Mülheim. Das „Wallviertel“ soll wie die Altstadt zu einer Marke in Mülheim werden. Im Quartier werden Gründer, die leere Ladenlokale beziehen, gefördert.

Neben Altstadt und Ruhrquartier soll künftig auch das „Wallviertel“ zu einer „Marke“ in Mülheim werden und stärker beworben werden. Ein Viertel mit Einkaufs- und Aufenthaltsqualität, das (wieder) mehr Besucher in die Innenstadt ziehen soll, das wünscht sich nicht nur Oberbürgermeister Marc Buchholz. Das städtische Förderprogramm „EG Neu – Dein Quartal für Dein Quartier“ in der Innenstadt wird erweitert und bekommt einen Namen. Das Prinzip bleibt: Die Stadt mietet Leerstände zu einem verringerten Mietzins an und unterstützt Gründer mit guten Ideen bei der Laden-Miete bis zu sechs Monate lang.

Viele Geschäftsleute sind seit Jahren in diesem Mülheimer Bereich ansässig

Zwölf Prozent Leerstand hatte die Innenstadt im Februar 2021 – „im Wallviertel lag dieser noch etwas höher“ weiß Citymanagerin Gesa Delija. Dabei haben sich rund um Löhberg/Löhstraße und Kohlenkamp und im Schatten des Rathauses zuletzt neue Läden angesiedelt – „Püngel und Prütt“, das Eiscafé „Sorelli’s“ oder auch die Gürtelmacher von „Lebenswerk“, um nur einige zu nennen. Die Läden sind in diesem Quartier – das bis zur Leineweberstraße reicht – oft noch inhabergeführt. Ein Vorteil, den viele Geschäftsleute schätzen, die hier zum Teil seit Jahrzehnten ansässig sind. Man kennt sich hier, spricht miteinander, man unterstützt sich gegenseitig. 22 Geschäftsleute, darunter Optiker, Modegeschäfte, Cafés, haben sich bereits auf der neuen Homepage www.wallviertel.de als Nachbarn registrieren lassen. Sie werden das neue Logo „Wallviertel“, das die Straßen stilisiert im Quadrat zeigt, in ihre Schaufenster kleben.

Es sollen mehr werden, auch Gründer mit guten Ideen sind willkommen. Denn im „Wallviertel“ will die Stadtverwaltung künftig den „Quartiersgedanken“ umsetzen. Existenzgründer können bei den Mietkosten mit bis zu 80 Prozent gefördert werden. Drei bis sechs Monate lang. Nicht-kommerzielle Anbieter sogar bis zu 24 Monate, betont Daniel Bach vom Planungsamt. „Das ist eine erhebliche Hilfe.“

Mit dem Namen„Wallviertel“ soll eine gemeinsame Identität geschaffen werden

Weil der Bereich rund um die Wallstraße bislang aber noch keinen eigenen Namen hatte, entwickelte die Verwaltung mit der „Werbegemeinschaft Innenstadt“ (WGI) nun den Namen „Wallviertel“, um eine gemeinsame Identität zu schaffen. Auf www.wallviertel.de können sich die Nachbarn vernetzen und künftig auch Veranstaltungen ankündigen. Auf Ideen und gegenseitige Unterstützung setzt nicht nur Mülheims Oberbürgermeister, der persönlich für das neue Quartier warb, ohne die Defizite der Innenstadt zu verschweigen. „Wir haben“, betonte Buchholz, „noch Luft nach oben.“

Mit dem städtischen Projekt „EG neu“, wobei EG für Erdgeschoss steht, fließen Fördergelder vom Land NRW zur Stärkung der Innenstädte. Waren es zunächst rund 300.000 Euro für stimmige Konzepte für leestehende City-Läden mit der Schloßstraße als Grenze, so wurden nun erneut rund 100.000 Euro beantragt, um das Konzept bis zur Leineweberstraße weiterführen zu können. Das Land habe bereits Zustimmung signalisiert, so Gesa Delija

Wallviertel soll ein „Zugpferd“ für die Mülheimer Innenstadt werden

Ein „Zugpferd für die Innenstadt“ erhofft sich der OB künftig vom Wallviertel: Erkennbarkeit, schöne Einkaufs-Angebote, die Spaß machen – „zu verweilen, weil es hier schön ist“. Thorsten Ritter (Tanzhaus Ritter) von der WGI unterstreicht die Aufenthaltsqualität: „Wir sind davon überzeugt, dass eine Marke genau das Richtige ist.“ Die gute Mischung mache es aus, ergänzt Citymanagerin Gesa Delija, die zudem bei den Geschäftsleuten auf offene Ohren stieß. „Wir haben von jedem ein positives Feedback bekommen.“

Offene Ohren gab es nicht bei allen Vermietern in der Innenstadt, die ihre Leerstände, so will es das Konzept, 30 Prozent günstiger anbieten müssten, um bei dem Projekt mitmachen zu können. Doch einige sind schon dabei. Und es gibt bereits neun Bewerber, seit das Konzept „EG Neu“ im Mai vorgestellt wurde. Sechs davon haben für eine Förderung gute Chancen, verriet Gesa Delija. Das Projekt „Pop-up-Shop“, in dem sich Gründer in einem Laden mietfrei versuchen konnten, wurde schon vor zwei Jahren am Kohlenkamp getestet. Etabliert sich der neue Laden im Wallviertel, so soll er langfristig bleiben dürfen.

Wenn sich das Quartiers-Konzept bewährt, könnten weitere Stadtviertel, weitere „Quartiere“ folgen, kündigte Citymanagerin Gesa Delija an: „Was wir hier machen ist, wenn es denn funktioniert, überall hin übertragbar.“

Mehr Infos, auch zur Bewerbung: www.muelheim-ruhr.de