Mülheim. Um Energie zu sparen, heizen Mülheimer Kirchen nur wenig. Eine Gemeinde nimmt das zum Anlass, Decken zu sammeln. Was hinter der Idee steckt.

Wer künftig einen Gottesdienst der Evangelischen Lukaskirchengemeinde besucht, sollte sich warm anziehen, mehr noch: „Bringen Sie sich vielleicht sogar eine Decke mit!“ Mit diesem Appell richtet sich die Gemeinde an ihre Mitglieder, ruft sogar zu „Deckenspenden“ für Gottesdienstbesucherinnen und -besucher auf.

Bis Ende des Jahres soll in den drei Gotteshäusern Immanuel-, Johannis- und Matthäuskirche die Temperatur höchstens bis 15 Grad steigen – „ab sofort“, wie Pfarrer Michael Manz im Gespräch mit uns erklärt. Er gewährt einen Einblick in die Schwierigkeiten, die das Heizen der hohen, weitläufigen Gebäude mit sich bringt: „Um eine Kirche aufzuheizen, braucht es zwei bis drei Tage.“ Die Temperatur müsse langsam aufgebaut werden, ein zu plötzliches Heizen könne etwa die teuren Orgeln schädigen.

Nun also Gottesdienst mit Decke – wie kommt das in der Gemeinde an? „Bislang hat sich niemand über die Kälte beklagt und die Deckenaktion haben wir gerade erst gestartet“, so Manz. „Ich bin gespannt, wie viele Spenden wir erhalten und wie viele Besucher bald selbst eine Decke mitbringen.“ Von Januar bis April sei allerdings ohnehin geplant, die Messen im Gemeindezentrum abzuhalten – unter dem klangvollen Titel „Winterkirche“. Dort soll gemäß den landeskirchlichen Vorgaben auf rund 19 Grad geheizt werden, also knapp unter Raumtemperatur. Um zusätzliche Einsparungen zu erzielen, werde fachliche Expertise für Heizung, Warmwasser und Strom eingeholt. Eine Ausnahme bildeten die Schul- und Kita-Gottesdienste: Auf 20 Minuten gekürzt sollen sie zunächst weiterhin in den Kirchen stattfinden oder alternativ in die Einrichtungen verlegt werden.

Kirche in Mülheim – lesen Sie auch:

Mit ihren Sparmaßnahmen ist die Lukasgemeinde nicht alleine. Sämtliche Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises wollen und sollen möglichst ressourcenschonend durch den Winter kommen. „Über die konkreten Maßnahmen vor Ort entscheidet das jeweilige Presbyterium als Leitungsorgan der Kirchengemeinde“, heißt es vom Bündnis. In den Gemeindezentren und Kirchen werden nun Erfahrungen gesammelt und möglicherweise im Laufe des Winters angepasst, zumal jedes Haus über unterschiedliche bauliche Voraussetzungen verfüge.

So sollen in der evangelischen Markusgemeinde alle Leuchtmittel durch LED-Technik ersetzt und die Außenbeleuchtung reduziert werden und im Haus Scharpenberg wird dem Stromfresser Pool zumindest im Rahmen der Möglichkeiten Einhalt geboten: Die Temperatur im Schwimmbecken werde auf 28 Grad gesenkt.

Mülheimer Gemeinde senkt Temperatur in Schwimmbecken ab

Auch in den katholischen Kirchen wird der Gottesdienst diesen Winter kälter: Unter dem Titel „Verantwortungsbewusstes Temperieren von Kirchen im Winter“ haben die Erzbistümer Handlungsempfehlungen für ihre Pfarreien herausgegeben, so auch für das Bistum Essen. „Die Gemeinden entscheiden selbst, was sie wie genau in der Praxis umsetzen“, erklärt Pressesprecher Ulrich Lota auf Anfrage. In der Handlungsempfehlung heißt es: „Wichtig war uns, dass sie ohne große Investitionen und Baumaßnahmen auskommen. Weitere Empfehlungen mit mittelfristigen und langfristigen Maßnahmen sind vorgesehen und sollen zu einem späteren Zeitpunkt folgen.“ Je nach Anwendung der Maßnahmen ließen sich so erträgliche Summen an Geld einsparen – laut Faustregel, so die Erzbistümer in ihrem Schreiben, spart das Absenken der Mitteltemperatur um ein Grad Celsius sechs Prozent Energie.

Als allerletztes Mittel bleibt schließlich noch eine Zusammenlegung von Gottesdiensten – aber das wäre „für uns wirklich das äußerste Mittel“, sagt Pfarrer Michael Monz von der evangelischen Lukasgemeinde. „Mit ein wenig guter Vorbereitung werden wir sicherlich über den Winter kommen.“

>>> Decken-Aktion der evangelischen Lukasgemeinde

  • „Wir hatten auch überlegt, Decken zu kaufen“, erzählt Michael Monz. „Aber das passt nicht zu uns als Gemeinde und zu unseren Werten.“ Wer also gut erhaltene Decken übrig hat, kann diese in den Gemeindezentren abgeben:
  • Immanuelkirche Styrum, Kaiser-Wilhelm-Straße 21
  • Johanniskirche, Aktienstraße 136
  • Matthäuskirche Dümpten, Oberheidstraße 231