Mülheim. Dem Ukraine-Krieg und galoppierenden Energiekosten zum Trotz: Die Salzgitter AG prognostiziert auch für ihre Mülheimer Werke kein düsteres Jahr.
Anders als Stahlriese Thyssenkrupp sieht die Salzgitter AG aktuell keine Notwendigkeit, sich wegen der Auswirkungen des Ukraine-Krieges oder den explodierenden Energiekosten über Kurzarbeit Gedanken zu machen. Die Beschäftigungssituation auch in den Mülheimer Werken von Mannesmann Grobblech und Europipe, einem Joint Venture der Salzgitter AG mit der Dillinger Hütte, ist offenbar stabil - mit einem Aber.
Am Montag präsentierte der Stahlkonzern seine Jahresbilanz für 2021 und blickte in die Zukunft. So verzeichnete er im Vorjahr nach zwei schwierigen Jahren mit 705,7 Millionen Euro sein bestes Vorsteuerergebnis seit 13 Jahren. Freilich waren die Garanten für den Geschäftserfolg nicht die Mülheimer Produktionsstätten auf altem Mannesmann-Areal. Das herausragende Ergebnis basiere insbesondere auf den Beiträgen der Geschäftsbereiche Flachstahl und Handel, heißt es aus dem Konzern mit seinen weltweit über 150 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften.
Millionen-Abschreibung: AG prognostiziert für Europipe deutlich weniger Erträge
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Apropos starker Handel: Bekanntlich sollen zwei Handelsgesellschaften von Salzgitter Mannesmann noch in diesem Jahr mit rund 220 Beschäftigten von Düsseldorf nach Mülheim umziehen – ein deutliches Signal, dass die AG den traditionsreichen Standort in Mülheim stärken will.
Stärkung tut not; Europipe und Mannesmann Grobblech hatten mitunter schwierige Jahre zu durchleben. So sah sich der Konzern nun veranlasst zu einer außerplanmäßigen Abschreibung in Höhe von 35 Millionen Euro bei Europipe. Hiermit trage man der Prognose Rechnung, dass „die langfristigen Zukunftsaussichten der Europipe-Gruppe deutlich weniger ertragreich zu sehen“ seien als in der Vergangenheit. Die laut AG einmalige bilanzielle Abschreibung werde „zukünftige Resultate entlasten“.
Auftrag für Pipeline an der Küste Westaustraliens sichert Beschäftigung in Mülheim
Gleichzeitig stellt der Konzern aber fest, dass das Mülheimer Europipe-Werk für das aktuelle Geschäftsjahr dank der Produktion des Auftrages „Scarborough Woodside“ an der Küste Westaustraliens in der Grundlast abgesichert sei. Schwierig sei die Lage in den US-Werken. Dort sei die Beschäftigungssituation unbefriedigend.
Der Großauftrag hilft auch dem Nachbarwerk von Mannesmann Grobblech. Der Grobblech-Produzent profitiert traditionell mit 50 Prozent an der Fertigung der Vormaterialien. Für die relevanten Märkte des Geschäftsbereiches Grobblech/Profilstahl konstatiert die Konzernmutter insgesamt eine verhalten positive Marktlage.
Salzgitter AG steigerte ihren Umsatz erheblich auf knapp 9,8 Milliarden Euro
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Insgesamt steigerte die Salzgitter AG ihren Umsatz deutlich von 7,1 auf knapp 9,8 Milliarden Euro. Das Umsatzplus basiere auf höheren Versandmengen und erheblich verbesserten Durchschnittserlösen der meisten Walzstahlprodukte. Bei 586,1 Millionen Euro Ergebnis nach Steuern (2020: -273,9 Millionen Euro) werden Vorstand und Aufsichtsrat der Salzgitter AG der Hauptversammlung am 2. Juni eine Dividende von 0,75 Euro je Aktie, und damit die höchste seit 2008, vorschlagen.
Für 2022 prognostiziert die AG knapp 11 Milliarden Euro Umsatz und einen Vorsteuergewinn zwischen 600 und 750 Millionen Euro. „Einen nochmaligen pandemiebedingten Einbruch der Wirtschaft stufen wir als eher unwahrscheinlich ein. Der Angriff Russlands auf die Ukraine und seine Folgen könnten jedoch ein abruptes Abbremsen der wirtschaftlichen Erholung bewirken und somit Auswirkungen auch auf unsere Konzerngesellschaften haben“, so Finanzvorstand Burkhard Becker. „Damit einhergeht die Gefahr eines weiteren Anstiegs der bereits sehr hohen Energiekosten. Somit bestehen aktuell kaum quantifizierbare Prognoserisiken.“ Aktuell aber, so der Vorstandsvorsitzende Gunnar Groebler, gehe man davon aus, „sehr robust“ durch die Krisen zu kommen.