Mülheim. Mitten in Mülheim leben zahlreiche Füchse. Nun schildert ein Hundebesitzer auf Facebook eine „Beinahe-Attacke“. Der Fall wirft einige Fragen auf.

In Mülheim scheint es von Rotfüchsen nur so zu wimmeln. Schnappschüsse der spitznasigen Jäger, wie sie durch private Gärten streifen, werden auch in lokalen Facebook-Gruppen gerne geteilt und lebhaft kommentiert. Gesichtet werden die nachtaktiven Füchse vorwiegend in den Abendstunden und quer durch die Stadt: nahe der Friedhöfe in Speldorf, Holthausen oder Dümpten, aber auch mitten in Heißen oder Saarn.

Sie lösen gemischte Gefühle aus: Die einen freuen sich, wenn „ihr“ Fuchs vorbeikommt, andere sorgen sich um ihre Hühner, Kaninchen oder ihren Hund. Erst kürzlich warnte ein Zwergpinscher-Besitzer die Facebook-Community nach einer unheimlichen Begegnung: „Achtung, mein Hund wurde gerade im Wittkampbusch in Dümpten von einem großen Fuchs beinahe angegriffen...“ Er habe den Fuchs mit Hilfe einer Taschenlampe und lauter Rufe verscheucht. Der Hundebesitzer schreibt aber auch, er gehe täglich durch den Park, sehe öfter Füchse, doch die blieben normalerweise auf Abstand. Dieser nicht. Einige mutmaßen: Hat der Fuchs Junge? Hunger? Oder gar Tollwut?

Zuletzt 2019 Staupe-Fälle bei Füchsen in Mülheim nachgewiesen

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Das ist nahezu ausgeschlossen. Laut Robert-Koch-Institut trat der letzte identifizierte Tollwutfall bei einem Wildtier (außer Fledermäusen) in Deutschland 2006 auf - tatsächlich bei einem Fuchs. Seit 2008 gelte Deutschland als tollwutfrei. Was tatsächlich für ungeimpfte Hunde gefährlich, sogar tödlich sein kann, ist das Staupevirus. Eine Infektion äußert sich ähnlich wie Tollwut. Zuletzt vor vier Jahren, im März 2019, warnte das Mülheimer Veterinäramt öffentlich davor - damals wurde das Virus bei zwei toten Füchsen und einem erkrankten Tier nachgewiesen.

„Fälle von Staupe sind aktuell nicht bekannt“, heißt es bei der Stadt Mülheim. Wer einen auffälligen Fuchs sieht, kann sich gleichwohl an das Veterinäramt wenden oder beispielsweise auch an die Polizei. „Die Informationen werden an die zuständigen Stellen weitergeleitet, so dass sich dann in jedem Fall jemand darum kümmert“, erklärt Stadtsprecherin Tanja Schwarze.

Auf Mülheimer Friedhöfen sind viele Füchse heimisch

Füchse leben schon lange mitten in den Städten. Ihre Population in Mülheim ist nicht erfasst, weder die städtische Forstverwaltung kann ihren Bestand schätzen noch die Kreisjägerschaft Mülheim. Deren Sprecherin Anke Gleichmar sagt, besonders auf den städtischen Friedhöfen seien die Füchse sehr heimisch. „Wir hatten auch schon einen Fuchs, der an der Tomate, mitten in der Stadt, in die Ruhr gesprungen ist. Fakt ist, dass sie sich rege vermehren.“

Der Fuchs, den die Feuerwehr im März 2019 aus der Ruhr retten musste, war an der Mendener Straße von einer etwa zehn Meter hohen Mauer in den Fluss gesprungen. Er wurde völlig erschöpft am Ufer geborgen, vom zuständigen Jagdpächter mitgenommen und wenig später wieder freigelassen.

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Laut Nabu Nordrhein-Westfalen liegen die Fuchsbestände in NRW seit Mitte der 1990er Jahre „auf einem historischen Höchststand“. Rotfüchse seien „Nahrungsgeneralisten“ und sehr anpassungsfähig. Die Sprecherin der Kreisjägerschaft erklärt: „Sie sind sogenannte Kulturfolger, die sich ihre Nahrung dort holen, wo es einfach ist. Und einfach sind Katzenfutter, Komposthaufen oder Mülltonnen.“

Gefährlich für Haustiere wie Kaninchen oder Hühner

Sind sie denn nun gefährlich für Haustiere? Wenn jemand Kaninchen, Hasen oder Meerschweinchen im Garten hat oder Hühner hinter dem Haus, sei Angst um die Tiere durchaus berechtigt, sagt Anke Gleichmar. „Gerade bei Hühnern. Denn wenn der Fuchs einmal im Gehege ist, holt er sich nicht nur ein einziges Huhn, um es zu fressen, sondern versucht den kompletten Bestand zu meucheln.“ Hühner sollten also sicher eingezäunt werden. Und bei Hunden sei wichtig, dass sie gegen Tollwut und Staupe geimpft sind, denn Füchse könnten sie durchaus als Artgenossen ansehen.

Füchse würden in Mülheim auch geschossen, ergänzt die Sprecherin der Kreisjägerschaft - im Uhlenhorst und am Auberg. Aktuell - bis 15. Juli - herrscht aber Schonzeit, damit die Wildtiere, auch Füchse, in Ruhe ihren Nachwuchs aufziehen können. Und mitten in der Stadt, „da ist der Straßenverkehr die mit Abstand größte Gefahr für Füchse“, sagt die Mülheimer Jägerin.