Mülheim. Die Junior-Uni Ruhr aus Mülheim wächst und ist jetzt an einen neuen Standort gezogen. Hier zeigen die Chefinnen, was dort alles möglich ist.
Die Begrüßung in den neuen Räumlichkeiten an der Gewerbeallee 18 fällt etwas holprig aus. Begleitet wird sie von ausgreifenden Gesten und nervösen Kopf- und Augenbewegungen. Er sei hier der Chef, erfahren wir schließlich von Pepper, einem etwa 150 cm großen Roboter im Empfangsbereich, der dann anfügt: „Haha, ein Scherz“ – und wieder in den Standby-Betrieb wechselt.
Programmiert wurde Pepper von elf- bis 14-jährigen Kindern, erklären die beiden wirklichen Chefinnen. Das sind Anke Hötzel, Geschäftsleiterin, und Alt-OB Dagmar Mühlenfeld, ehrenamtliche Geschäftsführerin der Junior-Uni Ruhr. Pepper, dem Roboter, wird es an diesem Tag noch an den Kragen gehen.
Wenn Elfjährige Roboter programmieren: Was die Junior-Uni Ruhr in Mülheim bietet
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Auf dem Kursplan steht nämlich unter anderem ein Programmierkurs. Hier werden „die Studis“, wie Anke Hötzel die teilnehmenden Kinder nennt, Pepper ein neues Programm verpassen. Schon jetzt kann Pepper so einiges: Tanzen, singen, Luft-Saxophon spielen – nur beim Humor hapert es noch etwas. Außerdem auf dem Kursplan heute: „Was denkst du denn?“, ein Kurs über verschiedene Glaubensrichtungen und „Vom Schaltkreis zum Computer – Grundlagen der Elektronik“, ein Elektronik-Basiskurs – jeweils ab elf Jahren.
Dass diese und eine Menge weiterer Kurse in diesem Jahr möglich sind, hat die Juni, wie sich die vereinsgetragene Bildungseinrichtung kurz nennt, dem Umzug in größere Räumlichkeiten zu verdanken. Während andernorts gefeiert wurde, hat die Juni „das Karnevalswochenende genutzt, um umzuziehen“, sagt Hötzel. „So hatten wir mit dem Rosenmontag einen kursfreien Tag mehr Zeit.“ Zuletzt war die Juni in Menden im Haus Jugendgroschen untergebracht, künftig findet man sie also im Gewerbegebiet am Rhein-Ruhr-Hafen.
Wozu die Junior-Uni Ruhr in Mülheim so viel Platz benötigt
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Die Juni sei „massiv gewachsen“, berichtet Dagmar Mühlenfeld. Die Warteliste sei lang und könne jetzt hoffentlich schrittweise verkleinert werden. „Es gibt Kurse, die hätten wir siebenmal anbieten können“, sagt Anke Hötzel. Für die neuen Räumlichkeiten war es also höchste Zeit. Die seien zwar „etwas steril“, gibt Hötzel zu, das habe man aber „bewusst so belassen“, es handele sich um „multifunktional genutzte“ Räume, die mal Platz für Erkundungsgänge mit der VR-Brille bieten müssen und dann wieder genügend Arbeitsfläche zum Basteln, wenn etwa Insektenhotels gebaut werden – und außerdem sehen die ,echten’ Unis ja von innen auch wenig anders aus.
An der Gewerbeallee ist jetzt auch genügend Platz für die zahlreichen 3D-Drucker, die die Juni mittlerweile angeschafft hat – eine Ausstattung, von der selbst engagierte Schulen wohl nur träumen können. Mit Blick auf den imposanten Maschinenpark der Juni sagt Hötzel: „Es ist faszinierend zu sehen, wie schnell und unkompliziert Kinder da rangehen.“ Kaum zu glauben, aber Kurse zum Programmieren von 3D-Druckern gibt es bereits ab 7. Heute sind die ersten Juni-Absolventen in der Oberstufe angekommen und kehren als Dozenten zurück.
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Kinder, die lieber mit Stoff statt Plastik arbeiten wollen, können Nähkurse belegen und sich ihre eigene Bermuda schneidern. Dafür wird der größte Seminarraum genutzt. Und das sei sogar „auch etwas für Jungs“, weiß Hötzel stolz zu berichten. Einziger Wermutstropfen: Weil ein externer Fluchtweg noch fehlt, kann aus Brandschutzgründen bislang nur das Erdgeschoss genutzt werden. Die Juni-Chefinnen hoffen, dass die 30.000 Euro teure Wendeltreppe möglichst bald angebracht ist.
Die Finanzen seien für dieses Jahr gesichert, trotzdem sei es schmerzhaft, eingeworbene Mittel für Wendeltreppen auszugeben. Und nach 2023? Gehe es bestimmt weiter, versichern die Verantwortlichen, und zwar in gewohnter Manier: Man plane von Förderantrag zu Förderantrag. Die Kursgebühren an der Juni sind sehr niedrig gehalten. So solle allen Mülheimer Kindern die Teilnahme ermöglicht werden. Die soziale Durchmischung ist Dagmar Mühlenfeld, der ehemaligen Leiterin der Luisenschule, besonders wichtig. Dazu lädt die Juni regelmäßig Klassen zu Kooperationsprojekten ein. So können Kinder aus dem ganzen Stadtgebiet den fremden Ort zuerst im Klassenverband entdecken, um dann im Idealfall alleine für eine Kursteilnahme wiederzukommen. Wo es finanziell hapert, kann der Bildungsgutschein genutzt werden.
Junior-Uni Ruhr Mülheim: Freiwillige und Dozenten auf Honorarbasis gesucht
Für den Lehrbetrieb sucht die Juni derzeit besonders Dozenten mit Kenntnissen im 3D-Bereich, in IT und in Biologie. Auch Ehrenamtliche, die alle Kurse nach dem Vier-Augen-Prinzip begleiten, sind willkommen. Man habe mittlerweile „bewiesen, dass die Idee funktioniert“, so Mühlenfeld, die die Juni auch in Zukunft weiter wachsen sehen möchte.
Alle Informationen zum Kursprogramm und den Anmeldemodalitäten finden interessierte Eltern und Kinder unter www.junioruni.ruhr.