Mülheim. Weil er die Mutter seiner drei Kinder erstochen haben soll, steht ein 34-Jähriger bald wegen Mordes vor Gericht. Was mittlerweile bekannt ist.

Was sich an einem frühen Abend Mitte Juni direkt neben einem Spielplatz in Styrum ereignet hat, werden viele Mülheimer nicht vergessen: Vor den Augen der eigenen drei und etlicher anderer Kinder soll ein 34-jähriger Mann immer wieder auf seine Expartnerin eingestochen haben. Am nächsten Tag erlag die 31-Jährige im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Ab Dezember muss sich der Mann wegen Mordes vor dem Landgericht Duisburg verantworten.

Nach dem schockierenden Vorfall herrschte an zwei Styrumer Schulen Ausnahmezustand. Mehrere Kinder und Jugendliche, die die nahe gelegene Grundschule an der Augustastraße oder die Willy-Brandt-Gesamtschule besuchen, waren unmittelbar Zeugen geworden. Eltern und Lehrkräfte mussten viele traurige Gespräche führen, die verunsicherten Kinder teils wieder auf dem eigentlich vertrauten Schulweg begleiten.

Die Kinder hatten ihren Vater immer wieder angefleht: „Hör auf damit!“

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Die damals neun und sieben Jahre alten Töchter sowie der dreijährige Sohn der getöteten Frau – und des Angreifers – kamen in einer Kinder- und Jugendpflegeeinrichtung unter, die auf psychologische Intensivbetreuung spezialisiert ist, berichtete Stadtsprecher Volker Wiebels damals. Schwestern der Mutter hätten angekündigt, sie aufnehmen zu wollen. Während der Tat hatten die Kleinen ihren Vater immer wieder angefleht: „Hör doch auf damit!“

Das abscheuliche Geschehen entsetzte viele, darunter auch Thomas Weise, Kuratoriumsvorsitzender der Polizeistiftung David & Goliath. Die Stiftung stellte 5000 Euro Soforthilfe zur Verfügung. „Leider können wir die Tat damit nicht ungeschehen machen. Aber wir wissen, dass nun Mehrbelastungen entstehen, und die wollen wir mit unserer Hilfe abfedern.“ Die Kinder müssten die bestmögliche Betreuung erhalten, um das Ereignis zu verarbeiten und ihre Traumata abzumildern. „Ich weiß aber trotzdem, dass diese brutale Tat für immer auf ihren Seelen lasten wird“, so Weise.

Tatwaffe soll ein Messer mit 15 cm langer Klinge gewesen sein

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Der Tatverdächtige – ein serbischer Staatsangehöriger ohne festen Wohnsitz in Deutschland – sitzt seit Juni in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft klagt ihn wegen Mordes an, berichtete Sebastian Hilland, stellvertretender Gerichtssprecher, am Freitag auf Nachfrage. Der Mann habe sich vor dem Übergriff nahe des Wendehammers der Von-der-Tann-Straße verborgen gehalten, sei dann mit einem 15 cm langen Messer über die Expartnerin hergefallen. „Laut Anklage hat er ihr dreimal gegen den Kopf geschlagen, dann auf sie eingestochen.“ Der Frau gelang es kurzzeitig zu entkommen, doch nach wenigen Metern erwischte er sie erneut – und zwar direkt am Spielplatz des als „Blaues Haus“ bekannten Wohnblocks an der Feldstraße.

18 Stiche in den Rumpf zählten die Ermittler. Viele innere Organe waren verletzt. Und die Wunden an den Händen und Armen zeigten, wie sich das Opfer noch versucht hatte zu wehren, so Hilland.

Streit über das Sorgerecht könnte Grund für die Tat gewesen sein

Mögliches Motiv für die Attacke könnte eine Auseinandersetzung über die Kinder gewesen sein. Laut Anklage soll der Vater befürchtet haben, dass er das Sorgerecht für die zwei Töchter und den Sohn verlieren könnte. „Das wollte er nicht akzeptieren“, sagte Gerichtssprecher Hilland. „Er wollte auch kein gerichtliches Verfahren mehr abwarten. Seine Expartnerin sollte die Kinder nicht haben.“

Das Schwurgericht verhandelt ab 14. Dezember; geplant sind acht Fortsetzungstermine bis Mitte Februar.