Mülheim. Den Mülheimer Karnevalisten ist das Lachen vergangen. Nicht nur, weil sie die Veranstaltung am Sonntag absagen müssen. Was die Narren noch ärgert.
Schluss mit Lustig im Mülheimer Karneval, zumindest finanziell. Eigentlich wollten die im Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval organisierten Narren am Sonntag (22. Januar) ihre Veranstaltungspremiere in der Alten Dreherei feiern und damit aus ihrer Saal-Not eine Tugend machen. Doch daraus wird nichts.
„Wir haben alle Veranstaltungen in der Alten Dreherei aus heizungstechnischen Gründen kurzfristig abgesagt. Wir hätten die Halle mit Diesel-Generatoren aufheizen müssen. Das wäre teuer und uneffektiv geworden. Probeläufe haben uns gezeigt, dass wir auch dann die Halle der Alten Dreherei nicht wirklich warm bekommen hätten“, erklärt der Präsident des Hauptausschusses, Markus Uferkamp, im Gespräch mit der Redaktion.
Von sieben Mülheimer Karnevalsveranstaltungen gibt es heute nur noch zwei
Hintergrund des Veranstaltungssaalproblems, von dem nicht nur die Karnevalsvereine betroffen sind, ist der Wegfall von geeigneten und bezahlbaren Veranstaltungsorten. „Als ich vor 22 Jahren in den Mülheimer Karneval kam, gab es in der Stadthalle sieben Karnevalsveranstaltungen. Heute sind es mit dem Prinzenball und der inklusiven Karnevalsparty Grenzenlos gerade noch zwei“, schildert der Geschäftsführer des Hauptausschusses, Hans Klingels, die Entwicklung. „Auch der Altenhof und der Handelshof stehen uns als Veranstaltungsorte nicht mehr zur Verfügung“, nennt Uferkamp ein verschärfendes Momentum.
Auch interessant
Die beiden Chefkarnevalisten legen mit Blick auf den Festsaal der Stadthalle Zahlen auf den Tisch. Die Gesamtkosten, die bei einer Veranstaltung im Festsaal der Stadthalle anfallen, beziffern sie auf insgesamt 6500 Euro. Davon entfallen 1486 Euro auf die reine Saalmiete. Der größere Teil der Gesamtkosten besteht aus veranstaltungstechnischen Personalkosten. Klingels und Uferkamp nennen 184 Euro für die Lichttechnik, 850 Euro für die Tontechnik, 60 Euro für Computertechnik, 24 Euro für die Bestuhlung des Festsaales, der maximal 600 Sitzplätze bietet, 925 Euro für den Veranstaltungstechniker, 1429 Euro für alle Dienstleistungen, die mit der Bewirtschaftung der Stadthalle und ihres Parkplatzes zusammenhängen. „Das ist für uns nicht mehr finanzierbar“, betonen Klingels und Uferkamp. Daran ändere auch der 40-prozentige Vereinsrabatt auf die reine Saalmiete und die kostenlose Unterstützung beim Bühnenbau nichts.
Karnevalisten fordern: Vereine brauchen einen bezahlbaren Veranstaltungsort
Angesichts dieser Ausgangslage sind die Chefkarnevalisten umso dankbarer, dass sie mit den Autohäusern Wolf und Extra sowie mit dem Gastronomiebetrieb Frankys Sponsoren an ihrer Seite haben, die ihre Räumlichkeiten mietfrei für Veranstaltungen bereitstellen. „So lange die Stadthalle für Vereine als Veranstaltungsort unbezahlbar bleibt, sollte die Stadt ein zentralgelegenes Haus der Vereine errichten, das sie gemeinnützigen Vereinen als Treffpunkt und Veranstaltungsort zu vertretbaren Mieten zur Verfügung stellt“, sind sich die Chefkarnevalisten einig. Doch sind sie sich darüber im Klaren, dass ihr Wunsch angesichts einer städtischen Schuldenlast von zwei Milliarden Euro vorerst ein Wunsch bleiben dürfte.
Zuständig für den Betrieb der Stadthalle, mit deren Bau vor 100 Jahren begonnen wurde, ist die Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft MST. In deren Aufsichtsrat sitzen auch Stadtverordnete und Verwaltungsvorstände. Klingels und Uferkamp weisen darauf hin, dass „viele Ratsmitglieder Ehrensenatoren des Mülheimer Karnevals sind.“
Leiterin der Stadthalle Mülheim bringt neues Restaurant Caruso ins Spiel
Auch interessant
Im Gespräch mit der Redaktion unterstreichen MST-Geschäftsführer Michael Birr und Stadthallenleiterin Sylvia Thum, „dass wir als Stadthallenbetreiber betriebswirtschaftlich unterwegs sein müssen und die steigenden Personal- und Energiekosten nicht beeinflussen können.“ Thum weist darauf hin, „dass wir die steigenden Energiekosten nur zu 15 Prozent an unsere Kunden weitergeben.“ Hinzu kommt, so Birr, „dass wir Corona-bedingt zwischenzeitlich als Stadthallenbetreiber faktisch ein Berufsverbot hatten und dennoch in die Instandhaltung der Stadthalle investieren müssen, um am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Thum geht davon aus, „dass wir derzeit noch 40 Prozent unter der Auslastung liegen die wir vor der Coronapandemie hatten.“ Birr betont: „Als Ehrensenator der Moerser Karnevalsgesellschaft Fidelio kenne ich das Problem der Veranstalter, denen nur ein gutes Sponsoring helfen kann.“ Immerhin erklären Thum und Birr, dass sie an einem neuen Veranstaltungskonzept für das Stadthallenrestaurant Caruso arbeiten, „der es wieder mehr Vereinen erlauben wird die Stadthalle als Veranstaltungsort nutzen zu können“.