Mülheim. Von Kurzarbeit keine Spur, im Gegenteil: Warum man bei Salzgitter Mannesmann Grobblech trotz weltwirtschaftlicher Spannungen zuversichtlich ist.

Gut ausgelastet ist das Mülheimer Werk der Salzgitter Mannesmann Grobblech GmbH zur Zeit. Am Montag legte der Stahlkonzern seine Jahresbilanz für das Geschäftsjahr 2022 vor. Demnach scheint die Auslastung der Mülheimer Werke von Mannesmann Grobblech und Europipe – einem Joint Venture der Salzgitter AG mit der Dillinger Hütte – derzeit stabil zu sein.

Aus dem Mülheimer Mannesmann Grobblech-Werk (MGB) heißt es daher auch auf Anfrage dieser Redaktion: „MGB ist aktuell gut ausgelastet und arbeitet hauptsächlich an Großaufträgen aus Mexiko und Australien.“ Gemeint sind die Projekte, für die auch die Mülheimer Europipe GmbH produziert: In Mexiko wird eine 715 Kilometer lange Offshore-Gasleitung realisiert, für die rund die Hälfte der Dickwand-Pipelinerohre aus Mülheim kommt. Nach Australien wird Material für eine 430 Kilometer lange Gas-Pipeline im Westen des Landes geliefert, die eine Offshore-Anlage mit einer neuen Flüssiggasanlage verbinden wird.

Durch Ukraine-Krieg steigt Bedarf an Flüssiggas – Mannesmann Grobblech profitiert

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Genau wie Europipe profitiert MGB laut einer Sprecherin von der gestiegenen Nachfrage nach Flüssiggas, für dessen Transport Produkte der beiden Mülheimer metallverarbeitenden Werke gebraucht werden. MGB liefert 50 Prozent der Vorprodukte für die Aufträge, an denen auch Europipe arbeitet, zu. Kernkompetenz von MGB, so ist es dem Geschäftsbericht zu entnehmen, ist die Produktion von Rohrblechen für On- und Offshore-Pipelines.

Aufgrund der vielversprechenden Auftragslage konnten laut MGB „auftragsbezogen temporär Mitarbeitende“ eingestellt werden. Eine Unternehmenssprecherin berichtet: „Aufgrund ihres branchenspezifischen Wissens sind bereits einige Vallourec-Mitarbeiter eingestellt worden.“ Weitere Gespräche mit Vallourec-Mitarbeitenden über den Wechsel zur Salzgitter Mannesmann Grobblech GmbH liefen aktuell. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben derzeit rund 400 Mitarbeitende.

Salzgitter-Konzern mit Grobblechwerk in Mülheim meldet Umsatzrekord

Für den gesamten Salzgitter-Konzern hieß es, dass das Geschäftsjahr 2022 trotz der massiven geopolitischen Verwerfungen mit 1,2 Milliarden Euro Vorsteuergewinn einen neuen Umsatzrekord sowie das zweitbeste operative Ergebnis der Unternehmensgeschichte hervorgebracht habe.

Rund 400 Mitarbeitende sind derzeit im Grobblechwerk der Salzgitter Mannesmann Grobblech GmbH in Mülheim beschäftigt (Archivbild).
Rund 400 Mitarbeitende sind derzeit im Grobblechwerk der Salzgitter Mannesmann Grobblech GmbH in Mülheim beschäftigt (Archivbild). © WAZ FotoPool | Roy Glisson

Kräftige Zuwächse, vor allem preis-, aber auch mengenbedingt, verzeichneten sowohl der Grobblech- als auch der Stahlrohrbereich, ist der Jahresbilanz zu entnehmen. Die beiden Grobblechproduzenten – neben dem Werk in Mülheim betreibt Salzgitter eines in Ilsenburg – profitierten demnach von einer vorteilhafteren Marktlage mit erhöhten Erlösen.

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Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete der Konzern rund 12,6 Milliarden Euro Außenumsatz. Die Produktgruppe Grobblech umfasste davon 15 Prozent. Die Umsatzerlöse lagen dem Geschäftsbericht zufolge bei Grobblech in 2022 bei knapp 1,9 Millionen Euro, im Jahr zuvor lagen die Umsatzerlöse in der Produktgruppe noch bei rund 1,4 Millionen Euro.

Krieg in der Ukraine: Wirtschaftliche Sanktionen haben keine negativen Einflüsse

Mit Blick auf den Großrohrbereich der Europipe-Gruppe, für deren Aufträge MGB Vorprodukte liefert, bescheinigt der Salzgitter-Geschäftsbericht fürs zurückliegende Jahr eine positive Entwicklung der Geschäftsaussichten: „Bei einer auch infolge des Russland-Ukraine-Konflikts geringeren Anbieterzahl wird nun mittel- und langfristig ein stabiles, tendenziell steigendes Projektgeschäft erwartet.“

Die von der EU gegenüber Russland und umgekehrt verhängten wirtschaftlichen Sanktionen haben Konzernaussagen zufolge keine wesentlichen Negativeinflüsse auf die Geschäftsmodelle. Im Gegenteil: Der durch die Sanktionen eingeschränkte Wettbewerb auf dem Grobblechmarkt sowie die außergewöhnlich hohe Nachfrage im Flachstahlbereich führte vielmehr kurzfristig zu positiven Ergebnissen.