Essen. Die Polizei Essen hat jetzt Elektroschock-Geräte im Einsatz. Die Zahl der Polizisten, die im Dienst verletzt werden, ist überraschend hoch.

Die Polizei Essen kann bei Einsätzen jetzt auch Elektroschock-Geräte benutzen. Die ersten so genannten „Taser“ wurden am Freitag offiziell den Beamten der Polizeiinspektion Mitte (Innenstadt) übergeben. Die weiteren Polizeiinspektionen und -wachen im Stadtgebiet sollen im Laufe des Jahres damit ausgestattet werden, genau wie die Polizei in Mülheim.

Die Geräte waren ein Jahr lang in vier Polizeibehörden in NRW getestet worden (Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen, Rhein-Erft-Kreis). Essen zählt jetzt zu den ersten Polizeibehörden, die das „DEIG“ einsetzen. Die Abkürzung steht für die offiziell amtliche Bezeichnung „Distanzelektroimpulsgerät“. Polizistinnen und Polizisten im Wachdienst – also die klassischen Streifen-Beamten – erhalten die sonnengelben Geräte, die nicht viel größer sind als reguläre Pistolen. Vorher durchlaufen alle Beamten eine mehrtägige Schulung, wie das Gerät zu benutzen ist und sie werden auch über rechtliche Belange aufgeklärt.

570 im Einsatz verletzte Polizisten in Essen im Jahr 2021

„Mit diesem Gerät soll Gewalt künftig vermieden werden“, erklärte der Leitende Polizeidirektor Detlef Köbbel, der der Direktion „Gefahrenabwehr/Einsatz“ vorsteht. Ein Taser ersetze keine Schusswaffe, sondern „schließt die Lücke zwischen Stock und Schusswaffe“. Mit „Stock“ ist der so genannte „Schlagstock“ gemeint, der im Polizeideutsch „EMS“ heißt – „Einsatzmultifunktionsstock“.

Vom „Taser“, der mit einem kurzen, starken Stromstoß einen Menschen für etwa fünf Sekunden handlungsunfähig macht, erhofft sich die Polizei weniger Gewalt gegen die eigenen Kolleginnen und Kollegen. Das Polizeipräsidium zählte im Jahr 2021 289 Fälle, in denen Menschen körperlich aggressiv gegen Polizisten im Einsatz vorgingen; es gab 570 leicht oder schwer verletzte Beamte. In Mülheim waren es 92 verletzte Polizistinnen und Polizisten. Die Ordnungshüter werden vor allem dann verletzt, wenn es darum geht, renitente Bürgerinnen und Bürger festzusetzen – manchmal reicht allein die Frage nach dem Ausweis bei einer Kontrolle. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte die Entscheidung des Landes NRW, „Taser“ einzuführen, stets begrüßt.

Schon die Androhung, den Taser zu benutzen, zeigt Wirkung

Der Test-Betrieb hätte gezeigt, so Polizeidirektor Detlef Köbbel, dass allein die Androhung, den „Taser“ zu benutzen, in 80 Prozent der Fälle dazu führt, dass Menschen aufhören, sich bei Einsätzen aggressiv aufzuführen und in Kauf zu nehmen, dass dabei Polizisten verletzt werden könnten. Ähnliche Effekte erziele die so genannte „Bodycam“ – eine kleine Videokamera, die Polizisten bei manchen Einsätzen auf den Schultern tragen. Die „Bodycam“ ist seit 2020 in Essen flächendeckend im Einsatz.

Bevor der „Taser“ tatsächlich einen Stromstoß absondert, werden zweimal „laute, akustische Signale abgegeben“, erklärte Pascal Joland, der im Polizeipräsidium verantwortlich für die Einführung des Geräts ist. Drückt man den Auslöser, werden zwei Elektroden abgeschossen, ähnlich wie kurze Dartpfeile. Sie kommen etwa sechs bis sieben Meter weit. Die Elektroden bleiben mit Drähten mit dem Gerät verbunden und stehen unter elektrischer Spannung. Das Vorgänger-Modell, das schon in früheren Jahren in einigen Landesteilen getestet wurde, hatte eine Stromstärke von 0,0013 bis 0,0036 Ampere (zum Vergleich: der Strom aus der Steckdose hat 16 Ampere). Das Gerät sei nicht gefährlich für Menschen mit Herzschrittmacher; gleichwohl haben die Polizisten ab sofort die Vorgabe, weder auf junge Menschen unter 14 Jahren, auf Schwangere oder erkennbar Gebrechliche zu zielen.