Mülheim. Nach dem „Nein“ des Naturschutzbeirates hat der Rat der Mülheimer Mountainbikestrecke zugestimmt. Wie eine gemeinsame Lösung aussehen könnte.

Seit der plötzlichen Abräumung des ehemaligen Spots ist der Bau einer legalen Mountainbike-Strecke am Großen Berg ein Politikum, das durch den Widerspruch des Naturschutzbeirates gegen die naturschutzrechtliche Befreiung in der letzten Woche um einen Streitpunkt reicher geworden war. Oberbürgermeister Marc Buchholz und Umweltdezernent Felix Blasch waren im Stadtrat sichtlich um Kompromissfindung bemüht.

Formal gesehen ist das Vorhaben in der Ratssitzung ein Stückchen nach vorne geradelt. Dass der Rat der auf zwei Jahre befristeten naturschutzrechtlichen Befreiung zustimmen und damit den Widerspruch des Beirats überstimmen würde, war zu erwarten. Nur die MBI und drei Viertel der AfD stimmten dagegen. Offene Fragen aber bleiben.

Sport gegen Naturschutz? Brigtte Erd (Grüne) sieht ungleiches Duell

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„Es ist ein Verfahren, das von Anfang an etwas unglückselig verlaufen ist“, meinte die Umweltausschuss-Vorsitzende Brigitte Erd von den Grünen. Ihrer Meinung nach seien Fronten geschaffen worden, „die in einem geordneten Verfahren gar nicht entstanden wären“.

„Wir haben den Eindruck, dass wir uns zwischen Sport und Naturschutz entscheiden müssen“, haderte Erd, und machte keinen Hehl daraus, welche Seite sie in diesem Vergleich besser aufgestellt sieht. „Der Naturschutz hat nicht so eine große Stimme wie der Sport. Der Sport mobilisiert Massen, da kommen die Umweltschützer nicht wirklich gegen an“, so Erd.

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Die Grünen stimmten dem Vorhaben letztlich aber auch zu – unter der Prämisse, dass die Stellungnahme des Naturschutzbeirates noch eingearbeitet wird. Das hatte zuvor auch Dezernent Felix Blasch versprochen. „Der Beirat hat in Aussicht gestellt, dass er auch Vorschläge zur Kompensation machen wird. Außerdem soll es Hinweise zur Ausgestaltung der Zielzone und zu den Absperrungen der angrenzenden Waldgebiete geben“, so Blasch.

Umweltschützer freuen sich über „positive Wende“

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„Das ist für mich eine positive Wende gewesen“, freute sich Dr. Dietrich Rohde, Sprecher des Naturschutzbeirates im Umweltausschuss. In einem Gespräch mit Rohde, dem Beiratsvorsitzenden Dr. Peter Keil sowie den beiden Dezernenten Blasch und Lüngen hatte Oberbürgermeister Buchholz tags zuvor bereits versucht, die Wogen zu glätten und eine gemeinsame Richtung einzuschlagen. „Wir müssen respektieren, dass wir unterschiedliche Standpunkte haben“, sagte der OB im Rat.

„Dafür habe ich mich am Freitagmorgen auch bei Herrn Buchholz bedankt“, berichtete Rohde, dessen Sorgen, „dass bald schon die Bulldozer anrollen“, wohl vorerst unbegründet ist. Zumindest nicht, bevor der Naturschutzbeirat seine Stellungnahme veröffentlicht hat.

Mülheimer Naturschutzbeirat hofft auf Berücksichtigung seiner Einwände

Mit der Entscheidung der unteren Naturschutzbehörde hingegen rechnet Blasch zeitnah. „Wir hoffen jetzt natürlich, dass unsere Anmerkungen nicht im Papierkorb landen, sondern im Verwaltungsvorstand umgesetzt werden“, so Rohde.

Neben dem Inhaltlichen stellen sich für den Beirat aber auch noch einige grundsätzliche Fragen. Das Gremium fühlte sich bei der Entscheidungsfindung von der Verwaltung übergangen. „Es bleibt ein strukturelles Problem in unserer Verwaltung“, bemängelt Rohde – und drängt schleunigst auf eine Verbesserung dieser Situation. „Sonst gibt es irgendwann keine Kooperation mehr, sondern nur noch Konfrontation, und das wollen ja wohl beide Seiten überhaupt nicht.“