Mülheim. Esther Kocherscheidt, Pfarrerin im Mülheimer Norden, geht in Rente. Die Bibel hat ihr immer wieder geholfen – auch nach schmerzhaften Abschieden.

Als Pfarrerin glaubt Esther Kocherscheidt von Berufs wegen an das ewige Leben. Doch ihr Berufsleben ist ebenso begrenzt wie das aller Menschenkinder. Mit einem Abschiedsgottesdienst, der an diesem Sonntag um 11 Uhr in der Matthäuskirche an der Oberheidstraße gefeiert wird, endet ihr Dienst.

Mit ihrem Ruhestand beginnt für die evangelische Theologin, die mit ihrer Familie in einem Mehrgenerationenhaus im Schatten der Styrumer Immanuelkirche lebt, ein neues Leben. Kocherscheidt möchte mehr Zeit in ihrem Traumland Dänemark verbringen und Dänisch lernen. Sie hat schon einen entsprechenden Kurs des Katholischen Bildungswerkes Essen im Blick.

Pfarrerin aus Mülheimer: Nur im Team ließen sich die Probleme lösen

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Arbeit im Team war für die aus Wuppertal stammende und seit 1992 als Pfarrerin im Mülheimer Norden arbeitende evangelische Christin nie ein Problem, sondern Teil der Lösung für eine im permanenten Strukturwandel lebende Kirche. Diesen Strukturwandel in einer aus demografischen und gesellschaftlichen Gründen schrumpfenden Kirche musste sie als Pfarrerin mitgestalten und miterleiden. Das ging nicht ohne Kritik, Selbstkritik, Enttäuschungen und menschliche Verletzungen ab.

Kocherscheidt scheiterte mit ihrem Versuch, die Markuskirchengemeinde in die 2011 neugegründete Lukaskirchengemeinde hineinzuholen. Die ursprünglich größer angedachte Gemeindefusion im Mülheimer Norden kam nicht zustande, weil es massiven Widerstand gegen die Aufgabe des Winkhauser Gemeindezentrums am Knappenweg gab.

Vom geliebten Gemeindezentrum am Rolandskamp musste sie sich trennen

Von ihrem geliebten Gemeindezentrum am Rolandskamp, das heute von einer freikirchlich-evangelischen Gemeinde genutzt wird, musste sie sich trennen. Nach 20 Jahren in der Markuskirchengemeinde war Kocherscheidt dankbar für einen Neuanfang in der Lukaskirchengemeinde.

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Dort hat sie in den vergangenen zehn Jahren als Trauer- und Krisenbegleiterin sowie als Schulpfarrerin Menschen aller Generationen „die lebensbewältigende Hilfe vermitteln können, die in den Geschichten der Bibel steckt“. Auch heute können Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche nach Kocherscheidts Überzeugung mit der Bibel lernen, „dass man auch nach Niederlagen und Lebenseinschnitten immer wieder neu anfangen kann, wenn man sich der damit verbundenen Veränderungs- und Beziehungsarbeit stellt“.

Im Ruhestand will Kocherscheidt als Lesepatin für Kinder da sein

Auch wenn sich die angehende Ruheständlerin auf eine Lebenszeit ohne Sitzungen und einen immer vollen Terminkalender freut, will sie ihre Lebenserfahrung auch in Zukunft nicht nur ihrer Familie, sondern als Lesepatin auch Kindern zugutekommen lassen, die das Lesen und Vorlesen erst noch als eine Lebenshilfe entdecken müssen, können und sollen.