Mülheim. Verkehrsrevolution im Kleinen: Mit diesen Änderungen schafft Mülheim an der Saarner Straße mehr Komfort für Fußgänger, Radler und Natur.
Wer an der Saarner Straße vom Dorf aus mit dem Rad bergauf strampelt, hat nicht nur mit einer satten Steigung von acht Prozent zu kämpfen, sondern auf halber Strecke ebenso mit eng schneidenden Autos. Denn ab der Kreuzung Saarnberg wird die Hauptverkehrsstraße zum Trichter. Die Stadt will bei der künftigen Sanierung deshalb auch eine andere Aufteilung der Straße zugunsten des Fahrrads umsetzen – und sogar beim Parken müssen Autofahrer künftig mit Gewohntem brechen.
Für Radfahrer bergauf bedeutet dies, dass sie von der Fahrbahn auf den Gehweg verlegt werden. Dieser wird dafür deutlich auf drei Meter verbreitert. Entlang der Saarner Straße bis zur Einmündung Lübecker Straße hat die Stadt zudem Grundstücksteile aufgekauft, um den Fußweg zum gemeinsamen Geh- und Radweg ausbauen zu können.
Illegales Gehwegparken wird stärker sanktioniert – dafür klare Parkbuchten
Auch interessant
Und auch, um an verschiedenen Stellen Parkbuchten möglich zu machen. Denn zwar war das Parken auf dem Gehweg nicht erlaubt, kontrolliert hat die Stadt das aber kaum, so dass sich illegales Abstellen hier eingebürgert hat. Mit den dann definierten Parkbuchten wird die Stadt hier stärker kontrollieren. Man hätte übrigens durchaus etwas mehr Parkfläche schaffen können, bringt Verkehrsplaner Helmut Voß zum Ausdruck – wenn mehr Eigentümer bereit gewesen wären, Grundstücksfläche abzutreten.
Wenn also in den vergangenen Jahrzehnten das Auto dem öffentlichen Raum viel Platz legal wie auch illegal abgezwackt hat, stehen die Zeichen nun spürbar für eine gleichberechtigte Umverteilung hin zu Fußgängern und Radfahrern – und zur Natur. Das wurde in der Bezirksvertretung 3, wo man die Straßensanierung diskutierte, besonders an der Stelle deutlich, wo es um Parkplätze ging.
Fast eine Revolution: Bäume bleiben, Parkplätze gestrichen
Auch interessant
So sprach sich gegen Parkbuchten an den Hausnummern 53 bis 47 die SPD-Fraktionssprecherin Susanne Dodd aus. Denn dafür hätten gleich drei ausgewachsene Bäume gefällt werden müssen: „Das kann ich nicht nachvollziehen“, widersprach sie der Planung. Grüne wie CDU folgten ihrer Ansicht, die Parkplätze zu streichen. „Es wäre auch sehr aufwendig, sie in der Böschung zu bauen“, ergänzte Verkehrsplaner Voß.
An der Einmündung Krähenfeld sowie an den Glascontainern nahe der Holzstraße will die Stadt begrünte Verkehrsinseln errichten, zudem soll die Sammelstelle rund 17 Meter nach Süden verschoben sowie Flächen für einen Behindertenparkplatz und optional zwei Parkplätze mit Ladeeinrichtung für E-Fahrzeuge geschaffen werden.
Sanierung kostet 5,8 Millionen Euro
Auch interessant
Was also bringt die Sanierung? Vor allem Komfort: Viel Lob gab es aus der Politik für mehr Platz für Fußgänger und Radwege, die zum Teil nicht mehr als Schutzstreifen, sondern mit farblicher oder baulicher Absetzung zur Fahrbahn als eigene Radwege gestaltet werden und – so merkte Carsten Voß (Grüne) an – sogar eine gute Breite für Lastenräder besitzen.
Beschlossen ist die Sanierung damit noch nicht: Der Entscheid wird Ende März im Mobilitätsausschuss getroffen. Anfang 2024 soll der Umbau der Landesstraße für rund 5,8 Millionen Euro starten. 1,3 Millionen trägt die Stadt, 743.000 Euro werden als Straßenbaubeiträge ausgewiesen. Diese Kosten für die anliegenden Eigentümer müssten vom Land übernommen werden, das derzeit noch an einem Gesetz zur Übernahme der Straßenbaubeiträge arbeitet.