Mülheim. Ein Handlungskonzept für Styrum, mit dem Zuschüsse beim Land zu holen sind, soll bis Mitte 2020 fertig sein. Zwei Dezernenten sagen das fest zu.

Ein Integriertes Handlungskonzept für Styrum existiert nicht. Ein Basispapier dafür existiert aber wohl seit zweieinhalb Jahren. Bis Mitte 2020 soll nun das richtige Konzept im Stadtplanungsamt erarbeitet werden, „damit wir im Sinne Styrums und für Styrum mehr bewegen können.“ Diese feste Zusage machten Planungsdezernent Peter Vermeulen und Sozialdezernent Marc Buchholz den Mitgliedern der Bezirksvertretung 2.

Beide hatten die Flucht nach vorn angetreten, weil sich seit einem Jahr nichts für ein Handlungskonzept bewegt hatte, obwohl es im Ortsparlament im Herbst 2018 dazu eine Anfrage gab. Auszüge aus dem angeblich nicht existierenden, 98 Seiten starken Papier hatte diese Zeitung im August öffentlich gemacht. Jetzt haben es alle Parteien. Sie erhielten es kurz vor Sitzungsbeginn.

„Wir wollen für Styrum etwas Gutes entwickeln

Was ein richtiges Integriertes Handlungskonzept braucht, um Zuschüsse beim Land zu erwirken, versuchte Peter Vermeulen zu erklären. Gleichzeitig bescheinigte er Udo Balzer, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, eine daten- und faktenreiche Fleißarbeit abgeliefert zu haben, „auf der wir jetzt aufbauen können. Es gibt keinen Zweifel an der Qualität dieser Arbeit.“

„Wir wollen für Styrum etwas Gutes entwickeln. Das steht außer Zweifel. Dabei ist egal, wie das Kind heißt“, sagte Marc Buchholz. Mit dem vorliegenden Papier können man keine Förderanträge stellen, weil es nicht auf dem aktuellen Stand sei.

Externer Gutachter wird nicht verpflichtet

Aber es sei im Rathaus sehr wohl erwünscht, „um damit gemeinsam die Grundlagen fortschreiben zu können. Daten und Prognosen stellen sich nach zwei Jahren anders dar. Einige Empfehlungen haben wir bereits verwirklicht. Aus allen weiteren erarbeiteten Daten kann das Handlungskonzept für Styrum entstehen“, betonte Buchholz.

Das für Mitte 2020 angekündigte Handlungskonzept für Styrum soll auch kein externer Gutachter erstellen, war auf der Sitzung zu hören. Im Stadtplanungsamt gäbe es dafür qualifiziertes Personal. Ein Mitarbeiter hat bereits den Handlungsrahmen für Eppinghofen erarbeitet. Ähnlich sieht die Lage in Styrum aus.

Papier ist in der Schublade verschwunden

Warum das von Udo Balzer ausgearbeitete Empfehlungskonzept trotzdem vor einem Jahr nicht die Bezirksvertreter erreicht hat, konnte auf Nachfrage von Axel Hercher (Grüne) nicht aufgeklärt werden. Im Sozialdezernat will niemand von der Existenz des Papiers etwas gewusst haben.

Peter Vermeulen vermutet, dass die Arbeit Udo Balzers „beim damaligen Dezernenten Ulrich Ernst keine fachliche Anerkennung erhielt. Dann verschwindet es in der Schublade. Das passiert bei der Beurteilung von Personal und deren Arbeiten in jedem Betrieb.“

Ortspolitiker schauen nach vorn

Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon wusste nach eigenem Bekunden aus der Styrumer Stadtteilkonferenz, dass Udo Balzer vom Dezernenten beauftragt worden war, ein Styrum-Konzept zu erarbeiten. „Gesehen habe ich das Ergebnis jedoch nie.“ Sonst hätte er schließlich reagieren können.

Alle Fraktionssprecher waren sich einig: „Wir wollen jetzt nach vorn schauen. Wir erwarten jetzt auch, dass in der Verwaltung das Handlungskonzept für Styrum entwickelt wird.“ Axel Hercher fragte nach den Kosten. Schließlich hatte die Bezirksvertretung 2 vor einem Jahr 10.000 Euro bereitgestellt. Das müsse reichen. Den Rest der Kosten trage das Planungsamt, antwortete Dezernent Vermeulen.

Informantenschutz hat immer Vorrang

„So ein Handlungspapier ist wichtig und sinnvoll. Die Grundlagen sind vorhanden. Also warten wir nun auf das Ergebnis“, sagte Holger Remming (SPD). „Warum gab es das Papier nicht eher?“, fragte Petra Seidemann-Matschulla (CDU). „Wir hätten uns gern vorher damit befasst, um mehr Antworten zu bekommen.“

Um unsere Informanten zu schützen – was unsere Pflicht ist –, hat die Redaktion das ihr vorliegende Styrum-Papier nicht an das Rathaus weitergereicht, wo es nicht mehr existieren sollte. Zwischen 40 und 60 Seiten wird das neue, in 2020 aktuelle Integrierte Handlungskonzept für Styrum haben. Die Ortspolitiker wollen am Ball bleiben und nachfragen.