Mülheim. Nach der Zinswende der EZB gibt es bei verschiedenen Kreditinstituten wieder erhöhte Sparzinsen. So sieht die Lage für Mülheimer Bankkunden aus.

Die Geldbörsen vieler Menschen sind durch die Inflation bedroht. Doch es gibt zumindest kleine Lichtblicke. Mit der Erhöhung des Leitzinses hat die Europäische Zentralbank zur Bekämpfung der Krise eine Zinswende vollzogen. Erste Kreditinstitute gewähren wieder Sparzinsen. Auch in Mülheim.

Bei der hiesigen Sparkasse ist es ein lang vermisstes Phänomen. Fast eine komplette Generation an jungen Beraterinnen und Beratern darf nun, nachdem vor einem Jahr noch über Verwahrentgelte gesprochen wurde, zum ersten Mal über Produkte mit Zinsen beraten. „Genauso gibt es Kundinnen und Kunden, die ihren ersten Sparbrief abschließen werden“, sagt Sparkassen-Pressesprecher Frank Hötzel.

Sparkasse Mülheim: Nächste Zinserhöhung am 1. Februar

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Alleine im Januar seien in mehr als 100 Sparkassenbriefe über vier Millionen Euro investiert worden. Zum 1. Februar wird der Zins für vier Jahre von 1,8 auf zwei Prozent angehoben. Auch auf Kündigungsgeld mit einer Frist von 90 Tagen gibt es nun 0,6 statt 0,4 Prozent. Sogar auf das gute alte Sparbuch gibt es wieder einen Zins – 0,2 statt 0,001 Prozent.

Neben den Sparprodukten bleiben aber auch Wertpapiere ein Thema. „Zertifikate und Festzinsanleihen werden sehr gut nachgefragt und sind auch nach wie vor eine absolut sinnvolle Ergänzung bei der Anlageplanung“, so Hötzel.

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Ähnlich sehen es die Verantwortlichen bei der Sparda-Bank West. „Angesichts der aktuellen und für die nähere Zukunft zu erwartenden Inflationsdaten empfehlen wir unseren Kunden grundsätzlich die Investition von mittel- und langfristig verfügbaren Geldern in Kapitalmarktprodukte, um so eine angemessene Rendite und vor allem auch Realverzinsung zu erzielen“, erklärt Pressesprecherin Ute Cewe.

Sparda-Bank: Zinserhöhungen in nächster Zeit sind wahrscheinlich

Viele Anlegerinnen und Anleger hätten bereits die Erkenntnis gewonnen, dass der Blick auf die Konditionen um den Aspekt der Inflation erweitert werden muss, um die reale Verzinsung objektiv einschätzen zu können. Ab einer Mindesteinlage von 2.500 Euro gibt es bei der Sparda-Bank für befristete Einlage im Laufzeitbereich bis vier Jahre 0,5 Prozent für das Produkt „SpardaTermin“, 0,75 Prozent für zwei Jahre, 1,25 Prozent für drei und 1,75 Prozent für vier Jahre. Weitere Erhöhungen seien wahrscheinlich.

Die Mülheimer Filiale der Sparda-Bank West am Hauptbahnhof.
Die Mülheimer Filiale der Sparda-Bank West am Hauptbahnhof. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Auch andere Kreditinstitute, bei denen Mülheimerinnen und Mülheimer ihr Geld angelegt haben, haben auf den veränderten Leitzins reagiert. Bei der Postbank etwa gibt es schon seit dem 1. Dezember auf das Tagesgeld sowie die Sparcard Rendite Plus 0,25 Prozent per annum. „Wir werden die Entwicklung auf den Zinsmärkten weiter beobachten“, verspricht Pressesprecher Hartmut Schlegel.

Commerzbank reagierte bereits im Dezember

Kundinnen und Kunden von Comdirect erhalten seit dem 19. Dezember wieder Zinsen auf Tagesgelder zu einem Satz von 0,3 Prozent. Bei der Commerzbank sind es seit dem 16. Januar 0,25 Prozent auf Tagesgelder und Spareinlagen. Das Angebot gelte für Neu- und Bestandskunden.

Zinsen gibt es darüber hinaus auf Termingelder in ausgewählten Währungen und mit verschiedenen Laufzeiten. Euro-Termingelder sind ab einem Monat, durchgängig über alle Anlagezeiträume bis zu einer Dauer von zehn Jahren möglich.

Sparkassen-Sprecher: „Jahrzehntelang bewährtes Geschäftsmodell“

Die Targobank reagierte am vergangenen Donnerstag (26. Januar) und erhöhte den Zinssatz für eine Geldeinlage mit einer Laufzeit von sechs Jahren auf drei Prozent pro Jahr. „Aufgrund der Inflation erleben wir einen stärkeren Beratungsbedarf bei den Themen Geldanlage und Vermögensaufbau“, berichtet Pressesprecher Dirk Suceska.

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„Für die gesamte Kreditwirtschaft bedeuten steigende Zinsen letztlich wieder den Übergang in ein jahrzehntelang bewährtes und solides Geschäftsmodell“, sagt Sparkassen-Sprecher Frank Hötzel.

Warum steigende Zinsen auch eine Herausforderung für die Wirtschaft sind

Andererseits sind schnell steigende Zinsen aber auch eine Herausforderung für die gesamte Volkswirtschaft. Schließlich steigt auch der Zins für Baufinanzierungen. Kreditinstitute müssen diesen Effekt abpuffern.

„Es gehört zu den Kernaufgaben der Sparkassen, mit sich ändernden Marktbedingungen umzugehen“, sagt Hötzel. Die Rückkehr des Zinses biete für Kundinnen und Kunden aber wieder ganz neue Möglichkeiten.