Mülheim. Der Plan für Mülheims Rathausmarkt ohne Autos, dafür mit Grün und Gastro ist alt. Bisher hatte die Politik dagegen interveniert. Klappt es nun?
Nach jahrelanger Debatte um eine Belebung des Rathausmarktes mit Markt-Händlern und temporärer Kunst an der Kiosk-Ruine, Verwerfung der Kunst-Ideen sowie des Wochenmarktes, Radrampen-Diskussion, Verwerfung dieser Idee sowie anschließender Neu-Konzeption der Rampe dreht sich das Karussell um die Fläche erneut. Nun kommt ein mutiger Vorschlag der Verwaltung ins Spiel: ein Marktplatz ohne Autoparkplätze. Bisher haben Teile der Politik solche Ansinnen verhindert.
Überrascht über den Vorstoß zeigte sich mancher Politiker in der Bezirksvertretung 1, denn noch stehen Ausarbeitungen an, die Architekturstudierende der Bochumer Hochschule in der kommenden Woche erst abliefern sollen, merkte CDU-Bezirksfraktionschef Hansgeorg Schiemer an. Stadtplaner Daniel Bach, der den städtischen Entwurf vorstellte, sagte aber zu, die Ideen einfließen zu lassen, die möglichst am 28. März im Planungsausschuss mit vorgestellt werden sollen. Entsprechend sei der jetzige Entwurf vorläufig.
Grün, Wasser, Bühnen – Entwurf der Stadt greift konsequent Bürgerwünsche auf
Was aber plant die Stadt? Unumstritten ist der Wunsch nach einem Kiosk oder Bistro anstelle der Ruine. Weiterhin gilt auch, dass die Theodor-Fliedner-Stiftung das Bistro managen soll. Zum Bistro gehören eine Radabstellanlage – der RS1 liegt ja gegenüber – und öffentliche Toiletten.
In der Ausführung greift der Entwurf konsequent vor allem Bürgervorschläge zur Platzbelebung auf: Grundsätzlich ist das Ende des Autos auf der Fläche vorgesehen – alle Parkplätze bis auf solche für Menschen mit Behinderung sollen verschwinden. Das soll deutlich mehr Raum für eine Außengastronomie sowie verschiedene Pflanzhochbeete mit Sitzmöglichkeiten schaffen.
Der Mülheimer Rathausmarkt – eine lange Debatte
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Gleich zwei Bühnenflächen plant die Stadt ein: eine kleine in der Nähe des Bistros, wo etwa Musiker mit kleinem Set spielen können, eine große soll vor dem Rathaus möglich sein, die etwa bei Veranstaltungen wie dem Fischmarkt oder Streetfood-Festival für Unterhaltung sorgen kann. Und auch grundsätzlich will Bach nicht ausschließen, dass sich auf der Fläche ganz neue Markt-Formate etablieren können.
Radpendler und -touristen sind als Wirtschaftsfaktor erkannt
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Einen neuen Schritt geht die Verwaltung mit einem Spielbereich für Kinder im Südosten – für die möglicherweise auch das Bistro Spielgeräte bereitstellen könnte – sowie einem Wasserfontänenfeld. Zusätzliche Bäume sollen dem Spielbereich Schatten bieten und die Fläche zum Löhberg hin abgrenzen.
Grün soll übrigens auch das Dach des neuen Kiosks werden – aus klimatischen Gründen, aber auch, um etwa Radler vom RS1 anzulocken. Die von Grünen, Teilen der SPD und von Andreas Preker-Frank (Verschönerungs Klub) geforderte Rampe soll zwar nicht hier, sondern künftig auf dem noch offenen Ruhrbania-Baufeld entstehen, doch man hat den Wirtschaftsfaktor Radpendler und -touristen mit dem Umbau des Rathausmarktes nun im Blick.
Stadt prüft seit zwei Jahren, wie viele Parkplätze in der Innenstadt benötigt werden
Weitere atmosphärische Lichtelemente sollen die Menschen auch in den Abendstunden an den Platz locken. Mit rund 60.000 Euro Planungsmittel hat die Stadt den Aufschlag hingelegt, die Umsetzung allerdings könne wohl 1,5 Millionen Euro ausmachen. Die muss die Stadt nicht allein tragen: Zum 30. September will sie einen Förderantrag beim Land stellen, um die Kosten zu 80 Prozent zu decken. Weitere zehn Prozent könnte ein Investor – etwa die Fliedner-Stiftung – tragen. Die Zeit ist also knapp. Bach hofft, dass die Politik sich schnell einig werden kann.
Den mutigen Vorstoß für einen autofreien Markt hatte die Verwaltung schon einmal – 2015 – gewagt. Doch nach Protesten von Händlern drängte die Politik auf einen zweiten Entwurf mit Parkflächen. Dabei hatten schon 2015 die Verkehrsplaner darauf aufmerksam gemacht, dass nicht nur die Tiefgarage unter dem Rathausmarkt etliche freie Parkplätze zu bieten hat. Auch ansonsten registrierten sie damals einen Leerstand bei den rund 3700 Parkplätzen der Innenstadt von etwa 40 Prozent. Seit zwei Jahren prüft die Verwaltung, wie viele Stellflächen wirklich benötigt werden. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr der Politik dargelegt werden.