Mülheim. Ein PIA-Zentrum in Mülheim ist insolvent, 24 Arbeitsplätze wackeln. Den Betrieb des Naturbades oder der Radstationen berührt die Pleite nicht.
Die Paritätische Initiative für Arbeit (PIA) spielt in Mülheim als sozialer Träger eine bedeutende Rolle. Nun kommt ans Licht, dass eine ihrer Sparten Insolvenz anmelden musste: Das Dienstleistungs-zentrum Arbeit gGmbH mit Sitz am Hans-Böckler-Platz. Dort sind 24 Beraterinnen und Berater in der Arbeitslosenvermittlung tätig - 24 Menschen, die nun selber um ihren Job bangen.
Die PIA agiert in Mülheim als verzweigtes Sozialunternehmen, sie betreibt unter anderem das Naturbad Styrum, den Kiosk im Arche Park Witthausbusch oder die Radstationen am Hauptbahnhof sowie am Bahnhof Styrum. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie folgenschwer ist die Pleite? Sind auch andere PIA-Projekte gefährdet?
Geschäftsführerin: Andere Bereiche der PIA in Mülheim nicht betroffen
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Anke Schellberg, Geschäftsführerin des Dienstleistungszentrums Arbeit, gibt Entwarnung: Andere Bereiche seien nicht betroffen. Ursprung der PIA ist die Paritätische Initiative für Arbeit e.V., ein 1997 gegründeter Verein, aus dem heraus einige Jahre später das Dienstleistungszentrum Arbeit entstand sowie die PIA-Stadtdienste. Letztere bieten verschiedene Projekte an, um arbeitssuchenden Menschen wieder eine Tätigkeit zu geben - die Radstationen gehören dazu. Auch im Styrumer Naturbad sind Mitarbeiter der PIA-Stadtdienste im Einsatz und sollen es auch bleiben.
Betreiberin des Naturbades ist demgegenüber die PIA-Stiftung für integrierte Stadtentwicklung: Sie wurde 2009 ins Leben gerufen und sollte ursprünglich das Dach der genannten Gesellschaften bilden. Letztlich kam dies nicht zustande, Verein und Stiftung arbeiten unabhängig voneinander, wenngleich es verschiedene Berührungspunkte gibt, auch personelle Überschneidungen.
Die Insolvenz des Dienstleistungszentrums Arbeit sei komplett unabhängig von der PIA-Stiftung, versichert deren Vorstandsvorsitzender Wilhelm Steitz. „Wir haben keinerlei Probleme. Der Stiftung geht es hervorragend. Sie steht wie eine Eins.“ Wichtigstes Arbeitsfeld ist die regionale Flüchtlingsberatung. Über ihre Tochtergesellschaft ZOK betreibt die Stiftung außerdem sechs Kitas in Mülheim, Duisburg und Dortmund.
Dienstleistungszentrum Arbeit meldete Mitte Dezember Insolvenz an
Das Dienstleistungszentrum Arbeit bekommt seine Aufträge hauptsächlich durch das Mülheimer Jobcenter. Langzeitarbeitslose werden professionell beraten, begleitet, möglichst vermittelt. Dazu müssen immer wieder Ausschreibungen gewonnen werden, und daran scheiterte es zuletzt häufig. Am 12. Dezember 2022 sei ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet worden, sagt Geschäftsführerin Anke Schellberg. „Jetzt wird geprüft, was wie weitergeführt werden kann.“ Ziel des Insolvenzverfahrens sei, das Unternehmen zu retten. „Doch eine Weiterbeschäftigung wird sicher nicht für alle 24 Mitarbeiter durchgängig möglich sein.“
Die Leute in ihrem Team hätten unbefristete Verträge, ergänzt Schellberg, viele seien erfahren und langjährig dabei. Aktuell laufe die Arbeit wie gewohnt weiter: „Bei aller Wut, die die Mitarbeiter sicher spüren, macht das Team seinen Job bewundernswert ordentlich weiter“, lobt die Chefin. „Wir sind verantwortungsvoll für unsere Kunden da und werden mit den Steuergeldern weiterhin vernünftig umgehen.“
Team hat selber Ideen entwickelt, um auftragsfreie Zeiten zu überbrücken
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Als es eng wurde, habe man selber schon Vorschläge entwickelt, um auftragsfreie Zeiten zu überbrücken, und diese auch der städtischen Sozialverwaltung vorgelegt, ergänzt Anke Schellberg. Die Stadt Mülheim sehe aktuell jedoch keine Möglichkeit, ihnen neue Aufträge zu erteilen. Aus Verwaltungssicht, so Anke Schellberg, könne sie dies durchaus verstehen.
Was das Zentrum noch umsetzen könne, sei ein Sofortangebot für Geflüchtete aus der Ukraine, Erstellung persönlicher Profile. Dieses sei gerade noch einmal bis Ende Juli verlängert worden.
Stadt: Können nicht aus reiner Menschlichkeit Aufträge vergeben
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Auch die Stadt Mülheim bedauert die Insolvenz der PIA-Einrichtung. „Wir haben die Arbeit des Dienstleistungszentrums immer sehr geschätzt“, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels. Da sich die Firma nun jedoch im schwebenden Insolvenzverfahren befinde, könne die Stadt nicht eingreifen, keine Zusagen machen: „Wir können nicht aus reiner Menschlichkeit Aufträge vergeben, sondern sind weiterhin an das Vergaberecht gebunden.“ Man müsse den Ausgang des Insolvenzverfahrens abwarten.
Anke Schellberg hebt noch einmal die Qualitäten ihrer eher kleinen Firma hervor. Sie meint: Wenn sie aufhören müssten, würde ein Träger fehlen, der sehr flexibel und individuell mit den Kunden arbeiten könne. „Meine Mitarbeiter sind sehr enttäuscht, dass ihre Leistungen nicht gewürdigt werden, dass sie keine Chance mehr bekommen, für die Arbeitssuchenden flexible Wege zu finden.“