Mülheim. Mit kleiner Bühne und großen Plänen will sich das Theater „Only Connect!“ in Mülheims City etablieren. Wie beide Seiten davon profitieren könnten.

Nur wenige Quadratmeter umfasst die Bühne, vielleicht ein Wohnzimmer groß. Eine Lichttraverse und 25 Stühle. Und doch will das neue Mülheimer Theater „Only Connect!“ – ja, mit Ausrufezeichen – an der Wallstraße 17 auf kleinem Raum ein großes Theatererlebnis entfalten: „Der Besucher ist ganz nah dran, die Bühne und Inszenierungen sind handgemacht – ein „Nachbarschaftstheater“, erläutert Schauspieler und Produktionsleiter Alexander Kupsch. Und will doch innovativ, experimentell und bildgewaltig werden.

Macbeth etwa holt das seit zehn Jahren bestehende Team um Kupsch und die künstlerische Leiterin Julie Stearns in die eigenen vier Wände. Ein Stück mit vielen wechselnden Orten und Akteuren. Wie das wird? „Wir sind auch gespannt“, hält Stearns andeutungsvoll die Erwartungsspannung aufrecht. Mit Becketts „Warten auf Godot“ aber stößt das kleine Theater schon zum Eröffnungswochenende am Freitag, 12. August, seine Türen auf.

Kleine Bühne mit großen Ambitionen, die Mülheimer Innenstadt mit zu entwickeln

Auch interessant

Es folgen mit „Zoogeschichte“ (Edward Albee) am 13. August ein weiteres „Kammerstück“ mit experimenteller Note – einer Live-Collage aus Sound und Projektionen – sowie am 14.8. eine Collage aus verschiedenen Szenen, die die Schauspieler des 20-köpfigen Teams in den vergangenen Jahren aufgeführt haben.

Das gibt einen Vorgeschmack auf die großen Ambitionen: Denn das Ausrufezeichen im Namen verrät den Durst der Schauspieler für das aufstrebende Wallviertel und die Innenstadt mehr zu leisten als ,nur’ Kunst und Kultur. Denn dafür gibt es ja noch Theater an der Ruhr, Ringlokschuppen, Volksbühne, Makroscope, Freilichtbühne, Stücke und viele andere Institutionen. „Only Connect!“ will eben auch namensgetreu Akteure verbinden, macht Kupsch deutlich, die Gemeinschaft im Viertel unterstützen, Motor sein, um die gebeutelte Mülheimer Innenstadt umzustricken. Aber wohin denn?

Wie sich die Stadt wandelt vom Handels- zum Aufenthaltsraum

Citymanagerin Gesa Delija holte Stearns und Kupsch an die Wallstraße. Beide leben schon in Mülheim, ihr (Wander-) Theater aber war in vielen Städten zu Haus: Essen, Bochum, Duisburg. Mülheimer kennen sie von Inszenierungen etwa des Midsummer Night’s Dream an der Freilichtbühne. Für die Amerikanerin Stearns ist die Eröffnung des eigenen Theaters auch ein weiteres Ankommen an der Ruhr, „ein Gefühl von ,bring it home’“.

Auch die Produktion „Zoogeschichte“ wird das Theater „Only Connect!“ in Mülheim zeigen.
Auch die Produktion „Zoogeschichte“ wird das Theater „Only Connect!“ in Mülheim zeigen. © Kupsch

Für die Citymanagerin aber ist das kleine Theater im Herzen Mülheims ein weiterer Schritt zur Umrüstung der Innenstadt: Die sei längst im Wandel, weg von der Zentrierung auf den Handel, hin zum Aufenthalt, zum Erlebnisraum. „Unser Gedanke ist schon seit einiger Zeit, die Leerstände nicht auf Gedeih und Verderb zu füllen, sondern nachhaltig mit solchen Geschäften, die sich gegenseitig stärken. Das Viertel soll selbst eine Bühne werden, an der jeder mitwirkt.“ Handelsketten, die sich an Stadtentwicklung nicht beteiligen, schließt Delija deshalb hier aus.

Auch interessant

Ein kleines, experimentelles Theater könne das aufstrebende Szeneviertel hingegen weiter stärken, glaubt Delija, auch deshalb, weil es ein weiterer Anlass sei, in die Innenstadt zu kommen, zu verweilen, nachher etwas zu trinken und vorher einzukaufen.

So will sich das Mülheimer Theater „Only Connect!“ finanzieren und weiter entwickeln

„Wir sind daher dankbar, dass sich der Hauseigentümer darauf eingelassen hat“, sagt Delija. Denn das Theater, in dem einmal ein Pelzmodengeschäft war und später eine Galerie, ist mit Fördermitteln der Stadtentwicklung zunächst für nur zwei Jahre an den Ort gebunden. Und zudem muss der Vermieter über diese Zeit auch auf 30 Prozent der üblichen Miete verzichten. Geschäftlich also geht er ein Risiko ein.

Auch interessant

Und das gilt auch für das Theater selbst. 25 bis maximal 50 Plätze werden Miete und Kosten auf Dauer kaum finanzieren können. Westenergie und MEG sponsern das Theater. Zudem kann man schon jetzt eine Patenschaft für das Theater übernehmen mit Beiträgen von monatlich 5 bis 50 Euro. Kooperationen mit inhabergeführten Geschäften vor Ort sind angedacht, Kupsch und Stearn planen aber ebenso, ihren Aktionsradius über das Viertel hinaus auszudehnen. Theaterpädagogin Stearn will auf Schulen zugehen, Schauspielkurse anbieten, Inszenierungen in Englisch und Spanisch oder Workshops zum Demokratieverständnis. Das alles liegt noch in der Zukunft.

Am Freitag, 12. August, steht erst einmal der Auftakt an: Schauspieler Timo Knop und Elikem Anyigba haben im positiven Sinne „Gänsehaut bei dem Gedanken“, dass ihr Theater auf Augenhöhe nach Monaten der Vorbereitung startet. Knop: „Wir freuen uns mit den Besuchern zu diskutieren, ein Bier zu trinken, und uns auch Kritik anzuhören – man kann harte Bandagen auspacken, wir sind darauf vorbereitet.“

Premiere am Freitag im Wallviertel

„Zur Eröffnung setzen wir auf Vielfalt“, sagt die künstlerische Leiterin Julie Stearns. Zur Premiere am Freitag, 12. August, zeigt „Only connect!“ Samuel Becketts Klassiker „Warten auf Godot“. Beginn: 19.30 Uhr.

Am 13. August folgt „Zoogeschichte“. Beginn: ebenfalls 19.30 Uhr. Der Sonntag (14. August) startet um 18 Uhr mit der Performance-Serie „Outside the box“.

Kartenreservierung: 01577 247 83 53. Im Internet: www.only-connect.de