Mülheim. Am Ende waren es wohl rund 700 Menschen, vor allem junge, die das Ende der „Schön hier“-Reihe in Mülheims Wallviertel abfeierten. Und nun?

Wie attraktiv die Mülheimer Innenstadt sein kann, wenn sich Händler für sie engagieren, hat die Sommerreihe „Schön hier“ rings um die Wallstraße gezeigt. Anfangs wurde noch mächtig über das „Szeneviertel“ geunkt – Erfolg in der Innenstadt? Durfte nicht sein. Doch bald waren die kritischen Stimmen verschwunden. Stattdessen räumte die Reihe mit ihrer vorerst letzten Veranstaltung kräftig ab: Gut und gerne 700 Menschen schauten vorbei. Wie aber geht’s weiter?

Den großen Erfolg kann Mitveranstalter Julian Schick mit gutem Gewissen anhand der Weingläser bestätigen, die in seinem Laden „Good Life“ am Kohlenkamp über den Tisch gingen: „Von der ersten Veranstaltung bis zur fünften haben sich die Besucher verdreifacht.“ Wer einen Sitzplatz haben wollte, musste sich schon von Beginn um 17 Uhr an einfinden. In der Hochphase reihten sich Menschen entlang des Kohlenkamps bis zur Schloßstraße.

Mülheimer reagieren verwundert: Wo kommen die Menschen her?

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Und mancher fragte Schick verwundert: „Wo kommen die ganzen Menschen her?“ Vom „Freilichtbühnen-Effekt“ sprechen schon die Initiatoren Schick und „Perfetto“-Inhaber Adrian Steinmetz, denn es waren viele, vor allem junge Leute da, die in der Innenstadt oft nicht zu sehen sind. „Sie ziehen meist viele Freunde mit“, weiß Schick, der die Sache auch über die sozialen Medien zielgruppengerecht beheizte.

Und auch der Donnerstag sei „super, weil es keine direkte Konkurrenzveranstaltung“ gebe. Das zweite Erfolgsgeheimnis schreibt Schick dem Angebot der Händler zu und den besonderen Aktionen wie Gin- und Weinverkostung. „Wein erlebt gerade einen Hype, und die Leute mögen das, einfach hier zu stehen, sich umzusehen und dabei ein Glas zu trinken“, meint der Geschäftsmann.

„Leute mögen das, einfach hier zu stehen und dabei ein Glas Wein zu trinken“, meint „Schön hier“-Initiator Julian Schick über die Aktion im Wallviertel.
„Leute mögen das, einfach hier zu stehen und dabei ein Glas Wein zu trinken“, meint „Schön hier“-Initiator Julian Schick über die Aktion im Wallviertel. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Stadtplaner Daniel Bach hat dem nichts entgegenzusetzen – im Gegenteil: „Ich hatte das Gefühl, es wird von Mal zu Mal mehr. Das Wallviertel hat ein neues Ausgehpotenzial und sich mit dem neuen Theater und auch den Lesungen des Medienhauses weiterentwickelt.“

Viel „innovative Herangehensweise“ wird den Gewerbetreibenden auch von Verwaltungsseite bescheinigt. Allerdings war nicht alles „Gold“: Von den ursprünglich 40 Händlern im Wallviertel beteiligten sich am Ende nur noch 22. Der Grund? Das Geschäft lohnte sich bei manchen einfach nicht, und andere wiederum stiegen erst gar nicht mit ein. Und: Die Reihe habe bei der Stadt auch Personal gebunden, so Bach. Dauerhaft könne man das nicht leisten.

Wer nicht schon um 17 Uhr im Eck von Kohlenkamp und Löhberg war, hatte es schwer, noch einen Tisch zu finden.
Wer nicht schon um 17 Uhr im Eck von Kohlenkamp und Löhberg war, hatte es schwer, noch einen Tisch zu finden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Schick hingegen findet es „schade, wenn jemand nicht mitmacht“. „Damit ändert man aber nichts an der Situation. Es könnten alle profitieren.“ Weitergehen soll es im Wallviertel auch, aber erst im kommenden Mai. Dafür arbeiten die Initiatoren schon an neuen Ideen, die den Kohlenkamp und den Platz weiter miteinbeziehen könnten. Schick hat bereits eine Genehmigung, diesen nutzen zu können.

Und damit wollen die Initiatoren es künftig nicht belassen, sondern die „Schön hier“-Reihe ausbauen für das ganze Jahr. „Viele meinten: Bitte macht weiter“, sagt Schick.