Mülheim. Nach fünf Monaten Schließzeit dürfen Ziegen und Schafe im Mülheimer Arche Park wieder Besucher empfangen. Was die Tiere im Lockdown erlebt haben.
Ein Klappern reicht, um Matze auf den Zaun bringen. Der Ziegenbock schiebt sein Kinn und den langen Bart über die Brüstung und schnuppert in Richtung der Tierpfleger: Gibt es hier etwa was zu knabbern? Bald: Denn ab Samstag öffnet der Arche Park im Witthausbusch wieder seine Pforten für die Besucher. Matze und seine Freunde scharren schon mit den Hufen.
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Kommenden Samstag, 20. März, dürfen wieder bis zu 70 Besucher gleichzeitig auf das Gelände, Heidschnucken füttern, Sittiche beobachten oder Ziegenbock Matze den Bart kraulen. „Wir wollen zunächst ausprobieren, wie das läuft“, sagt Dieter Klein, Verwaltungsleiter im Amt für Grünflächenmanagement. Zusammen mit der Paritätischen Initiative für Arbeit (PIA) betreibt die Stadt den Kleintierzoo mit Kiosk. Klein weiß: Steigt die Inzidenz weiter, muss der Park wieder schließen. Es könnte also ein kurzes Zeitfenster werden, in dem das Gehege öffnen darf.
Österlicher Deko-Schmuck für die Besucher
Dafür werden die Besucher umso freudiger erwartet, das Gelände ist bereits hübsch dekoriert, mit bunten Blumen, Hasen und Osterkörbchen. In den Ästen der Bäume ringsherum baumeln 60 farbenfrohe XXL-Ostereier im Wind. „Die Tiere haben sich etwas gelangweilt im Lockdown“, wissen die Tierpfleger Marie Daniel und Alexander Rathai. Vor allem habe ihnen die Beschäftigung gefehlt, die sie sonst durch die Besucher haben.
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Um zu zeigen, dass das stimmt, kommt der Waliser Schwarznasenschafsbock Detlef an den Zaun getrottet. Die Ziegen Chip und Chap meckern in der ersten Reihe um Futter und auch Truthahn Kevin stolziert neugierig in unsere Richtung. „Sie sind natürlich verfressen und wollen Futter, einige suchen aber auch menschliche Nähe“, wissen die Pfleger. Müssen sie besonders vorbereitet werden auf die Besucher am Samstag? „Nein, das ist eher bei sensibleren Tieren im Zoo der Fall.“
Ziegen- und Schafe sind schlanker geworden
Obwohl sich Matze, Detlef und die anderen im Lockdown weniger bewegt haben, hat die monatelange Besucherpause ihrer Gesundheit gut getan. „Die Bäuche sind kleiner geworden.“ Kein Wunder, schließlich füttern sie hunderte Kinderhände am Tag mit Leckereien, manchmal sind auch Waffeln vom Stand gegenüber dabei oder Essen von Zuhause – obwohl das eigentlich nicht erlaubt ist. „Sogar Chips wurden schon verfüttert“, weiß Marie Daniel. Die Organe der Tiere verfetten durch Überfütterung, so dass sie am Ende daran sterben können. „Man sieht es auch an den Lämmern: Die nehmen die Inhaltsstoffe des Essens durch die Muttermilch auf und bekommen dann Durchfall.“
Während die Tiere im oberen Teil des Arche Parks schlanker wurden, habe das Damwild weiter unten im Gehege mehr Speck angesetzt. Im frei zugänglichen Teil des Waldes kann ständig gefüttert werden, so dass viel mehr Besucher als sonst dort Äpfel, Möhren und andere Naschereien hineinwerfen. „Teilweise lag der ganze Boden am Zaun voll mit Möhrenresten, die die Tiere gar nicht mehr gefressen haben“, sagt Alexander Rathai. „Wir mussten viel weniger zufüttern als sonst.“
Tierpfleger: Eine Möhre ist für das Damwild wie Schokolade für uns Menschen
Weniger Tierpatenschaften
Insgesamt leben 220 Tiere im Arche Park im Witthausbusch, darunter Ziegen, Schafe, Hühner, Tauben, Gänse, Sittiche, Meerschweinchen, Kaninchen, Mäuse oder Damwild. Durch den langen Lockdown von fast fünf Monaten, haben in diesem Jahr weniger Mülheimer Tierpatenschaften übernommen als sonst. Die Patenschaften kosten zwischen 15 und 160 Euro im Jahr; wer eine solche verschenken möchte, bekommt eine Urkunde. Mehr Info: www.muelheim-ruhr.de
Der Arche Park hat ab Samstag, 20. März, und dann immer mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Montags und dienstags bleibt der Park geschlossen. Ab dem 31. März (zur Sommerzeit) soll der Park dann bis 18 Uhr geöffnet haben.
Besucher müssen sich vor Ort melden und einen Termin vereinbaren, telefonisch ist dies nicht möglich. Am Eingang werden die persönlichen Daten hinterlassen. Der Kiosk wird unter den Bedingungen der geltenden Coronaschutzverordnung öffnen, wahrscheinlich zur Parkseite hin. Denn auch hier gilt ein Verzehrverbot von mindestens 50 Metern. Der Eintritt ist kostenlos.
Er appelliert daher, ihnen nicht zu viel zu geben. „Eine Möhre enthält viel Zucker und ist für das Damwild wie Schokolade für uns Menschen.“ Immer wieder müssen Besucher auch ermahnt werden, keine Blätter von den Bäumen zu reißen und zu verfüttern. „Teilweise sind diese hochgiftig für die Tiere, etwa Eibe oder Stechpalme.“ Ihnen werde es gut tun, wenn sich die Besuchermengen wieder gleichmäßig auf die Gehege verteilen.
Der Arche Park öffnet wieder.
Was ist sonst noch im Gehege passiert während der Schließzeit? „Sieben Lämmchen und neun Zicklein wurden geboren“, sagt Marie Daniel. Die Futterspendentonne vor dem Gehege wurde zudem entfernt, „weil dort leider zu viel Müll reingeworfen wurde“. Ein Planwagen steht nun im Gehege, auf dem die Ziegen klettern können, und eine der Hühnervolieren wird gerade umgestaltet. „Vor allem aber war es hier sehr leer und sehr still“, geben Marie Daniel und Alexander Rathai zu. Höchste Zeit also, um wieder Leben reinzulassen.