Mülheim. Die Heizung ist ausgefallen, das Gymnasium Heißen in Mülheim läuft im Notbetrieb. Rund 30 Handwerker geben alles. Ein Blick ins geordnete Chaos.

Am Gymnasium Heißen startet das Jahr mit ganz gewaltigen Schwierigkeiten - handwerklich, organisatorisch, pädagogisch. Wegen einer massiven Heizungs-Panne konnte die Schule nach den Weihnachtsferien nur auf Sparflamme öffnen. Nun, am Ende einer anstrengenden Woche, informierten Stadt, Techniker und Schulleitung über den aktuellen Stand.

Wie berichtet, war am 23. Dezember bei einer Routinekontrolle aufgefallen, dass die elektrischen Unterverteilungen der rund 50 Jahre alten Nachtspeicherheizung überhitzen. Es hatte sogar schon einen Schmorbrand gegeben. Die komplette Anlage musste aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden und ist nicht reparabel. Aktuell sind der Mülheimer Energieversorger Medl und verschiedene Fachbetriebe im Dauereinsatz. Rund 30 Mitarbeiter von Handwerksunternehmen werkeln in den Gebäuden und auf dem Gelände, zig Firmenfahrzeuge parken vor der Schule an der Kleiststraße.

Im Mülheimer Gymnasium müssen rund 240 neue Heizgeräte aufgestellt werden

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Bereits am Wochenende waren zumindest erste Verwaltungsräume wieder beheizt, ab Montag konnten Schulleitung und Kollegium das Chaos vor Ort angehen. Während sie den Unterricht im Notbetrieb organisieren, arbeiten die Techniker intensiv daran, ein komplett neues Heizungssystem aufzubauen. Dabei kommen sowohl elektrische Heizgeräte (Konvektoren) zum Einsatz, als auch Heizkörper, durch die warmes Wasser fließt.

Schläuche einer mobilen Heizungsanlage führen durch die Gebäude des Gymnasiums Heißen. Mehrere Kilometer neuer Strom- und Wasserleitungen müssen verlegt werden.
Schläuche einer mobilen Heizungsanlage führen durch die Gebäude des Gymnasiums Heißen. Mehrere Kilometer neuer Strom- und Wasserleitungen müssen verlegt werden. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Volker Weißhuhn, Abteilungsleiter bei der Medl, beschreibt die Größenordnung der Maßnahme: Etwa 140 Konvektoren und mehr als 100 Heizkörper müssen installiert werden, ein neues Wasserrohrsystem von insgesamt etwa einem Kilometer Länge muss gezogen, etwa vier Kilometer Stromleitungen müssen im Schulzentrum verlegt werden. Gearbeitet wird auch am Wochenende. „Wir haben die Handwerker zum Teil aus den Betriebsferien geholt“, berichtet Volker Weißhuhn.

Schuldezernent: Ende Januar hoffentlich wieder normaler Unterricht

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Offenbar gehen die Arbeiten zügig voran. Momentan können bereits 31 von insgesamt 80 Räumen im Gymnasium Heißen wieder genutzt werden, hier stehen schon mobile Elektroheizungen. Der städtische Immobilienservice hofft, dass bis Ende der vierten Kalenderwoche 80 Prozent der Räume sukzessive wieder in Betrieb genommen werden können. Mülheims Schuldezernent David Lüngen sagte am Freitag, aktuell sei Distanzlernen alternativlos, „doch wir hoffen, dass Ende Januar wieder normaler Unterricht aufgenommen werden kann“.

Die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten aus der Q2 sind schon am Donnerstag wieder zurückgekehrt. Sie dürfen die ersten warmen Fachräume nutzen und bekommen laut Schulleitung Unterricht nach Stundenplan. „Sie sollen möglichst wenig Einschränkungen haben“, erklärt Schulleiter Patrick Rodeck. Am kommenden Montag sollen mindestens vier weitere Räume zur Verfügung stehen, in denen dann die weiteren Abschlussjahrgänge, Q1 und EF, abwechselnd unterrichtet werden.

Schulleiter: Ohne Hilfe aus dem Stadtteil wäre es nicht gegangen

Folgen werden die Fünftklässler als „betreuungsintensivster Jahrgang“, so Patrick Rodeck. Für Kinder, die nicht alleine zu Hause bleiben können, läuft seit Dienstag eine Notbetreuung. Rund 20 Mädchen und Jungen nehmen sie derzeit in Anspruch. Ab nächster Woche sei für 35 bis 40 Kinder Bedarf angemeldet, berichtet der Schulleiter.

Rodeck ist dankbar. „Ohne Hilfe aus dem Stadtteil wäre es nicht gegangen.“ So habe die Grundschule am Sunderplatz sofort ihre Mensa und einen weiteren Raum für die Notbetreuung zur Verfügung gestellt. Auch die katholische und die evangelische Kirchengemeinde hätten das Gymnasium Heißen mit Raumangeboten unterstützt. Am Mittwoch wurde das Turnfest für die Fünftklässler vorgezogen, die Dreifach-Sporthalle ist vom Heizungsausfall nicht betroffen. Ab kommender Woche kann die Notbetreuung wieder in Klassenräumen stattfinden.

Knapp 80 Kinder haben kurzfristig Endgeräte bekommen

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Für den Großteil der knapp 1050 Schülerinnen und Schüler ist vorerst Distanzunterricht angesagt. „Sie machen das großartig“, lobt der Schuleiter, „ohne Murren.“ Durch die Coronazeit seien alle auf dieses Szenario vorbereitet. Einen Distanzlerntag, der testweise im November durchgeführt wurde, wertet er als „wahres Gold“. So habe man nachbessern können, wo es noch nicht geklappt habe.

Die städtische IT hat zu Wochenbeginn noch knapp 80 Kinder, deren technische Ausstattung unzureichend war, mit digitalen Endgeräten ausgestattet. Fast 230 Geräte hätten sogar sofort zur Verfügung gestanden - zur Erleichterung des gesamten Teams.

Tag der offenen Tür verlegt auf 4. Februar

Den ursprünglich für diesen Samstag, 14. Januar, geplanten Tag der offenen Tür musste das Gymnasium Heißen wegen der Heizungs-Panne absagen. Es gibt einen neuen Termin: Samstag, 4. Februar, von 9.30 bis 12.30 Uhr.

Er ist bereits auf der Schulhomepage (www.gymnasium-heissen.de) angekündigt, interessierte Familien sollten zur Sicherheit checken, ob es tatsächlich bei dem Datum bleibt.

Das Anmeldeverfahren für die jetzigen Viertklässler im Februar soll regulär laufen, versichert die Schulleitung. Für die Kinder, die nach den Sommerferien am Gymnasium Heißen starten, soll es keinerlei Beeinträchtigungen mehr geben.

Die Ersatz-Heizungen, die das Gymnasium Heißen nun bekommt, müssen eine Weile halten. Susanne Ehmanns, Leiterin des städtischen Immobilienservices, geht davon aus, dass sie fünf bis acht Jahre lang im Gebäude bleiben. Entsprechend hochwertig sei das verwendete Material. Zugleich heißt das: Vielleicht erst in acht Jahren kann die notwendige Kernsanierung des Schulzentrums an der Kleiststraße starten, inklusive energetischer Modernisierung. Laut Schuldezernent David Lüngen wurde mit der Machbarkeitsstudie gerade begonnen.