Mülheim. Der Mülheimer Zigarrenzirkel und der Druiden-Orden Rhein-Ruhr-Loge: Was die zum Teil durchaus ungewöhnlichen Mülheimer Vereinigungen ausmacht.
In Mülheim gibt’s eine Reihe besonderer Clubs und Vereinigungen. Mancher hat schon einen illustren Namen gelesen, eine spannende Geschichte gehört. Doch was steckt hinter Weinbruderschaft, Druiden, Freimaurern, Rotariern und Co.? Die Redaktion stellt die zum Teil durchaus ungewöhnlichen Zusammenschlüsse näher vor. Heute: der Mülheimer Zigarrenzirkel und der Druiden-Orden Rhein-Ruhr-Loge Mülheim.
Der Mülheimer Zigarrenzirkel
Sie sind eine aussterbende Spezies – Genussraucher von Zigarren. Mit dem Mülheimer Zigarrenzirkel haben sich einige von ihnen ein Refugium geschaffen, in dem sie ihrer Lust frönen können. „Wir sind weit mehr als nur eine Gruppe von Zigarrenrauchern“, betont Marc Budde, Mülheimer Zigarren-Händler und Mitglied der ersten Stunde.
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Vor knapp 20 Jahren stellte er bei einem der Mülheimer Rotary-Clubs Zigarren vor. Unmittelbar im Anschluss wurde er vom damaligen Club-Mitglied Dr. Frank Hoffmann angesprochen und in ein Gespräch verwickelt. „Daraus entstanden die Ideen für vier ausführliche Zigarren-Abende im Wasserbahnhof auf der Schleuseninsel“, erinnert sich Marc Budde und schickt mit einem Seufzen „Damals durfte man da noch rauchen“ hinterher.
Mülheimern geht’s um mehr als ums Wegpaffen irgendwelcher Glimmstängel
Bereits die ersten vier Veranstaltungen dessen, was später in den Mülheimer Zigarrenzirkel münden würde, ließen erkennen, dass es den rund 50 aktiven der insgesamt 80 Mitglieder umfassenden Gemeinschaft um deutlich mehr als das Wegpaffen irgendwelcher Zigarren geht. „Was ist überhaupt eine Zigarre und wie wird sie hergestellt?“, erinnert sich Marc Budde an die Themen der ersten Zigarren-Abende. Als diese erfolgreich absolviert waren, stand die Frage „Wie machen wir weiter?“ im Raum. So wurde die Idee eines Zirkels geboren, der sich seitdem zu vier Veranstaltungen im Jahr trifft.
Die Bandbreite dieser Abende ist groß. „Wir hatten schon Treffen, bei denen wir uns über Rum, Schokolade oder auch Bier haben informieren lassen“, erinnert sich Marc Budde. Hinzu kamen gemeinsame Ausflüge zur Käse-Herstellung in die Schweiz oder zu einer Brauerei in der Eifel.
Neun Zigarren-Abende fanden auf Kuba statt, dem Mutterland der Zigarre
Neun Zigarren-Abende fanden sogar auf Kuba, dem Mutterland der Zigarre, statt. Selbstverständlich ließen sich die Zigarrenfreunde aber auch über all die anderen Länder informieren, die ebenfalls Zigarren exportieren, wie Nicaragua, Costa Rica oder auch die Dominikanische Republik. Die Unterschiede seien groß, erläutert Mitglied Ralf Cholewa und ergänzt: „Auf den Geschmack kommt´s an!“
Die Mitglieder des Mülheimer Zigarrenzirkels sehen sich momentan mit zwei Problemen der Zeit konfrontiert. „Wir finden kaum noch Räumlichkeiten, in denen wir uns treffen und rauchen dürfen“, merkt Cholewa an. So gebe es kaum noch Gastronominnen und Gastronomen, die das Rauchen im Rahmen einer geschlossenen Gesellschaft gestatten. Für Treffen im kleineren Kreis stellt Gründungsmitglied Marc Budde ein gemütliches Zimmer in seinem Geschäft zur Verfügung.
Zirkel moniert stark gestiegene Preise für die Objekte der Begierde
Das zweite Problem sind die stark gestiegenen Preise für die Objekte der Begierde. „China kauft alles auf“, erklärt der Fachmann. „Die Menge der Zigarren, die jährlich auf Kuba hergestellt werden kann, stagniert bei 250 Millionen Stück“, so Marc Budde und die Nachfrage in Asien – ganz speziell in China – sei stark gewachsen. „Kubanische Zigarren sind immer schwerer zu bekommen.“
Neben all diesen Zigarren-fixierten Aktivitäten engagiert sich der Mülheimer Zigarrenzirkel aber auch in der Kultur-Förderung, setzt sich für seine Heimatstadt ein und blickt vielfältig über den thematischen Tellerrand hinaus. Interessenten können sich nicht bewerben. Die Kontaktaufnahme ist ausschließlich über eines der Mitglieder möglich.
Der Druiden-Orden Rhein-Ruhr-Loge Mülheim
Die Allermeisten werden den Begriff „Druide“ ausschließlich aus den „Asterix & Obelix“-Comics oder alten Mythen und Sagen kennen, aber es gibt sie auch heute noch. Jeden Donnerstag finden sich die Mitglieder der Rhein-Ruhr-Loge Mülheim in den Räumlichkeiten der Mülheimer Freimaurer ein, die sie seit mehr als einem halben Jahrhundert als Untermieter nutzen.
Im Jahr 1781 entstand in Großbritannien der internationale Druiden-Orden. Etwas mehr als ein Jahrhundert später wurde in Berlin die erste deutsche Druiden-Loge gegründet – und 1963 dann die Mülheimer Dependance.
Friedhelm Bleckmann ist der zweite Vorsitzende der Rhein-Ruhr-Loge zu Mülheim/Ruhr, wie die Bruderschaft offiziell heißt. Der Mann Mitte 80 wirkt deutlich jünger und ist seit rund 15 Jahren Mülheimer Druide. „Ich wollte nach meiner beruflichen Laufbahn noch etwas anderes tun“, erinnert er sich an sein aufkeimendes Interesse am Druidentum, dessen zentrale Schlagworte Einigkeit, Frieden und Eintracht sind. „Brüderlichkeit, Toleranz und Nächstenliebe sind Werte, die uns sehr wichtig sind“, erklärt Bleckmann.
Kern des brüderlichen Miteinanders ist die sogenannte „Innere Loge“
Kern des brüderlichen Miteinanders ist die sogenannte „Innere Loge“. Diese Zusammenkunft in einem besonderen Raum ist der Kern des Druidentums und die rituelle Befassung mit den Symbolen der Druiden wie dem Druidenstein oder auch der Sichel. Darüber hinaus gibt es öffentliche Veranstaltungen: zum Beispiel mit Vorträgen. „Da geht es um Gesellschaftliches, Kulturelles, Philosophisches oder auch mal um die früheren Berufe unserer Mitglieder und die in diesem Umfeld verwendeten Materialien“, erläutert der zweite Vorsitzende.
Horizont-Erweiterung und das gepflegte gesellige Miteinander spielen bei den Druiden eine große Rolle. Man müsse auch mal „die Meinung des anderen aushalten“, so Bleckmann. Aus Alters- und Gesundheitsgründen haben sich die Mitglieder aktuell allerdings darauf verständigt, die Druiden-Loge alsbald aufzulösen. Man bedauere das sehr – „auch weil damit in Mülheim ein Stück Sozial- und Kulturgeschichte verloren geht“, so Mitglied Walter Jankowski. Weitere Infos auf rhein-ruhr-loge.de.