Mülheim. In Mülheim-Styrum soll ein internationaler Kreativstandort entstehen. Der Inhaber des Holzhandels Breuer investiert einen Millionenbetrag.
Es könnte eine besondere Chance für einen gebeutelten Stadtteil werden: In Styrum soll in den nächsten Jahren ein Kreativzentrum entstehen, ein Standort für internationale Künstler mit Ateliers, Event-Studios und Wohnräumen. Schon Ende des Jahres soll der Umbau des Holzhandels Breuer an der Oberhausener Straße 225 starten – zum „Artronaut space for art“.
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Vor über 100 Jahren als Lieferant für Grubenholz gegründet und seit 1948 am Styrumer Standort aktiv, hat die Holzhandlung Breuer zwar den Strukturwandel nach dem Ende der Zechen mitgemacht, will nun aber eine komplette Kehrtwende hinlegen und das Areal weiterentwickeln zum Ort der Kultur. „Es ist ein Bekenntnis zum Ruhrgebiet“, sagt Heiner Breuer, der in den nächsten Jahren einen siebenstelligen Betrag investieren will. „Es gibt hier keine Szene für bildende Kunst.“
Mülheim-Styrum: Ateliers, Wohnungen und Studios auf 11.000 Quadratmetern
Das soll sich ändern auf den 11.000 Quadratmetern Fläche in Styrum. Zunächst soll das Bestandsgebäude umgebaut werden. Heiner Breuer und Gunvar Blanck, Inhaber des Planungsbüros GUNVØR, rechnen mit der Baugenehmigung im Herbst. In den bisherigen Werks- und Bürogebäuden des Holzhandels soll ein Co-Working-Café entstehen sowie Großstudios für Veranstaltungen wie Ausstellungen, Theater und Konzerte.
Ein neues Gebäude – umgebaute Seecontainer auf einer Art riesigem Betontisch, den man unterlaufen kann – soll Platz bieten für „Tiny Apartments“, zwischen 28 und 45 Quadratmeter große Wohnungen für Künstler. Blickfang im Winkel der Apartments soll ein 42 Meter hoher Treppenturm sein, den Lichtkünstler mit ihren Installationen bestrahlen. „Wir müssen etwas bieten, das andere nicht bieten“, sagt Breuer.
„Artists in Residence“-Programme: Internationale Künstler nach Mülheim holen
Mit „Artronaut“ will er Stipendiaten aus „Artists in Residence“-Programmen anziehen – Künstler aus Ländern, in denen die Kunst durch das Raster fällt, in denen sie ihren Lebensunterhalt mit ihren Werken kaum bestreiten können. Sie können sechs Monate lang im Styrumer „Artronaut“ leben und arbeiten. In einer großen Halle – dem dritten Gebäude auf dem Breuer-Areal – entstehen zwölf Ateliers, ausgestattet mit Kranwagen, in denen sie Kunst schaffen, sich austauschen, aber auch zurückziehen können.
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Wichtig für Breuer, der selbst Architekt ist: Der Standort soll keine Insel sein, kein Elfenbeinturm. Es soll nicht nur architektonisch eingebettet werden in die verwachsene, verbaute Styrumer Umgebung. „Wir wollen uns im Stadtteil vernetzen.“ So will er in gezielten Projekten zusammenarbeiten mit den Schulen, die direkt nebenan liegen: mit der Willy-Brandt-Gesamtschule und der Grundschule an der Augustastraße – und so auch bildungsfernere Familien mit der Kunst in Berührung bringen.
Finanzierung durch Events
Gewinn will Heiner Breuer nicht erzielen mit dem „Artronaut“-Projekt, aber es muss sich finanziell tragen. Einnahmen will er mit den Veranstaltungen vor Ort erzielen, das Ruhrgebiet sei unterbesetzt in Sachen Eventlocations.
Ein Anziehungspunkt und Alleinstellungsmerkmal soll der Treppenturm werden, dessen Höhe von 42 Metern sich an anderen Türmen im Stadtteil ausrichtet. „Die Lichtkunst hat eine gute Tradition im Ruhrgebiet“, sagt Breuer, der schon 1999 den Holzhandel um den Geschäftsbereich Projektentwicklung in Kunst, Architektur und Design erweitert hat.
2021 erste Veranstaltungen auf Breuer-Areal
Das Areal soll außerdem regelmäßig für Bürger geöffnet werden. Streuobstwiesen, ein Skulpturenpark, eine Verknüpfung zum ehemaligen Bauernhof nebenan – nur einige von vielen Ideen, um die Aufenthaltsqualität vor Ort zu steigern.
Corona hat Heiner Breuer und Gunvar Blanck ein halbes Jahr geraubt, nun soll es bald losgehen an der Achse zwischen Oberhausener und Augustastraße. Wenn alles gut läuft, können schon im kommenden Jahr die ersten Veranstaltungen im sanierten Bestandsgebäude gefeiert werden. Als Eröffnungsprojekt will Breuer mit der Ausschreibung eines internationalen Kunstpreises starten zum Thema: Was hat Corona mit der Kunst gemacht?