Mülheim. Mit knapp der Hälfte aller Stimmen wählte die Mülheimer SPD Gabi Rosinski zur neuen stellvertretenden Parteivorsitzenden. Das will sie erreichen.
Von wegen „sozialistischer Gang“: Für manchen Genossen bot der Unterbezirksparteitag der Mülheimer SPD durchaus Überraschungen. Eine davon dürfte die Wahl des stellvertretenden Parteivorsitzes gewesen sein. Für den Posten hatte sich der 25-jährige Filip Fischer und die 73-jährige Gabriele Rosinski beworben.
Mit 49 zu 38 Stimmen konnte Rosinski die Mehrheit für sich gewinnen und damit ein bemerkenswertes Comeback feiern. Denn vor gut 25 Jahren war Rosinski „wegen Gerhard Schröder“ verärgert aus der Partei der Sozialdemokraten ausgetreten, nahm ihre Arbeit anschließend bei den Linken auf, verließ diese aber nach 20 Jahren, heuerte zur vergangenen Kommunalwahl 2020 bei der Partei „Die Partei“ an. Und wechselte kurz darauf zurück zur SPD.
Rosinski will sich mehr um die nicht-digitalen Mitglieder kümmern
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Die meisten Genossen jedoch störten sich an der bewegten Parteigeschichte der 73-Jährigen offenkundig nicht. „Ich habe mich nicht verändert und bin links geblieben. Man kann auch sozialdemokratische Werte in anderen Parteien vertreten“, erläutert Rosinski gegenüber der Redaktion. Ihren Schwerpunkt will sie unter anderem in die Wiederbelebung alter Mitgliedschaften legen. „Wir haben 1300 Mitglieder, nur 500 haben E-Mail. Wir müssen alle erreichen“, fordert sie.
Angetreten ist Rosinski, die im Ortsverein Holthausen aktiv ist, mit dem Anspruch, „das Soziale“ müsse wieder „eindeutig und erkennbar“ werden, ein verlorenes Vertrauen in die Politik wieder zurückgewinnen zu wollen. Und Mut zu zeigen: „Ich stehe für Mut. Ich bin Mitglied bei Borussia Dortmund und Schalke 04“, kommentierte Rosinski feinsinnig.
Mitbewerber Fischer rief zur Einheit von Partei und Fraktion auf
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Mitbewerber Filip Fischer nahm als Gewerkschaftler und DGB-Vorsitzender die Frage der guten Arbeitsbedingungen ins Visier. Sein Vorschlag: Die Gründung eines „Forum Arbeit“ aus Partei, Gewerkschaften, Personal- und Betriebsräten. Zudem appellierte der 25-Jährige, Partei und Fraktion müssten als Einheit auftreten und wahrnehmbar werden.
Am Ende entschieden die SPD-Mitglieder mit rund der Hälfte aller Stimmen und bei zwölf Enthaltungen für Rosinski. Manche kritische Stimme kommentierte den Wahlabend als verpasste Chance zu einer Verjüngung der SPD. Glückwünsche hingegen erhielt die neue Vizevorsitzende anschließend von ihren ehemaligen Parteigenossen der Linke und der „Partei“.