Mülheim. CDU und Grüne planen einen Radweg an der Mülheimer Kaiserstraße. Eine gefährliche Strecke, wie sich jetzt im Bürgergespräch zeigte.
Radfahren in Mülheim ist nicht immer einfach: Es gibt an einigen Stellen viele Schwächen. So auch an der Kaiserstraße. Enge Fußwege, unübersichtliche Straßenführung – und einen Radweg gibt es hier nicht. Zwar führt am Oppspring ein Radweg entlang, dieser hört jedoch am Südbad plötzlich auf.
Wer aus Holthausen kommt, für den gibt es auf dem Fahrrad keine funktionierende Anbindung in die Stadt. Denn die Kaiserstraße ist für Radfahrer ziemlich gefährlich und macht kurz vor der Innenstadt einen Knick. Dies ist ein Problem: „Fahrradfahrer erreichen die Stadt quasi nur ‚illegal‘, indem sie über den Fußgängerweg fahren. Eigentlich müsste man absteigen und schieben“, weiß Hanna Sander von den Mülheimer Grünen.
Radweg an der Mülheimer Kaiserstraße soll schon 2023 fertig werden
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Genau diese Probleme sollen aber demnächst gelöst werden: Grüne und CDU haben einen Plan für einen neuen Radweg an der Kaiserstraße entwickelt. 2,5 Meter soll dieser auf beiden Straßenseiten breit sein und bis zum Kaiserplatz führen. Erste Pläne liegen bereits vor. „Wir möchten den Radweg im nächsten Jahr fertig stellen“, sagt der grüne Stadtverordnete Timo Spors, Vorsitzender des Mobilitätsausschusses. „Wir wollen Mülheimern den Anstoß geben, mehr Rad zu fahren.“ Um klimaneutraler zu werden, müsse der Anteil des Radverkehrs 25 Prozent betragen – in Mülheim seien es momentan gerade mal fünf Prozent. „Das zu ändern ist eine Aufgabe, die wir dringend anpacken müssen.“
Am Samstag luden die Grünen am Kaiserplatz zu einem Bürgerdialog ein, um die Pläne für den Radweg an der Kaiserstraße vorzustellen, verschiedene Meinungen, Fragen und Anregungen zu hören. Prompt kamen einige Radfahrer vorbei und machten Stopp am Infostand. So auch Detlef Berstermann. Er ist selbst viel mit dem Rad unterwegs, ihm liegt das Thema sehr am Herzen: „Hier in Mülheim muss es verkehrstechnisch einen Wandel geben. Ich bin für jede Idee dankbar, die sich bietet, um den Autoverkehr zu reduzieren und auf Alternativen umzusteigen“, sagt Berstermann.
Mutter: Mit Kindern auf dem Rad lieber die Kaiserstraße meiden
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Gemeinsam mit weiteren Interessierten schaute er sich die Pläne für die Kaiserstraße an, die die Radwegplanung nicht einfach macht: An manchen Stellen muss eine Autospur weggenommen werden, andernorts soll der Radweg hochgerammt werden oder auch nur eine farblich gekennzeichnete Radspur entstehen.
„Farbe macht noch keinen Radweg“, gibt Ute Zimmermann zu bedenken. Sie macht mit ihrer Tochter auf dem Rad momentan noch einen Bogen um die Kaiserstraße, fährt lieber durch die Reichpräsidentenstraße und die Altstadt: „Mit Kindern ist es keine Option, hier lang zu fahren“, es sei viel zu gefährlich. Einen Radweg auf der Kaiserstraße hält sie in der Theorie für eine gute Idee, bei der aktuellen Planung sieht Ute Zimmermann allerdings noch Schwierigkeiten. Aber: „Es kann nur besser werden in Mülheim.“
Gefahr von „Dooring“-Unfällen beim schnellen Bergabfahren
Diskussionsbedarf bietet beim Bürgerdialog unter anderem die Gefahr von „Dooring“-Unfällen durch Öffnen von Autotüren, die beim schnellen Bergabfahren der Kaiserstraße durchaus gegeben ist. Ein weiteres heikles Thema: Die Parkplätze, welche beim Bau des Radweges teilweise gestrichen werden müssen. „Man muss bei der Planung an alle Verkehrsteilnehmer denken“, so Hansgeorg Schiemer, CDU-Bezirksvertreter und CDU-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung 1. „Die ganze Planung ist sehr komplex. Im Ziel sind wir uns alle einig, wir wollen ein freundlicheres Angebot für Fahrradfahrer schaffen. Aber der Teufel steckt im Detail.“
Projekt wird etwa 800.000 Euro kosten
Die Planung des neuen Radwegs an der Kaiserstraße wird im nächsten Mobilitätsausschuss am 28. Oktober vorgelegt. CDU und Grüne haben der Umsetzung bereits zugestimmt und wollen den Radweg 2023 fertig stellen.
Das Projekt wird etwa 800.000 Euro kosten.
Langfristig ist auch ein zweiter Bauabschnitt für den Radweg geplant, der den Kaiserplatz durch den gegenüberliegenden Tunnel auf direktem Weg mit dem Radschnellweg verbinden soll. Dies sind jedoch noch Zukunftspläne, die Tauglichkeit des Tunnels dafür wird derzeit geprüft.
Im weiteren Verlauf der Planung müssen noch einige Nachjustierungen getroffen werden. Schiemer plädiert für einen Pop-up-Radweg, um die Umsetzung in der Praxis auszuprobieren und Schwachstellen zu finden. Spors hingegen hält dies mit den Bedingungen an der Kaiserstraße für keine Option. Doch auch wenn es noch einige Unklarheiten in der detaillierten Planung gibt: Alle Bürger und Politiker, die gekommen sind, sind sich einig, dass der geplante Radweg an der Kaiserstraße wichtig und sinnvoll ist.