Mülheim. Die mehr als 200 Millionen Euro schwere Modernisierung des Rhein-Ruhr-Zentrums in Mülheim könnte ein neuer Investor stemmen. Wer im Gespräch ist.
Die Bestrebungen, der ausgebremsten, mehr als 200 Millionen Euro schweren Modernisierung des Rhein-Ruhr-Zentrums an der Stadtgrenze von Mülheim zu Essen neuen Rückenwind zu verschaffen, tragen womöglich bald schon Früchte. Gespräche mit einem Investor sind nach Informationen dieser Redaktion entscheidend vorangekommen, die Zielgerade zumindest soll schon im Visier sein.
Im Frühjahr hatten die Eigentümer von Einkaufcenter und benachbartem Stinnes-Hochhaus offenbart, sich kaum mehr in der Lage zu sehen, die vor knapp fünf Jahren in Aussicht gestellt Revitalisierung des knapp 50 Jahre alten Centers selbst zu stemmen. Zwar hatte das Joint Venture zwischen einem von Morgan Stanley verwalteten Immobilienfonds und Redos Real Estate, das unter der Betreibergesellschaft Harko zusammengefasst ist, öffentlich immer noch die Option offengehalten, selbst mehr Geld zur Absicherung ins Investitionsprojekt zu pumpen. Doch startete auf Druck der finanzierenden Banken ebenso die Suche nach einem externen Investor, der entweder über eine Beteiligung einsteigt oder aber komplett übernimmt.
Spanischer Investor soll heißer Kaufkandidat für Mülheims Rhein-Ruhr-Zentrum sein
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Nun steht offenbar ein Komplettverkauf an, um dem Investitionsprojekt wieder Flügel zu verleihen – trotz der zwischenzeitlich erheblich erschwerten Bedingungen durch Corona, der extrem gestiegenen Preise am Bau, der Zukunftssorgen der Handelsbranche hinsichtlich Inflation und Konsumzurückhaltung.
Die Zeichen verdichten sich, dass ein möglicher Investor gefunden sein könnte. Nach übereinstimmenden Meldungen und auch Informationen dieser Zeitung zufolge soll die Eurofund Group mit den aktuellen Eigentümern in zielführende Verhandlungen eingestiegen sein. Die 1994 gegründete Gruppe mit Hauptsitz in Madrid operiert als Immobilienunternehmen in Südeuropa, seit einigen Jahren auch in Großbritannien. Als ersten Meilenstein ihrer Firmengeschichte sieht sie selbst die Entwicklung eines 60.000 Quadratmeter großen Freizeit- und Einzelhandelsparks in Terrassa (Barcelona) an.
Kaufinteressent hat 2012 Europas größten Shopping-Standort eröffnet
Auch Europas größter Einzelhandelsstandort, der 2012 eröffnete und mehr als 200.000 Quadratmeter große Puerto Venecia im spanischen Saragossa, geht auf ein Invest der Eurofund Group zurück. Seit mehr als 20 Jahren verfolgt die Investoren-Gruppe bei ihren Engagements das Konzept der „Shopping Resorts“: Sie verwirklicht Projekte im Einzelhandel, die auf Center setzen, in denen Menschen nicht nur einkaufen, sondern auch ihre Freizeit verbringen. Der „Puerto Venecia" wurde 2013 gebaut und seinerzeit für jenes Konzept als „bestes neues Einkaufs- und Freizeitzentrum der Welt“ mit den Mapic Awards ausgezeichnet.
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Das Konzept von Handel in Verbindung mit hohem Freizeit- und Erlebniswert passt genau mit den Plänen zusammen, die auch für Mülheims Rhein-Ruhr-Zentrum entwickelt worden waren. Derweil bleibt abzuwarten, ob und in welcher Weise ein Investor die bisherigen Planungen für die Revitalisierung im Rhein-Ruhr-Zentrum übernehmen würde. Jedenfalls könnte er wohl zeitnah darauf setzen, dass er mit der Vorleistung einer Baugenehmigung ausgestattet wäre.
Umbau Rhein-Ruhr-Zentrum: Stadt Mülheim stellt Baugenehmigung zeitnah in Aussicht
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Mülheims Bau- und Planungsdezernent Felix Blasch bestätigte noch jüngst im Gespräch mit dieser Redaktion, dass er davon ausgehe, dass seine Verwaltung die Baugenehmigung zum Umbau des Centers an der A 40 im ersten Quartal 2023 erteilen könne. Zuletzt habe es nur noch eine kleine Liste „mit abzuarbeitenden Dingen“ gegeben, so Blasch.
Das Baugenehmigungsverfahren vorangetrieben haben die aktuellen Inhaber des Rhein-Ruhr-Zentrums. Baudezernent Blasch sagt, dass mögliche Kaufinteressenten im Verfahren bislang nicht den Kontakt zur Verwaltung gesucht hätten. „Es kann sein, dass alle erst die Baugenehmigung abwarten“, sagte er dieser Tage.
Kommt das Kindermuseum „Explorado“ nach Mülheim? – „Eine interessante Option“
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Zum umlaufenden Gerücht, die Eurofund Group sei heißer Kaufkandidat für das Rhein-Ruhr-Zentrum, wollte sich ein Sprecher der Betreibergesellschaft Harko am Freitag nicht äußern. „Die Gespräche für einen Komplettverkauf sind sehr weit fortgeschritten“, bestätigte er aber. „Man hat ein gutes Stück der Strecke hinter sich gelassen und ist in sehr seriösen Gesprächen.“ Gleichwohl gebe es auch noch gewichtige Knackpunkte in den Verhandlungen, die es zu lösen gelte.
Auch zuletzt gestreute Gerüchte, das Ende 2021 im Duisburger Innenhafen geschlossene Kindermuseum „Explorado“ könnte am Humboldtring in Heißen einen Neustart wagen, kommentierte der Harko-Sprecher. Er bestätigte, dass dazu mal Gespräche mit den Explorado-Betreibern geführt worden seien. Es sei eine „interessante Option“, doch aktuell gebe es dazu keine weiterführenden Gespräche.