Mülheim. Wieder ein Großeinsatz auf dem Mülheimer Auehof. Unter Pferdebesitzern kursierten Räumungsgerüchte. Für den Ex-Betreiber wird es jetzt teuer.
Schon wieder war alles Uniform-blau auf dem Mülheimer Auehof. Am Mittwochnachmittag lief an der Mintarder Straße ein Großeinsatz von Polizei und städtischen Ordnungskräften. Schätzungsweise 30 Personen in mehreren Einsatzfahrzeugen waren gerüstet, um auf das Gelände zu gehen, dessen Tor dem Tross bereitwillig geöffnet wurde.
Erst vor knapp zwei Wochen waren etliche Einsatzkräfte zum Auehof ausgerückt, um eine Einstallerin beim Abtransport ihrer Pferde zu unterstützen, was allerdings nicht gelang. Am Mittwoch erfolgte der Besuch mit Ansage. Der Einsatz sei über den Anwalt der Hofbetreiber angekündigt worden, stellte Kerstin Kunadt, Leiterin des Mülheimer Ordnungsamtes, klar.
Stadt Mülheim versichert: Pferde der Einstaller werden nicht abgeholt
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Und sie ergänzte, ganz entscheidend: „Die Maßnahme ist nicht gegen die Einstaller gerichtet.“ Sie müssten keine Angst haben, dass ihre Pferde sofort verladen werden. Obwohl das Veterinäramt ihnen eigentlich eine klare Frist gesetzt hatte: Am 1. Oktober sollten alle Tiere abtransportiert sein, was einige Pferdebesitzer in erhebliche Nöte brachte.
Die Stadt Mülheim wollte am Mittwoch auf dem Auehof kontrollieren, ob die Betreiber den Auflagen nachkommen. Ob sie, wie gefordert, die gewerbsmäßige Pferdehaltung beendet haben. Das Veterinäramt wollte sehen, wie viele Tiere noch auf dem Hof sind, in welchem Zustand sie sich befinden, wem sie gehören. Dabei sollten auch die Verträge der Einstaller in Augenschein genommen werden. Die Pferdebesitzer waren im Vorfeld über den Einsatz informiert – und alarmiert. Denn, wie aus Whatsapp-Chats hervorgeht, kursierten weiterhin Gerüchte über eine Räumung des Hofes durch die Stadt.
Martialischer Großeinsatz dauerte knapp zwei Stunden
Der erneut martialisch aufgezogene Großeinsatz mit bewaffneten Polizeibeamten hinter geschlossenen Hoftoren dauerte knapp zwei Stunden. Beobachtet wurde das Geschehen aus der Ferne – von der B1, beziehungsweise vom Ruhrdeich aus, sogar mit Fernglas. Grüppchen von Frauen trafen sich, die ersichtlich nicht zum Freundeskreis von Mario Bäcker zählen. Im Gegenteil. Eine Frau gab sich als langjährige Einstallerin zu erkennen, die den Hof nach der Übernahme durch Bäcker rasch verlassen habe. Ihr Urteil über den ehemaligen Betreiber: „Wie kann sich ein junger Mensch das Leben so kaputt machen. Was diese Einsätze kosten...“
Ein Betrieb mit gewerblicher Pferdehaltung war Bäcker nie offiziell genehmigt. Und auch die schnell nachgerückten Betreiber – Bäckers Schwester Sarah-Lorain van Voorst und ihr Partner Benjamin Bredt – mit ihrer „Pferde Oase Mülheim“ könnten nicht auf eine Erlaubnis hoffen, stellte die Stadt Mülheim jetzt noch einmal klar. Weder das Ordnungs- noch das Bauordnungsamt würden ihnen einen Gewerbebetrieb genehmigen. Aus Gründen, die teilweise dem Datenschutz unterlägen.
Noch 13 Pferde stehen auf dem Mülheimer Auehof
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Nach Ende der Durchsuchung am Mittwochnachmittag gab Stadtsprecherin Tanja Schwarze erste Ergebnisse bekannt. Noch 13 Pferde seien auf dem Hof untergebracht, sechs oder sieben Einstaller vor Ort gewesen. Von ihnen habe man aber kaum Antworten bekommen: „Sie waren recht einsilbig.“ Befragt wurde beispielsweise Jürgen Ruhnau, Vorsitzender des Voltigiervereins Epona, der weiterhin drei Pferde auf dem Auehof hat. Nur zu den Pferden habe er Auskunft gegeben, sagte Ruhnau anschließend. Aus allem anderen wolle er sich raushalten. „Das Polizeiaufgebot hat uns aber tief beeindruckt“, ergänzt er ironisch.
Aus Sicht der Stadt ergab die Kontrollaktion, dass der gewerbliche Betrieb auf dem Auehof weiter existiert. Gegen Mario Bäcker soll jetzt ein Zwangsgeld verhängt werden, „weil die Pferdepension in dieser Form nicht laufen darf“, so Sprecherin Tanja Schwarze. Es gehe um einen mittelhohen fünfstelligen Betrag. Generell sei der Einsatz aber ruhig und sachlich verlaufen, „sehr erfreulich“. Für die Hofbetreiber sicher weniger.
Umweltamt moniert Hochofenschlacke im Boden
Auch Vertreter des Umweltamtes waren bei der Überprüfung vor Ort, um möglichen wasser- oder bodenrechtlichen Verstößen nachzugehen. Der Hof liegt teils im Landschaftsschutz-, teils im Naturschutzgebiet. Anschließend hieß es vonseiten der Stadt: Auf hohe Belastungen gebe es keine Hinweise. Doch Kleinigkeiten müssten im Auge behalten werden, so sei an einer Stelle Hochofenschlacke im Boden verbaut. Am besten sollten die Betreiber selber prüfen lassen, ob der Boden hier belastet ist oder nicht. Dies habe man ihrem Anwalt vorgeschlagen. Eine weitere Baustelle auf dem Auehof.