Mülheim. Immer wieder werden Polizeikräfte angegriffen, auch in Mülheim. Mit „Tasern“ sollen sie sich nun schützen. Wieso das nicht ganz ungefährlich ist.
Nachdem der Einsatz von Elektroschock-Geräten ein Jahr lang in vier Polizeibehörden Nordrhein-Westfalens (Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen, Rhein-Erft-Kreis) getestet worden war und die „Taser“ anschließend nach und nach in die Grundausstattung sämtlicher Streifenwagen aufgenommen wurden, ist nun auch die Mülheimer Polizeiwache mit den Distanzelektroimpulsgeräten, kurz DEIG, ausgestattet worden.
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In diesem Jahr habe es rund 250 Taser-Einsätze im Wachdienst bei der Polizei NRW gegeben, so Minister Reul Mitte Oktober. Wann und wie die Distanzelektroimpulsgeräte zu verwenden sind, erlernen die Einsatzkräfte in mehrtägigen Schulungen, so zuletzt auch in Mülheim. „In den letzten Wochen nahmen die Beamten an mehrtägigen Trainings teil, um intensiv im Umgang mit dem DEIG beschult zu werden“, heißt es. „Ab sofort gehört das DEIG zur Standardausrüstung aller Einsatzkräfte des Streifendienstes im Polizeipräsidium Essen.“
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Vom „Taser“, der Stromimpulse mit einer Spannung von 50.000 Volt abgibt und damit einen Menschen für etwa fünf Sekunden handlungsunfähig macht, erhofft sich die Polizei weniger Gewalt gegen die eigenen Kolleginnen und Kollegen. Das Polizeipräsidium Essen/Mülheim zählte im Jahr 2021 289 Fälle, in denen Menschen körperlich aggressiv gegen Einsatzkräfte vorgegangen waren; es gab 570 leicht oder schwer verletzte Beamte. In Mülheim waren es 92 verletzte Polizistinnen und Polizisten.
Polizei Mülheim hat ihr Personal mehrere Tage geschult
Die Aggressionen gegenüber Polizistinnen und Polizisten haben aktuellen Zahlen zufolge weiter zugenommen: Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zählt die Polizei Essen/Mülheim 56 Gewaltausbrüche und tätliche Angriffe auf ihr Personal. Zum Vergleich: 2020 waren es im gleichen Zeitraum mit 40 Fällen noch 16 weniger. Hinzu kommen 121 sogenannte Widerstände, in denen Beamte genötigt oder bedroht wurden, ohne dass sie körperlich angegangen oder gar verletzt worden sind – ein „leichter Rückgang“ von 30 Fällen.
„Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass der Taser auch eine starke präventive und deeskalierende Wirkung hat“, erklärte Innenminister Reul 2021 nach Beginn des „Taser“-Pilotversuchs. Die bloße Androhung führe in 80 Prozent der Fälle bereits zur Deeskalation. „Der Taser schließt eine Lücke zwischen Pfefferspray, Einsatzmehrzweckstock und Schusswaffe“, sagt der NRW-Vorsitzende der Polizeigewerkschaft GdP, Michael Mertens. Trotz allem bleibe der Einsatz der Elektroschockgeräte nie ganz ohne Risiko: Besonders Menschen unter Alkohol-, Medikamenten- oder Drogeneinfluss seien anfällig für gesundheitliche Folgeschäden.