Mülheim. An der Essener Straße in Richtung B1 baut die Stadt Mülheim im kommenden Jahr einen neuen Radweg. Warum das Vorhaben auch auf Kritik stößt.

Mit einem Radweg entlang der Essener Straße will die Stadt Mülheim eine weitere Lücke im Radwegenetz schließen. Das für 2023 geplante Vorhaben wurde im Mobilitätsausschuss und der Bezirksvertretung 1 beschlossen – allerdings nicht ohne Gegenwind.

Der drei Meter breite Zwei-Richtungs-Radweg soll auf 400 Metern entlang der Essener Straße zwischen Kattowitzer Straße und B1 verlaufen. Dadurch werden die Anlieger der Sackgasse Mühlenfeld verkehrssicher an das innerstädtische Fußwegenetz angebunden. Außerdem ist eine Anbindung an einen möglichen künftigen Radweg entlang der B1 in Richtung Heißen möglich.

Land NRW übernimmt zusätzliche Kosten in Mülheim

Da Radfahrerinnen und Radfahrer in Richtung Holthausen auf wenigen Hundert Metern zweimal die Straßenseite wechseln müssten, wird ein zusätzlicher Radfahrstreifen auf der rechten Straßenseite stadtauswärts eingerichtet.

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Ohnehin war die Verkehrsführung an der Kreuzung Kattowitzer/Walkmühlenstraße einer der größten Kritikpunkte im Laufe der Planung. „Man hätte zu viel an roten Ampeln gestanden“, räumte auch Helmut Voß, der Fahrradbeauftragte aus dem Amt für Verkehrswesen und Tiefbau, in der Bezirksvertretung 1 ein. Notwendige Anpassungen im Kreuzungsbereich seien vom Mobilitätsausschuss aber bereits beschlossen worden. Die zusätzlichen Kosten – insgesamt wird sich die Maßnahme auf 260.000 Euro belaufen – werden vom Land übernommen.

Die Partei: „Radfahrer beugen sich dem Verkehrsfluss der Autofahrer“

Andreas Preker-Frank von „Die Partei“ bemängelte, dass sich der Radverkehr an dieser Stelle einmal mehr dem Verkehrsfluss der Autofahrer beugen müsse. „Hier wird dem Radfahrer schon wieder ein Umweg zugemutet“, meinte er. Der Schlenker lohne sich aber aus Gründen der Verkehrssicherheit, entgegnete Planer Voß.

Andere stellten in der BV sogar den Sinn des kompletten Vorhabens in Frage. „Wir glauben nicht, dass wir diesen Radweg wirklich brauchen. Wir können uns überhaupt nicht vorstellen, wer den überhaupt nutzen soll“, meinte Joachim vom Berg für die FDP. „Wenn ich aus Heißen mit dem Rad in die Stadt will, dann fahre ich sicher nicht über die B1“, argumentierte vom Berg.

FDP-Mann spricht von Zeit-, Geld- und Ressourcenverschwendung

Das Argument, dass Gelder des Landes verbaut würden, hält der FDP-Mann für „scheinheilig“. „Wenn man Zeit, Arbeit und Personal investiert, dann lieber in notwendige Projekte“, so der FDP-Mann. Er nannte zum Beispiel Anschlüsse an den Radschnellweg. An der Essener Straße halte er das Vorhaben für Zeit-, Geld- und Ressourcenverschwendung.

Einer der Kritiker des Radwegs: Joachim vom Berg von der Mülheimer FDP.
Einer der Kritiker des Radwegs: Joachim vom Berg von der Mülheimer FDP. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

„Dass wir nur wegen Landesgeldern bauen, hat bei uns noch keiner so gesehen“, konterte Helmut Voß für die Verwaltung. Ebenso wenig teile er die Einschätzung, dass der künftige Radweg keine wichtige Netzfunktion erfülle.

Radweg-Projekt in Mülheim mit drei Gegenstimmen und einer Enthaltung beschlossen

Auch die MBI sprachen in Person von Annette Klövekorn von einem „Weg ins Nirvana“. Beide votierten bei der Abstimmung dagegen, ebenso Dominic Viertmann für die AfD. „Die Partei“ enthielt sich. Die restlichen BV-Mitglieder stimmten dafür.

Einen breiten Raum hatte zuvor bereits im Mobilitätsausschuss das Thema Entsiegelung eingenommen. Denn laut den Vorgaben des Landesbetriebs Straßenbau NRW wird der Rad- und Gehweg in Asphaltbauweise gebaut. Durch eine Querneigung wird das Niederschlagswasser seitlich abgeführt. Zudem sind parallele Mulden vorgesehen. „Die Niederschläge werden somit trotz partieller Versiegelung weiterhin vor Ort dem Wasserkreislauf in Form von Versickerung zugeführt“, heißt es in der Vorlage.

Entsiegelung könnte auf der Essener Straße in Zukunft ein Thema werden

„Den Vorschlag, die Linksabbiegespur zu entsiegeln, haben wir weiter verfolgt“, erläuterte Helmut Voß. Aus Sicherheitsgründen werde der Linksabbieger aber nicht aufgelöst. Zudem beschränke sich der Förderzweck auf den Radverkehr. Alles andere müsse die Stadt selbst tragen.

Grundsätzlich sieht Voß in der Essener Straße aber „massive Chancen“ zur Entsiegelung. In der Kaltluftschneise heize die Luft aktuell durch die großen Asphaltflächen ziemlich auf. „Das ist aber eine eigenständige Planung, die wir nicht kurz- bis mittelfristig sehen.“