene Corona-Masken auf. Was mit ein paar aufgepickten Masken begann, wurde zu einem Großprojekt. 5207 weggeworfene Schutzmasken hat er bereits von der Straße geholt und ordnungsgemäß entsorgt.

MEG bietet gratis Müllsäcke und Greifzangen an

„Das ist bemerkenswert“, sagt Jennifer Ebbers, Sprecherin der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft, und bietet Unterstützung an. Wer sich als Müllsammler engagiere, könne sich von der Abfallberatung Müllsäcke, Greifer und Handschuhe geben lassen und den gesammelten Müll an einem vereinbarten Sammelpunkt ablegen. „Da sind ja sicherlich einige Säcke zusammengekommen. Die müssen nicht im privaten Hausmüll entsorgt werden“, so Ebbers.

Der ehemalige Oberbürgermeister Hans-Georg-Specht hat in 17 Monaten gut 5200 Masken gesammelt.
Der ehemalige Oberbürgermeister Hans-Georg-Specht hat in 17 Monaten gut 5200 Masken gesammelt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

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Vor allem im Umfeld des Schulzentrums Saarn und an den Bushaltestellen zwischen Düsseldorfer Straße und Kölner Straße, auch auf dem Auberg wurde Specht fündig. Bei seinen Streifzügen in Sachen öffentlicher Sauberkeit sammelte er nicht nur Masken, sondern auch etliche ausgetrunkene Tetrapacks auf. Von Spaziergängern erntet Specht bei seinen Einsätzen immer wieder Anerkennung. Von so manchem Dreckspatz, den er auf frischer Tat ertappt und angesprochen hat, hagelt es aber auch Spott.

Specht appelliert an das Umweltgewissen der „Fridays for Future“-Generation

Neben dem jungen Mann mit dem flotten Spruch ist ihm besonders eine Begegnung in Erinnerung geblieben. So beobachtete er einen Jugendlichen dabei, wie er seinen ausgetrunkenen Tetrapack über eine Gartenhecke warf. Als er ihn auf sein Fehlverhalten ansprach, antwortete ihm dieser: „Ich bin doch Basketballer!“ und ging uneinsichtig seiner Wege. Andere zeigten sich einsichtig, entschuldigten sich und hoben die weggeworfene Maske oder den weggeworfenen Tetrapack wieder auf und warfen ihren Müll in den nächsten Mülleimer.

Über ein Erlebnis, das er als Wanderprediger in Sachen praktizierter Umweltschutz hatte, muss er noch heute lachen. Specht erzählt: „Einen Schüler, der seine Anti-Corona-Schutzmaske achtlos weggeworfen hatte, fragte ich: Was hältst du eigentlich von Fridays for Future? Seine Antwort kam prompt: Das ist echt cool! Als ich ihn dann fragte: Und warum verschmutzt du dann deine eigene Umwelt, wurde der junge Mann nachdenklich und hob die weggeworfene Maske kleinlaut wieder auf, während einer seiner Klassenkameraden mir im Weitergehen zurief: Das hast du echt cool gemacht, Opa!“