Mülheim. Schock für einen Mülheimer: Kurz vor Eröffnung brannte sein Laden fast ab. Jetzt kann er endlich Vintage-Mode an den Mann bringen. „Mein Traum.“

Zwei Schaufenster hat das neueste Geschäft in Broich, jedes beklebt mit einer weißen Faust, die eine gespannte Zwille hält. Mülheimer Männer sollten sich davon nicht abschrecken lassen: Vor knapp einer Woche hat Markus-Josef Gees an der Kirchstraße seinen Second-Hand-Laden „Lumpenjunge“ eröffnet. Der 38-Jährige, der selber in Broich lebt, verkauft Vintage-Mode für Männer.

Manche kennen ihn noch als Store-Manager von „4330 Mülheim“ an der Wallstraße. Zuletzt war er in einer Mülheimer Marketingagentur tätig, aber augenscheinlich nicht glücklich. „Bevor der Burnout kommt, verfolge ich jetzt lieber meinen Traum.“ Bis dieser ausreichend Früchte trägt, jobbt er nebenbei noch als Fahrer für einen Lieferdienst. Die vergangenen Wochen waren hart, denn ein gefährlicher Zwischenfall warf Markus-Josef Gees und sein Projekt jäh zurück.

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Eigentlich wollte er schon am 22. Februar starten. Doch bei Renovierungsarbeiten ging etwas schief. Gefährlich schief. Fast wäre am Tag vor dem geplanten Eröffnungstermin der Laden ausgebrannt. Klebstoff hatte sich in einem der hinteren Räume entzündet, der als Büro genutzt wird. Es qualmte extrem. Zwei Löschzüge rückten an, doch Gees und zwei andere Männer konnten den Brand mit einem Schaumfeuerlöscher selber bekämpfen. Die Feuerwehr musste nur noch kontrollieren und lüften. Der 38-Jährige schildert den Vorfall als durchaus dramatisch. Sie hätten sich vor Flammen und höllischer Hitze retten müssen. Alles sei verschmutzt gewesen, doch kein Inventar verbrannt. „Gott sei Dank.“

Einen Monat später ist im sorgfältig dekorierten Verkaufsraum nichts mehr von dem Brand wahrzunehmen. Nur ein Stück hat unübersehbar gelitten: ein schwarz gerahmtes Poster an der Wand. Es präsentiert gesammelte Motivationssprüche: „Tue, was du liebst, und tu es oft … Höre auf dein Herz … Erfinde dich selbst … Träume groß … Glaube an dich“. Das Papier ist dem Feuer zu nahe gekommen, so dass es jetzt wirkt wie ein vertrocknetes, bräunliches Herbstblatt, am Rande angeschmort, eine Ecke fehlt. Markus-Josef Gees gefällt das Poster in diesem Zustand nicht weniger, im Gegenteil: „Es spricht Bände. So ist das Leben. Trotzdem muss es vorangehen.“

Richtig schön abgerockt: Markenjeans gibt es im Mülheimer Vintage-Laden „Lumpenjunge“ für etwa 25 Euro.
Richtig schön abgerockt: Markenjeans gibt es im Mülheimer Vintage-Laden „Lumpenjunge“ für etwa 25 Euro. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Original Vintage-Mode aus Lagerbeständen, kein Ankauf

Auch jedes Kleidungsstück, das „Lumpenjunge“ anbietet, hat schon ein Leben hinter sich. Hemden, Hoodies, Krawatten, Chinos, Bluejeans. Gees verkauft „True Vintage“, Originalkleidung ab den fünfziger Jahren, ausnahmslos A-Ware ohne Beschädigungen, die er aus Lagerbeständen bezieht. Er kauft keine ausrangierten Sachen an, wenngleich viele schon danach gefragt hätten. Es sei denn, jemand kommt mal mit einem ganz ausgefallenen Teil.

Man kann sich hier günstig einkleiden, aber auch exklusive Stücke erstehen. Markenjeans kosten 25 Euro, Hemden beginnen bei 15 Euro, Hoodies bei 20 Euro, je nach Alter und Zustand der Sachen kann es kostspieliger werden. Das aktuell teuerste Kleidungsstück im Laden ist ein handgefertigter Mantel zum Preis von 69 Euro. In einer Vitrine liegen Silberketten, witzige Aufnäher, Manschettenknöpfe. Ergänzend gibt es verschiedene Naturkosmetikprodukte für Männer. Aber: keine Schuhe.

Eröffnung in der Innenstadt? „Für mich unbezahlbar“

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Im Ladenlokal mit Blick auf die Neue Mitte Broich war jahrzehntelang die „Schmuckecke“ ansässig. Deren gelbes Geschäftsschild wurde einfach überschrieben, dort steht jetzt „Lumpenjunge“ in fetten schwarzen Lettern. Markus-Josef Gees sagt, er habe auch erwogen, seinen Shop in der Mülheimer Innenstadt zu eröffnen, vielleicht im Wallviertel, wie einst „4330 Mülheim“. Das Citymanagement hätte ihn dort auch gerne gesehen, „aber für mich ist das einfach unbezahlbar“.

Der Standort in Broich sei aber keineswegs zweite Wahl. Dort hat er das Schulzentrum in der Nähe, die Hochschule Ruhr West – potenzielle junge Kundschaft für Vintage-Klamotten. Den Start seines Geschäftes fand er jedenfalls „super“. Vertreter aller Altersgruppen seien neugierig auf den Neuen an der Kirchstraße, und genauso hat Gees es sich erhofft.

Lumpenjunge, Kirchstraße 4, Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10.30 bis 17.30 Uhr, samstags 11 bis 17.30 Uhr, www.lumpenjunge.com, Instagram: lumpenjungeoriginal

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