Mülheim. Immer mehr Kinder bleiben über Mittag in der Kita und essen dort. Wir haben die Speisepläne und Philosophien der Mülheimer Kitas verglichen.

Viele Kinder bleiben von morgens bis nachmittags in der Kita und essen in der Einrichtung Frühstück und Mittag. Aber was steht überhaupt auf den Speiseplänen in Mülheims Kitas und gibt es bestimmte Vorgaben?

Die Mülheimer Kindertagesstätten haben kein einheitliches Konzept – es hängt vom Träger ab, was den Kleinsten serviert wird. Daniela Heimann ist Vorsitzende im Stadtelternrat, der die Einrichtungen aller Träger vertritt. „Grundsätzlich freuen wir uns, wenn man sich an den DGE-Richtlinien orientiert, um gesund und ausgewogen zu ernähren“, sagt sie. Es sei wichtig, dass „die Kinder miteinbezogen werden und die ganze Lebensmittelkette begleiten“.

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Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist eine Initiative, die sich für gesunde Ernährung und mehr Bewegung einsetzt. An den Ernährungsrichtlinien der DGE für die Verpflegung in Kitas, orientieren sich viele Einrichtungen. So heißt es etwa, dass es an fünf Verpflegungstagen einmal Fisch und einmal Fleisch oder Wurst geben sollte. Darüber hinaus soll es an jedem Tag Getreide, Getreideprodukte oder Kartoffeln sowie Gemüse geben.

In den städtischen Kitas gibt es zum Mittagessen in der Regel zweimal die Woche Fleisch, einmal Fisch und zweimal fleischlose Gerichte, erklärt Tanja Schwarze, Pressesprecherin der Stadt. Dabei werde Wert auf saisonale Produkte gelegt. Die Art von Fisch und Fleisch wechsele beständig. In Einzelfällen könne auch fleischloses Mittagessen angeboten werden. In 26 Kindertagesstätten werde täglich frisch gekocht und die restlichen Einrichtungen werden von einem Caterer beliefert.

Tanja Schwarze, Pressesprecherin der Stadt Mülheim.
Tanja Schwarze, Pressesprecherin der Stadt Mülheim. © Walter Schernstein | Walter Schernstein

Darüber hinaus können die Kinder in allen städtischen Kitas frühstücken. „Kleinere Angebote, wie aufgeschnittenes Gemüse oder Obst und anlassbezogene Schlemmerei, gehören darüber hinaus selbstverständlich zum gelebten Alltag unserer Einrichtungen“, so Schwarze.

In den Kindertageseinrichtungen des Zweckverband Katholische Tageseinrichtungen gebe es, wie in den städtischen Einrichtungen, in der Regel zweimal die Woche Fleischgerichte, einmal die Woche ein Fischgericht, sowie zweimal vegetarische Mahlzeiten. Beim Fleisch handele es sich oftmals Geflügel, da einige Familien aufgrund von religiösen Hintergründen kein Schweinefleisch essen, so der Verband auf Nachfrage.

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Die Gerichte würden tiefkühlfrisch angeliefert und dann mithilfe eines Heißluftdämpfers erhitzt, erklärt Lina Strafer vom Kita-Zweckverband. „Neben den Hauptmahlzeiten werden den Kindern außerdem frische Snacks wie Obst oder Rohkost angeboten.“ Die Kinder essen nicht nur gemeinsam, sondern nehmen laut Strafer an der Gestaltung des Speiseplans aktiv teil, denn sie können sich Gerichte wünschen oder auch bewerten.

Mülheimer Kita setzt auf austauschbare Komponenten

Die Kindertagesstätte „Auf den Hufen“ ist eine Kita der Contilia Gmbh. Das Essensangebot in der Kita sei sehr flexibel, sagt Andrea Rosin, Leiterin der Einrichtung. Die Kindertagesstätte „Auf den Hufen“ habe ein Portal, hinter dem ein Caterer stecke. Die Kita-Leitung habe die Wahl aus vier verschiedenen Gerichten pro Tag. Jede der Komponenten wie Gemüse, Fleisch oder Fisch sei austauschbar. Daher könne sie das Mittagessen gut an die Bedürfnisse und Vorlieben der Kinder anpassen. „Manchmal passt es, manchmal nicht“, sagt die 58-jährige.

Wenn zum Beispiel Kohlrouladen angeboten werden, wähle sie ein anderes Gericht aus. „Es muss übersichtlich sein, gemischtes Gemüse wird nicht gern gegessen“, sagt die Erzieherin mit 37 Jahren Berufserfahrung. Das Frühstück bringe jedes Kind selbst mit und zum Mittag werde zusätzlich noch einen Obst- und Gemüseteller angeboten.

Die Tageseinrichtung für Kinder „Kunterbunt“ der evangelischen Kirche werde ebenfalls von einem Caterer beliefert und richte den Speiseplan nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung aus, erklärt die Leitung Tanja Habergkamp im Gespräch. Dabei gebe es zweimal in der Woche Fleisch (Geflügel, Rind), zweimal vegetarische Gerichte und einmal ein Fischgericht. „Wir achten schon darauf, dass es nicht jeden Tag die gleiche Beilage gibt“, sagt Habergkamp. Außerdem sei es den Kindern freigestellt, was sie essen. „Keiner muss was essen, was er nicht mag“, erklärt die Leitung. Aber alle Kinder bekämen alles auf den Teller, damit sie probieren können.

Uschi Weitz ist Leiterin der Kindertagesstätte „Arche“ in Holthausen. Die Einrichtung gehört seit 2021 zur Graf-Recke-Stiftung. Die Kita „Arche“ hat eine Besonderheit in Bezug auf den Speiseplan, denn dort wird fleischlos ernährt. „In unserer Tageseinrichtung gibt es bestimmt schon zehn Jahre kein Fleisch“, sagt Uschi Weitz. Trotzdem stünden Gerichte wie Schnitzel oder Nuggets auf dem Speiseplan, diese seien dann aber vegetarisch.

Die zweijährige Florentine füllt mit einer Kelle Gemüsesuppe auf ihren Teller.
Die zweijährige Florentine füllt mit einer Kelle Gemüsesuppe auf ihren Teller. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Die Kinder sagen dann: ‘Oh, heute gibt es Schnitzel’“, berichtet die Einrichtungsleiterin. Für die 62-Jährige sei ein gesundes Mittelmaß wichtig, denn „die Kinder essen auch zu Hause noch“. Bis jetzt gebe es keine Eltern, die gerne Fleisch auf dem Speiseplan gesehen hätten oder sich gegen die vegetarische Küche in der „Arche“ beklagt hätten. Die Elternbeiratsvorsitzende der fleischlosen Kita „Arche“, Stefanie Gieseke, habe nun ihr zweites Kind in der Einrichtung. Negatives Feedback zur fleischlosen Ernährung in der Kita habe sie bislang noch nicht gehört. „Die Verantwortung ist den Eltern selbst überlassen.“