Mülheim. Ein Kehrgleis wird künftig das neue Ende der Mülheimer Straßenbahnlinie 104 bilden. Die Begründung dafür sorgte zumindest für Verwunderung.
Der große Aufreger im neuen Nahverkehrsplan bleibt die Verkürzung der Straßenbahnlinie 104. Eine Zukunft des Kahlenberg-Astes war allerspätestens seit dem letzten Mobilitätsausschuss kein ernsthaftes Thema mehr. Diskutiert wurde lediglich über die neue Endhaltestelle – und nun eine Entscheidung getroffen.
Die 104 endet künftig an der jetzigen Haltestelle Wertgasse, die in Zukunft „Evangelisches Krankenhaus“ heißen wird. Bei drei Gegenstimmungen und drei Enthaltungen beschloss der Rat den Bau eines Kehrgleises hinter der Kreuzung Schulstraße.
Mülheimer Nahverkehr: Neues Kehrgleis kostet 250.000 Euro
Die Kosten für die Ruhrbahn belaufen sich auf etwa 250.000 Euro und mit der Maßnahme soll spätestens 2024 begonnen werden. Die Bauzeit wird auf 21 Tage geschätzt. Bis dahin soll die Ruhrbahn Übergangsmöglichkeiten prüfen.
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Die SPD hatte zuvor beantragt, statt des Kehrgleises ein Gleiskreuz vor der Haltestelle einzubauen. Die Verwaltung hatte diese schon im Mobilitätsausschuss vorgebrachte Idee aus rechtlichen Gründen abgelehnt. Es könne zu Falschfahrten kommen und infolgedessen die Unfallgefahr steigen.
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Im Rat war davon allerdings keine Rede mehr. Vielmehr, so teilte die Ruhrbahn mit, ließe die Gleisgeometrie ein solches Vorhaben nicht zu. Im Kreuzungsbereich lägen die Gleise weit auseinander und dazu noch in einem Bogen.
Der bewegliche Teil der Weiche dürfe sich nicht im Bereich des Fußgängerüberwegs befinden, dessen Insel als Querungshilfe wegen der Breite der Fahrbahn weiter Bestand haben muss.
Ruhrbahn nennt Gründe für Ablehnung der SPD-Idee
Auf einer Länge von 20 Metern könne ein Gleiskreuz nur mit aufwendigen und teuren Sonderkonstruktionen realisiert werden. Allerdings befürchtet die Ruhrbahn in diesem Fall deutliche Ausschläge der Bahnen, die in die Fahrbahn hineinragen würden.
Würde das Gleiskreuz zwischen dem ehemaligen Handelshof und dem Fußgängerüberweg installiert würde eine Bahn ebenfalls den Verkehr stadtauswärts blockieren, denn das Befahren des Kreuzes müsse in deutlich geringerer Geschwindigkeit erfolgen.
Warum die SPD ihren Antrag auf ein Gleiskreuz zurückzog
Auch die erschwerten Wartungs- und Reinigungsarbeiten sowie die komplizierte Signalisierung wurden vom Verkehrsbetrieb angeführt.
Bei der SPD war mehr mindestens verwundert, dass von der juristischen Undurchführbarkeit plötzlich keine Rede mehr war. „Das unterscheidet sich substanziell von dem was wir im Fachausschuss mitgeteilt bekommen haben“, sagte Daniel Mühlenfeld. Dann könne die Grundidee ja nicht so falsch gewesen sein. Dennoch zog die Fraktion ihren Antrag zurück – und machte damit den Weg für das Kehrgleis frei.