Mülheim. Trotz Mangel an Schwimmbädern ist Mülheim zufrieden mit den Zahlen beim Schulschwimmen. Wo es dennoch besondere Herausforderungen gibt.

Dass die Wasserflächen in Mülheim nicht ausreichen, um eine optimale Schwimmausbildung zu gewährleisten, ist kein Geheimnis. Die langen Wartezeiten in den Vereinen sind bekannt. Im Bereich der Grundschulen sieht sich die Stadt aber gut aufgestellt. Trotz einiger Herausforderungen und eines Wermutstropfens.

Mit dem üblichen Radau strömen die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Krähenbüschken in das Lehrschwimmbecken im Mülheimer Südbad. Befolgen aber dann anständig alle Anweisungen der Fotografinnen für das Pressefoto. Die eine oder andere Lehrkraft wäre neidisch gewesen.

Große Unterschiede innerhalb der Mülheimer Schulklassen

Für sie ist vor allem die Heterogenität der Schulklassen beim Schwimmunterricht eine große Herausforderung. „Wir haben zwar schon einige Kinder mit dem Bronzeabzeichen, bei anderen geht es aber erst einmal um die Wassergewöhnung“, weiß Schulleiterin Birte Kellermann.

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Durch die vielfältigen Belastungen der Familien können regelmäßige Schwimmbad-Besuche offenbar nicht mehr gewährleistet werden. Umso größer sind die Hürden und manchmal auch Ängste beim ersten Schulschwimmen. Für Lehrerinnen und Lehrer kaum machbar, jene Anfänger mit den bereits guten Schwimmerinnen und Schwimmern bei Klassengrößen an die 30 Kinder unter einen Hut zu bekommen.

Übungsleitende sind beim Schwimmunterricht nicht mehr wegzudenken

Durch das Projekt „Flotte Flosse“ bekommen aber alle Mülheimer Grundschulen seit 2014 Übungsleitende an die Seite gestellt, die sich speziell um die Nichtschwimmer kümmern sollen. „Sie sind eigentlich nicht mehr wegzudenken“, sagt die Schulleiterin und ergänzt: „Sie gehen mit ins Wasser und fangen ganz sanft an. Da geht es auch um viel Einfühlungsvermögen.“

Dabei handelt es sich größtenteils um Studierende oder Rentnerinnen und Rentner. Diese sind entweder über die Vereine ausgebildet oder haben eine Schwimmlehrerassistenten-Ausbildung absolviert. Allein dadurch konnten im vergangenen Jahr 17 neue Übungsleiter gewonnen werden. Im Frühjahr soll ein weiterer Kurs angeboten werden.

Stadtdirektor: Warum Mülheim Vorbildcharakter besitzt

„Das hat in der Tat Vorbildcharakter, wenn man bedenkt, dass wir es flächendeckend seit 2014 machen, womit andere Städte jetzt erst anfangen“, betont Stadtdirektor David Lüngen, der als Dezernent auch für die Bereiche Schule und Sport zuständig ist. Der Ausschuss für den Schulsport stellte die Projekte jüngst auf einer Tagung der Bezirksregierung vor.

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Nicht ein Projekt. Sondern Projekte. Denn durch das Konzept von „Schwimm mit“ wird die Thematik auch auf die Klassen fünf bis sieben ausgeweitet. „Die weiterführenden Schulen suchen aktuell händeringend“, sagt Annett Michels vom Mülheimer Sportbund. „Das Projekt ist umso wichtiger, weil das Seepferdchen ja oft noch kein sicheres Schwimmen bedeutet“, unterstreicht Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservices.

Neuer Schwimmpass legt mehr Wert auf Grundfertigkeiten

Bettina Gosten von der Bürgerstiftung, die das Projekt fördert, hat dabei auch die Flüchtlingssituation im Auge. „Wir haben viele Zuzügler, die eben nicht von Anfang an in Mülheim gefördert worden sind.“ Daher sei die Ausweitung auf die weiterführenden Schulen entscheidend.

Einziger Wermutstropfen: Durch Corona ist die Quote derjenigen, die das „Flotte Flosse“-Abzeichen erlangt haben, von 90 auf 81 Prozent zum Stand des vergangenen Schuljahres gesunken. Auch deshalb sollen die Übergangszeiten zwischen einzelnen Klassen optimiert werden, um die Leerzeiten zu minimieren.

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Außerdem wird beim neuen, vierstufigen Schulschwimmpass künftig auch die Wassergewöhnung als erster Erfolg dokumentiert. Und es wird deutlich mehr Wert auf die Grundfertigkeiten gelegt. Damit soll sich die Zahl der sicheren Schwimmerinnen und Schwimmer am Ende der Grundschulzeit künftig wieder langsam erhöhen.