Mülheim. Die Verkehrswacht Mülheim macht Kinder fit für den Schulweg. Die Polizei warnt vor den Folgen der Lockdowns und appelliert an die Eltern.
Gewöhnungsbedürftig ist der Verkehr auf deutschen Straßen schon für Erwachsene, wie viel mehr gilt das für Kinder. Denen beizubringen, worauf auf dem Schulweg besonders zu achten, ist das Anliegen der Verkehrswacht, einem Verein, der schon 1923 gegründet wurde. Da begann der Siegeszug des Automobils gerade erst. Die Ära der Verbrennermotoren geht zwar bald zu Ende – 2035 sollen in der EU keine mehr neu zugelassen werden – die Unfallgefahr wird mit den leise surrenden Elektromotoren allerdings kaum sinken; eher dürfte das Gegenteil der Fall sein.
Und so engagiert sich die Mülheimer Verkehrswacht unter Leitung ihres Vorstandsvorsitzenden Gunter Zimmermeyer auch in diesem Jahr wieder für die Kleinsten im Verkehr. Bei der diesjährigen Auftaktveranstaltung „Sicher zur Schule“ in der DRK-Kita „Die Rettungsmäuse“ in Dümpten hatten die dortigen Vorschulkinder Gelegenheit, zu üben, worauf es ankommt beim Überqueren von Straßen oder beim Warten an der Ampel.
Verkehrswacht Mülheim will Kinder als Verkehrsteilnehmende stärken
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In kleinen Grüppchen ging es angeleitet von einer Trainerin der Verkehrswacht durch einen Hindernisparcours, danach gab es ein Heft, das spielerisch auf brenzligen Situationen im Verkehr hinweist. Und damit jede und jeder besonders in dunklen Morgenstunden auch gut gesehen wird, haben alle angehenden Schulkinder noch eine neonfarbene Warnweste und ein rotes Käppi bekommen.
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Gunter Zimmermeyer wies darauf hin, dass viele Kinder „unsicher auf der Straße“ seien, weswegen die Arbeit seines Vereines auch weiter wichtig sei. Möglich gemacht würden Aktionen wie in Dümpten durch eine seit 11 Jahren währende Zusammenarbeit mit Sponsoren, deren Vertreter vom Autohaus Wolf, von der Dekra und der Sparkasse ebenfalls vor Ort waren. Mehr als 80.000 Euro seien über die Jahre zusammengekommen.
Verkehrswacht will Erzieherinnen weiterbilden und Eltern stärker in die Pflicht nehmen
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Zimmermeyer will „Kitas dahin bringen, dass möglichst viele Erzieherinnen selbst Moderatorinnen werden“. „Moderatorinnen“ nennt die Verkehrswacht die Trainerinnen, die unter anderem mit Kindern das richtige Verhalten im Verkehr einüben. Nur so könne der Nachwuchs „getrimmt werden, sich zu bewegen“. Von einer Gruppe erhofft er sich mehr Unterstützung: „Die Eltern müssen engagierter werden!“ In diesem Zusammenhang lobte Zimmermeyer Bemühungen von Schulen, den Einsatz von sogenannten Elterntaxis einzuschränken.
Ebenfalls auf die Verantwortung der Eltern verwies Ulrich Sievers, Polizeidirektor und Leiter der Direktion Verkehr bei der Polizei Essen. Den Vorschulkindern riet er, sich an Mama, Papa, Oma und Opa zu wenden: Die sollten sie beim Einüben des neuen Schulwegs begleiten. Denn „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“, sie verfügten beispielsweise noch über ein eingeschränktes Gesichtsfeld.
Unfallzahlen 2022 in Mülheim gestiegen
Viele – nicht nur Kinder – müssten nach den Pandemiejahren auch erst „wieder reinkommen“, sie hätten das adäquate Verhalten im Verkehr „ein bisschen verlernt“, so Sievers. Je weniger die Kinder in den letzten Jahren aus dem Haus kamen, umso unerfahrener sind sie jetzt im Verkehr. Ziel sei es dagegen, sie „zu selbstständigen Verkehrsteilnehmern zu erziehen“.
In der Unfallstatistik machen sich die Coronajahre erst einmal positiv bemerkbar: Unfälle mit Kindern gab es 2020 in Mülheim 35, 2021 waren es schon 48, 2022 dann 53. Damit die Zahlen nicht weiter steigen, plant die Verkehrswacht 2023 weitere Aktionen. Wer die Verkehrswacht selbst als Moderator/in unterstützen will, findet hier Informationen.