Mülheim. Der Wittkampbusch stand einst auf freiem Feld in Dümpten, diente als Brennholzspender. Heute ist er Spielplatz und mit der Siedlung verwachsen.

Der gesuchte Ort aus der Folge 75 war etwas schwieriger. Die Grünanlage existiert heute noch. Aber der Freiblick über die Felder ist mit der Bebauung der Umgebung verloren gegangen. Das Foto zeigt den Wittkampbusch. „Den kenne ich auch“, werden nun viele Dümptener sagen. Die Kirche im Hintergrund der älteren Postkarte hätte ein Anhaltspunkt sein können.

„Eine tolle Aufnahme. Es ist der Wittkampbusch in Dümpten“, schreibt Klaus Godder. Diese Grünanlage „war sozusagen der Dümptener Stadtwald. Habe meine Kinder- sowie Jugendzeit in Dümpten verlebt“, fügt der Leser hinzu. „Die brennstoffarme Nachkriegszeit hat er kaum überstanden“, heißt es dazu in einem Mülheimer Postkartenbuch.

Rechts im Hintergrund ist die evangelische Kirche an der Oberheidstraße zu erkennen.

Behäbige Höfe im „Königreich Dümpten“

Das Foto für die Postkarte soll in den 1920er Jahren entstanden sein. Die Kleidung der Mädchen sei typisch für diese Zeit gewesen, sagen Historiker. Obwohl die Industrie langsam, aber stetig wuchs, „war in Mülheims Umgebung vor und nach dem Zweiten Weltkrieg noch viel, viel Platz“, schrieb Heinz Hohensee vom Geschichtsverein vor 40 Jahren in seinem Vorwort. „Nur die zum Teil jahrhundertealten Höfe lagen breit und behäbig innerhalb ihrer Ländereien. So ist auch die Bezeichnung ,Königreich Dümpten’ leicht erklärlich“, erklärte Heinz Hohensee.

Der Wittkampbusch war damals ein kleines Wäldchen, mitten in der Freifläche der Felder gelegen. Es diente als Naherholungsgebiet und Rückzugsareal für Tiere. Die Bäume übernahmen auch eine Schutzfunktion, indem sie Winde bremsten, damit die Böen nicht ungehindert über das Land fegen konnten. In den eisigen Wintern der Nachkriegszeit haben sich Dümptener dort auch ihr Brennholz geholt.

Bis heute ein Naherholungspark

Heute ist der Wittkampbusch umgeben von Siedlungshäusern und noch immer ein Naherholungspark. In einem Gedicht über Dümpten heißt es: „Der Wittkampbusch wurde mächtig frisiert, der als Park natürlich zu Dümpten gehört. Alle Buchenbäume durch Luftminen abgehauen, heut kann man nur noch die Hülskrabben schauen. Kein Strauch von 1913 mehr. Doch kamen schöne Wege her. Dort zu spazieren ist Hochgenuss, denn der ganze Park ist jetzt prächtig in Schuss.“

„Dümpten war nach dem Krieg noch ein ländlicher Stadtteil, ein Streudorf, geprägt von Bauernhöfen, eingebettet in Wiesen und Felder“, steht auch auf der Homepage des Bürgervereins. Weil die Bevölkerung der Stadt aber schnell wuchs, hatten die Siedlungsplaner bald „die Kartoffel-, Rüben- und Getreidefelder der Dümptener Bauern Roland, Schroer, Neulen und Kempgen am Fuß des Schildberges und des Wittkampbusches im Visier. Zwischen Heiermannstraße, Denkhauser Höfe und Mellinghofer Straße lagen die geeigneten Flächen für eine große Siedlung. Dort sollte die so genannte HOAG-Siedlung entstehen.“

„Für einen heute unvorstellbar geringen Preis von etwa 1,30 DM pro Quadratmeter wechselten die Grundstücke ihre Besitzer“, heißt es in der Rückschau. „Geplant wurden zwei- und dreigeschossige Einzel- und Doppelhäuser mit viel Grünfläche zwischen den Häusern. Mitten durch die Siedlung verlief eine Hochspannungsleitung, die später nach Westen über das freie Feld zur Oberhausener Stadtgrenze verlegt wurde.“

Spielplatz im Juli 1967 bei Regen eröffnet

In der Siedlung auf dem Bruch und deren Umfeld lebten zuerst junge und kinderreiche Familien. Daher musste ein Kinderspielplatz her. In der Chronik der Schildbergschule ist dazu festgehalten: „Im Juli 1967 wird ein Kinderspielplatz hinter unserer Schule eingeweiht. Eine großartige Anlage, die auch von unseren Schulkindern genutzt werden kann.“

Die Zeitungen schreiben damals, dass Oberbürgermeister Heinrich Thöne den Spielplatz bei „kaltem und regnerischem Wetter unter Beteiligung vieler Kinder eröffnete“. Der Spielpark war 14 500 Quadratmeter groß, 13 500 davon ausgebaut. Es gab einen Robinson-Spielplatz (Kletterteil, Holzschiff, Burgenteil, Balancier- und Laufsteg), einen Bolzplatz sowie einen Bereich für Mutter und Kind. Die Anlage kostete damals 160 000 DM, 20 000 spendete die HOAG.

Nach mehr als vierzig Jahren wurde der inzwischen ramponierte Spielplatz umgestaltet und 2009 erneut eingeweiht. Spielplatz mit Bolzplatz und ausgedehnten Grünflächen gehört heute sicher zu einem der schönsten in Mülheim, sagen die Anlieger.