Mülheim. 350 Millionen Euro fehlen Mülheim jedes Jahr für die Straßenunterhaltung. Welche Abschnitte nach diesem Winter aktuell besonders betroffen sind.

Eigentlich war Oberbürgermeister Marc Buchholz am Sonntag nur zum Fußballgucken ins Styrumer Ruhrstadion gekommen. Doch in der Halbzeit kam ein Fan plötzlich in einer anderen Angelegenheit flehend auf ihn zu: „Bitte machen Sie etwas auf der Kölner Straße, sie ist nur noch eine Buckelpiste.“ Viele Fernfahrer in ganz Deutschland wüssten das bereits. „Ich brauche nur Mülheim zu sagen, dann sagen alle gleich: Aha, Kölner Straße.“

Dass der OB im Fußballstadion freilich keine Zusage machen konnte, liegt auf der Hand. Vermutlich wäre es ihm aber auch in jeder anderen Situation schwergefallen, denn für eine anständige Sanierung von Mülheims Straßen fehlt seit Jahren das Geld.

Mülheim: Immer weniger Gelder für die Straßenunterhaltung

„Die Straßenunterhaltung ist insgesamt arg gebeutelt“, sagt Frank Schöttler, Abteilungsleiter Straßenbau im Amt für Verkehrswesen und Tiefbau. 350 Millionen Euro hat sein Amt als Investitionsvolumen errechnet – und das nur, um den Status quo zu erhalten. „Fixe Gelder im Bereich der Straßenunterhaltung werden im Etat immer weiter eingekürzt“, klagt Schöttler.

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Und selbst wenn mehr Geld in der Kasse wäre, würde das nicht alle Probleme sofort lösen. „Ich bräuchte das Personal hier und die Firmen auf der anderen Seite, die es auch umsetzen müssten“, sagt Schöttler, der aktuell gleichzeitig Abteilungsleiter sowie Teamleiter für den Bau und den Betrieb von Straßen ist. Eine weitere wichtige Stelle sei seit über einem Jahr nicht besetzt. Auch das gehört zur Wahrheit.

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Den aktuellen Zustand beschreibt Schöttler so: „Wir hatten ein bisschen Schwierigkeiten, weil wir eine sehr kalte Phase vor Weihnachten hatten.“ An der Dümptener Oberheidstraße habe der viele Regen die Arbeiten zurückgeworfen.

Grundsätzlich wird im Winter aber mittlerweile durchgearbeitet. „Die Winter sind ja grundsätzlich eher mild und eine Asphaltstraße kann ich auch zwischen null und zehn Grad machen“, erläutert Schöttler. Nur Pflasterungen werden eher zwischen Frühjahr und Spätherbst gemacht. „Falls es doch zu kalt ist, melden Firmen von sich aus Bedenken an“, so der Experte. Dafür sind im Winter die Materialien besonders teuer, weil mit einem Mischgut gearbeitet wird.

Vorgeschädigte Mülheimer Straßen bröckeln weiter auf

Kälte und Regen sorgen allerdings dafür, dass bereits vorgeschädigte Straßen weiter aufbröckeln. „Es passiert leider jeden Tag etwas“, weiß Schöttler. Erst seit Kurzem kann der städtische Bauhof einen zweiten Asphaltwagen nutzen, um bei ganz akuten Fällen rausfahren zu können.

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Eine Liste von 16 Straßen hat der Bauhof zusammengestellt, wo die Mitarbeitenden im Winter mehrfach angefordert wurden oder wo die Straßenbegeher Schäden erkannt haben. Diese sind aber nur auf wichtigen Straßen – vor allem in der Innenstadt – wöchentlich unterwegs. Alle anderen Straßen werden monatlich abgegangen, in Außenbezirken sogar nur quartalsweise. Vieles laufe auch über Meldungen von Bürgerinnen und Bürgern.

Stadt Mülheim: „Nur Flicken helfen auch nicht mehr“

Das sind die besonders betroffenen Straßen

Diese Straßen hat der Bauhof für eine besonders dringliche Sanierung eingestuft: Buggenbeck, Amundsenweg, Max-Halbach-Straße, Nollendorfstraße, Wackelsbeck, Kirchbachstraße, Am Wasserturm, Felackerstraße, Heinrich-Bertrand-Höhe, Saarner Straße/Wintgensweg, Parallelstraße zwischen Leineweberstraße und Tourainer Ring, Grüner Weg, Heinrich-Lemberg-Straße, Priesters Hof, Gneisenaustraße und Klopstockstraße.

„Da sind Straßen dabei, da helfen neue Flicken auch nicht mehr“, weiß Frank Schöttler. Die fehlenden Finanzmittel führten mancherorts zu Irritationen. „An der Südstraße hatten wir keine Gelder für eine neue Decke. Da kommen schnell die Rückfragen: ,Warum macht ihr nicht alles?‘“

Durch Rückstellungsmittel, die innerhalb von vier Jahren auszugeben sind, hat die Stadt aber zumindest einen kleinen Spielraum. „Wir können 100 bis 200 Quadratmeter Asphalt machen, wenn die Gelder bewilligt werden“, sagt der Straßenbauchef.

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Zum Beispiel stehe die Saarner Straße in Höhe des Wintgensweges schon für einige Jahre im Haushalt. Zudem laufe gerade die Ausschreibung für einen Neubau der Nollendorfstraße auf der Heimaterde. „Die Klopstockstraße im Dichterviertel wird auch absehbar kommen, da wurden schon vorab Versorgungsleitungen gelegt“, erklärt Schöttler.

Auch für den Bereich Max-Halbach-Straße/Wackelsbeck auf der Heimaterde sowie die Buggenbeck und die Gneisenaustraße in Heißen seien Mittel beantragt worden.

„Für den Rest ist ad hoc noch nichts geplant, wir werden aber alle besonders betroffenen Straßen in irgendeiner Art anmelden“, verspricht Schöttler.