Mülheim. Mehr Bildung und Grün, schöner Wohnen und bessere Mobilität: Ein neues Konzept soll all das für Mülheim-Styrum erfüllen. Kann es auch liefern?

Mehr Bildungsangebote, mehr Begegnungsorte, eine bessere Mobilität im Stadtteil und auch schöneres Wohnen – das sind im Kern die Forderungen, die Styrumer Bürgerinnen und Bürger für ihren Stadtteil im vergangenen Juni gestellt haben. Vor allem der Süden Styrums jenseits der Bahntrasse forderte Unterstützung für junge Leute ein. Kann das lang erwartete Handlungskonzept „Styrum – kreativ bewegt“ liefern?

Zumindest die Hoffnung ist berechtigt, denn mit der Analyse des Stadtteils verbunden sind erhebliche Fördermittel, die in die Maßnahmen fließen können. Fünf Bereiche hat das vorläufige Handlungskonzept – denn es ist nur ein noch zu diskutierender Entwurf – definiert, in denen gehandelt werden soll: Städtebau/Wohnen, Freizeit/Grünräume, Mobilität, Wirtschaft/Arbeit, Bildung/Soziales/Kultur. Darunter sind 69 konkrete Maßnahmen zur Verbesserungen beschrieben.

Langersehntes Projekt soll wahr werden: Oberhausener Straße wird schöner

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Es wären Investitionen in wenigstens zweistelliger Millionenhöhe, denn allein zehn Maßnahmen, die mit Förderung durch den Städtebau unterstützt würden, rufen eine Summe von rund elf Millionen Euro auf. Zwischen zehn und zwanzig Prozent davon müsste Mülheim übrigens an Eigenanteil aufbringen. Laut Stadtplaner Daniel Bach gehen die Förderer davon aus, dass jeder aus öffentlichen Geldern investierte Euro rund sieben Euro private Investitionen nach sich zieht.

Zu den großen Maßnahmen zählt die wohl am dringendsten erwartete Verschönerung der Oberhausener Straße. Ihr Querschnitt soll auf rund 1,9 Kilometern vollständig überarbeitet werden und den Autoverkehr zusammen mit der Straßenbahn zweispurig in die Straßenmitte verlegen. Die Straßenränder hingegen machen nicht nur einen Fahrradweg möglich, sondern mehr Bäume und Bepflanzungen, die nicht nur gut aussehen, sondern auch das Klima der aktuell noch stark versiegelten Hauptverkehrsstraße verbessern.

Maßnahmen stärken schöne Fassaden, das Klima und öffentliches Leben

Das Parken wird dann nicht mehr – wie noch aktuell – nahezu überall möglich sein, sondern nur in bestimmten Zonen. Mit Kosten von sechs Millionen rechnet die Stadt allein hierfür, selbst wenn sie davon knapp 1,2 tragen müsste. Und apropos „gut aussehen“: Für ein schönes Straßenbild der Oberhausener Straße soll ein Fassadenprogramm sorgen, das allerdings davon abhängig ist, dass Eigentümer in ihre Häuser investieren.

Ein zweites Großprojekt dürfte die Aufwertung der Grünfläche Blumenthalstraße an der Autobahn 40 werden. Die rund 13.000 Quadratmeter große Fläche wird gern als Hundewiese genutzt, es gibt wenige Sitzmöglichkeiten. Das Bestehende will die Stadt daher mit einem Wasserspielplatz, neuer Pflasterung der Eingänge und Platzflächen sowie mit Hochbeeten erweitern. An Pflanzungen und Pflege können und sollen Bürger sich beteiligen. 1,6 Millionen Euro sollen hier investiert werden.

Ein Handlungskonzept für das zweigeteilte Styrum: Links der grüne Süden mit Schloß Styrum und Aquarius, rechts der oft stark verdichtete Norden mit der Oberhausener Straße aber auch dem Sportpark.
Ein Handlungskonzept für das zweigeteilte Styrum: Links der grüne Süden mit Schloß Styrum und Aquarius, rechts der oft stark verdichtete Norden mit der Oberhausener Straße aber auch dem Sportpark. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Mülheim Styrum – ein Stadtteil mit vielen Facetten

Und auch der Styrumer Bahnhof erhält einige Verbesserungen, die vor allem mehr Sicherheit geben sollen: So bekommt der Nordausgang eine bessere Beleuchtung und Einsehbarkeit des Parkplatzes und der Unterführung spendiert. Im Süden wird die angrenzende Grünfläche Steinkamp, Ecke Hauskampstraße mit Sitzmöglichkeiten, Skulpturen, zusätzlicher Bepflanzung und Mülleimern aufgewertet.

So will man den Styrumer Süden aufwerten

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Und der Süden? Er soll vor allem von Maßnahmen für Bildung/Soziales, Grünräume und Wohnen profitieren. Letzteres allerdings ist politisch nicht unumstritten: Alle drei Wohnprojekte – die Entwicklung an der St. Magnus Kirche, der Wohnungsbau Eisenstraße sowie die Nachverdichtungspläne auf dem Grundstück Moritz- und Eisenstraße – seien im ,grünen’ Süden angesiedelt und würden zum Teil sogar bestehende Freizeitflächen für Jugendliche verdichten, mahnte Silke Behrendt (Die Grünen) in der Bezirksvertretung den Widerspruch zum Ziel des Leitbilds „Kreativ bewegt“ und zu den Klimazielen im Stadtteil an.

Auch der Grüne Fraktionssprecher Axel Hercher fragte nach, was die Styrumer vom Leitbild hätten. Zumindest was die Bestrebungen angeht, Kunst und Kultur aufzubauen – etwa ein Kreativhaus an der Meißelstraße anzusiedeln oder aber das Projekt Artronaut an der Oberhausener Straße umzusetzen – würde dies in erster Linie Menschen von außen anziehen. Lob hingegen gab er für das Voranbringen der Styrumer Tangente, die eine positive verkehrliche Bedeutung nicht nur für das Gewerbegebiet, sondern auch den Verkehr im Viertel haben werde.

Das Gebiet zwischen Moritzstraße im Süden und Schlägelstraße im Norden soll mit Wohnbebauung nachverdichtet werden. Eltern fürchten um Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche.
Das Gebiet zwischen Moritzstraße im Süden und Schlägelstraße im Norden soll mit Wohnbebauung nachverdichtet werden. Eltern fürchten um Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Erleichterung nach langer Wartezeit auf ein Entwicklungskonzept

Zur Bebauung des Schulhofs samt Bolzplatz an der Eisenstraße verwies Stadtplaner Daniel Bach, der das Konzept in der BV2 vorstellte, auf den dazu bestehenden Beschluss. Der jedoch ist bei Styrumer Vereinen und Eltern umstritten, weil die Frage nach einem Ersatz für Bolzplatz, Turnhalle und Grundschule noch unbeantwortet ist. Für Bach aber sind die im Handlungskonzept vorgeschlagenen Projekte – auch solche der Wohnraumschaffung im Styrumer Süden – am Ende eine Abwägungsfrage, die von der Politik beantwortet werden müsse.

Viel Lob für den Vorstoß der Stadt gab es seitens der CDU und SPD: „Volle Zustimmung, den nächsten Schritt zu tun“, gab Petra Seidemann-Matschulla (CDU) zu verstehen und auch Holger Remming (SPD) äußerte sich mit kleinem Seitenhieb auf die sehr lange Entwicklungsphase dennoch positiv: „Was lange währt, wird endlich gut.“

So kann man sich noch einbringen

Bis zum 4. April aber können Ergänzungsvorschläge von der Politik und der Bürgerschaft eingebracht werden unter: Beteiligung-styrum@muelheim-ruhr.de.

Erst danach wertet die Verwaltung die eingereichten Anregungen aus, um daraus eine endgültige Fassung für einen Beschluss in den politischen Gremien zu erstellen.