Mülheim. Nach mehr als 30 Jahren wechselt die Leitung der Feldmann-Stiftung in Mülheim-Styrum. Wer sind die Neuen und was sind ihre Ziele?

Die heiße Tasse Morgenkaffee wird wohl die erste ,Amtshandlung’ sein, die Jan Große-Bremer als frischer Geschäftsführer der Feldmann-Stiftung zum Antritt am Dienstagmorgen erwartet. Und dann? „Zuhören“, sagt der 31-Jährige. Klingt wenig aufregend? Doch Große-Bremer und seine neue Kollegin Julia Weber ist die Größe ihrer Aufgabe für den Stadtteil Styrum bewusst. Sie treten die Nachfolge desjenigen an, der drei Jahrzehnte die soziale und kulturelle Entwicklung im Viertel vorantrieb: Max Schürmann.

„Die Fußstapfen sind groß“, sagen Weber und Große-Bremer mit Respekt vor der Leistung Schürmanns. Denn was es bedeutet, eine treibende Kraft für den Stadtteil zu sein, haben beide am vergangenen Dienstag zur letzten Styrumer Stadtviertelkonferenz unter Schürmanns Leitung erlebt. Gut 40 Akteure im Viertel – von der Gesamtschule bis zum Bürgerbus, vom Turnverein bis zur Wohnungsbaugesellschaft – hatten sich von ihm verabschiedet. Mit nicht wenig Wehmut.

Nichts überstülpen – Styrum mit den Menschen entwickeln

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Denn jeden Einzelnen von ihnen, jede Institution kannte Schürmann nach mehr als 30 Jahren Arbeit im Viertel in- und auswendig. Auch weil er sie regelmäßig zu den Stadtviertelkonferenzen an einen Tisch brachte, um Styrum gemeinsam sozial zu entwickeln. „Er ist das Herz“, hörte man zum Abschied am Dienstagabend häufiger am Rande der Konferenz.

Zuhören können ist also weit weniger banal, als es auf den ersten Blick scheint. „Wir haben auf der Stadtviertelkonferenz viele engagierte Menschen erlebt, einen konstruktiven Geist. Jetzt wollen wir die Strukturen besser kennenlernen“, sagt Große-Bremer. Nichts überstülpen, sondern Styrum mit den Menschen entwickeln.

Viel Erfahrung in der Netzwerkarbeit bringen Julia Weber und Jan Große-Bremer mit. Beide wollen die Impulse ihrer Vorgänger weiterführen und die Kultur mit der Stadtteilentwicklung verbinden.
Viel Erfahrung in der Netzwerkarbeit bringen Julia Weber und Jan Große-Bremer mit. Beide wollen die Impulse ihrer Vorgänger weiterführen und die Kultur mit der Stadtteilentwicklung verbinden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Viel Erfahrung in der Netzwerkarbeit zwischen Generationen und Kulturen

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Wie man ehrenamtliche Strukturen weiter aufbaut, wie man Netzwerke zwischen Generationen und interkulturelle Beziehungen stärkt – das hat Julia Weber seit vielen Jahren umgesetzt. Die 37-jährige Ratingerin hat für den Kölner Verein „Integreator“ mit jungen Menschen mit Migrationsgeschichte gearbeitet. Für das Mülheimer Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) netzwerkte sie in der Flüchtlingshilfe. Studiert hat Weber Geschichte und Sozialwissenschaften an der Uni Duisburg-Essen.

Jan Große-Bremer studierte Sozialpädagogik, bevor er an der Kulturwerkstatt Bottrop ein Projekt zwischen Generationen – einer Grundschule und einem Seniorenheim – mit auf die Beine stellte. „Da habe ich erfahren, was Kultur in einem Stadtteil nachhaltig bewirken kann“, sagt der 31-jährige Bottroper, der vor seiner neuen Stelle an der Feldmann-Stiftung für das Mülheimer Jobcenter arbeitete.

Als er von der Suche nach Schürmanns Nachfolge hörte, wurde Große-Bremer deshalb klar: „Das ist die Arbeit, die ich damals in der Kulturwerkstatt erleben konnte. Die Feldmann-Stiftung steht für kulturelle Teilhabe.“

Wichtig ist beiden: Kultur und Stadtentwicklung zu verbinden

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Dass die beiden Neuen die Kultur mit sozialer Stadtentwicklung verknüpft sehen wollen, kommt Kultur- und Sozialdezernentin Daniela Grobe mehr als nur gelegen. Denn dies ist auch die Grundidee, die sie für Styrum und nicht zuletzt alle Mülheimer Stadtteile im Blick hat: „Stadtentwicklung ist mehr als nur Planen und Bauen, und Kultur ist nicht nur Theater und Konzerte. Das Soziale gehört dazu. Es geht um die Kultur des Miteinanders, um Interkulturalität.“

Und die Grobe nunmehr gegen solche Stimmungen in der Verwaltung durchsetzte, denen die Stadtteil entwickelnde Arbeit Schürmanns offenbar ein Dorn im Auge war. Für Grobe besteht indes kein Zweifel, dass beides zusammengehört und die Styrumer Stadtviertelkonferenz vielmehr als Leuchtturm und Beispiel für andere Mülheimer Viertel dienen kann. Auch Michael Bohnes vom Kulturbüro sieht den Grundstein für weitere Meilensteine in Styrum gelegt.

Nächste Stadtviertelkonferenz im Januar

Wie aber könnte das Styrum mit Weber und Große-Bremer in fünf Jahren aussehen? „Auf jeden Fall mit uns“, freuen sich beide auf die Zukunft. Die wird vielleicht grüner, klimafreundlicher, integrativer – mal sehen, welche eigenen Fußstapfen beide setzen können, meint Große-Bremer, denn „es geht darum, mit den Leuten das Leben im Viertel zu gestalten“.

Schon am 24. Januar wartet die Premiere auf Julia Weber und Jan Große-Bremer: Dann startet die Stadtviertelkonferenz unter ihrer neuen Leitung.