Mülheim. 24 Bäume sollen am Großen Berg im Mülheimer Uhlenhorst für einen Bike-Park gefällt werden. Auszüge aus dem Gutachten zeigen nun das Ausmaß.
Häppchenweise gelangen die Pläne für den geplanten Mountainbike-Parcours in die Öffentlichkeit. Vollständig will der MTB-Verein und mögliche künftige Bike-Park-Betreuer „Trailriders“ das von ihm in Auftrag gegebene Gutachten nicht zeigen, das die Fällung von 24 Bäumen und 13 Kronenschnitte für die Verkehrssicherheit der Mountainbike-Fahrer empfiehlt. Auf Anfrage der Redaktion heißt es, dieses sei noch nicht ganz fertig.
Und doch gibt es eine Liste mit den zur Fällung vorgesehenen Bäumen sowie eine Übersicht ihrer Standorte, die der Redaktion nun vorliegen und das Ausmaß verraten. Demnach sollen 21 Birken mit Höhen zwischen acht und 15 Metern und einem Stammdurchmesser von 20 bis 40 Zentimetern umgelegt werden. Hinzu kommen zwei Traubenkirschen mit Durchmessern von 16 bis 18 Zentimetern. Eine Eiche (14,37 Meter) soll ebenfalls fallen. Einige Fragen allerdings bleiben weiterhin offen.
Sport soll im Einklang mit der Natur ausgeübt werden
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Empörung und sogar eine Petition hat die Nachricht von der Fällung im Landschaftsschutzgebiet am Großen Berg dagegen schon jetzt ausgelöst: Dort haben inzwischen rund 375 Menschen (Stand: Freitag) gegen das „Abholzen im Mülheimer Uhlenhorst“ unterschrieben. „Wir haben noch einige ausgefüllte Listen mit etwa 100 Unterschriften im Umlauf“, versichert Petitions-Initiatorin Ute Menzel.
Nicht, weil sie gegen die Mountainbiker wären, betont diese, nur eben gegen einen möglichen Schaden an der Natur, dessen Ausmaß sie nicht abschätzen können. „Der Verein hatte bei seiner Gründung versichert, man wolle den Sport im Einklang mit der Natur ausüben“, erinnert sie.
Doch hinsichtlich des „Einklangs“ sind Menzel und ihre Unterstützer skeptisch. Auch deshalb, weil die Trailriders den genauen Verlauf der Strecke im Unklaren gelassen haben sowie die damit verbundene Frage, warum wo konkret welche Bäume gefällt werden sollen. Zuletzt betonten die Trailriders, man habe die Pläne schon reduziert und wolle nur eine Hauptlinie mit zwei Nebenarmen errichten. Grundsätzlich befürworte man keine Fällungen, Maßnahmen seien aber vorgeschrieben zur Sicherheit der Mountainbiker. Und es werden hauptsächlich Birken und zudem viel Totholz bereinigt.
Standorte der zu fällenden Birken werfen Fragen auf: Wie groß wird der Parcours?
Wo aber stehen die genannten Birken? Denn beim Gang über das Gelände mit der vorliegenden Übersicht stechen Menzel und Unterstützerin Petra Hertges vor allem viele alte Eichen ins Auge: „Wir sind schon mal beruhigt, dass diese laut Plan stehen bleiben sollen“, meint Hertges.
Doch der Plan verweist ebenso auf Birken, die zwar abgestorben scheinen, dafür aber tief im Wald stehen, wo bislang keine Strecke war. „Wenn nur zur Verkehrssicherheit gefällt werden soll, bedeutet dies, dass der Parcours bis dahin ausgeweitet wird?“, fragen die Frauen. Das wäre ein Ausmaß, welches über die einstige Strecke hinaus ginge.
Hertges ist daher besorgt, dass in dem Waldstück mehr entstehen könnte als gesagt wird: Wenn der Parcours erst einmal steht, kommen auch Erwachsene, vermutet sie. Werden diese sich mit der Bahn zufrieden geben oder wird der Parcours anschließend nach Süden zur Wiese erweitert? Und wie wird das Wohnviertel belastet, wenn die Radler mit dem Auto kommen? Der Trailrider-Vorsitzende Max Reinartz hatte dagegen betont, eine große Sogwirkung werde von dem Dirt-Bike-Park nicht ausgehen, der für Tricks und Kunststücke geeignet sei und damit nur einen besonderen Aspekt des Radsports anspreche.
Unbekannte rissen Appelle von Kindern ab
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Die Unsicherheit ist groß, die fehlende Aufklärung der Öffentlichkeit wirft bei den Frauen Fragen auf, etwa, warum die Wasserwerke vor Ort gewesen sein sollen, wie Menzel gesehen hat. Muss hier ein Wasseranschluss gelegt werden? Gibt es vielleicht auch ein Interesse an Wohnbebauung, wenn Leitungen verlegt sind und der noch bestehende Landschaftsschutz für den Bike-Park ausgebeult wurde?
Für Unmut sorgt ebenso: Kinder hatten handgemalte Zettel am Großen Berg aufgehängt, um gegen das Baumfällen zu mahnen – Unbekannte haben diese aber abgerissen. „Am helllichten Tag“, betont Menzel, die sich wegen ihres Aufrufs in den sozialen Medien angefeindet sieht. Sie will sich dennoch mit Beschuldigungen zurückhalten, „aber wenn das die Antwort auf unsere Petition ist, ist das ziemlich arm“.
Grund, bei der Unterschriftensammlung nachzulassen, sehen Menzel und Hertges jedoch nach dem Blick auf die Fällungsliste nicht. Zu viele Fragen bleiben für sie offen.