Mülheim. Ein Mülheimer Autofahrer (87) muss sich nach einem tödlichen Unfall auf einem Rewe-Parkplatz vor Gericht verantworten. Was ihm vorgeworfen wird.

Die Staatsanwaltschaft Duisburg hat einen 87-jährigen Mülheimer angeklagt. Der Senior soll sich verantworten, weil er Gas- und Bremspedal bei seinem Auto verwechselt und dadurch einen folgenschweren Unfall verursacht haben soll. Das hatte dramatische Folgen: Eine Frau starb. So wird dem betagten Mann nun fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen.

Das Geschehen auf dem Rewe-Parkplatz an der Duisburger Straße im April 2021 hatte Bestürzung in ganz Speldorf und darüber hinaus ausgelöst. Die zufällig anwesende Irene G., die vielen im Stadtteil bekannt war, überlebte den Unfall nicht, erlag im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Die 68-Jährige war über Jahre hinweg regelmäßig zum Kaffeetrinken in die Bäckerei Hosselmann gekommen – so auch an jenem verhängnisvollen 20. April 2021, als der Senior die Kontrolle über den Mercedes der E-Klasse verloren haben soll.

Auch einen Akkordeonspieler soll der Mülheimer Autofahrer schwer verletzt haben

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Irene G. soll sich im Außenbereich der Bäckerei des Depots aufgehalten haben, als der Mülheimer wohl versehentlich stark beschleunigte. Er überfuhr ein Mäuerchen, riss Irene G. mit und krachte anschließend in eine hohe Backsteinmauer. Auch einen Akkordeonspieler (damals 47) soll der Autofahrer erfasst und schwer verletzt haben. Laut Anklageschrift, über die Amtsgerichtsdirektorin Susanne Galonska-Bracun nun auf Nachfrage informierte, trug der Musiker unter anderem eine offene Unterschenkelfraktur davon.

Von „Unachtsamkeit“ sprechen die Ankläger und davon, dass der Mann wohl das Gaspedal für die Bremse gehalten habe. Das Schöffengericht ist zuständig; doch noch wurde keine Entscheidung über die Hauptverhandlung gefällt. So steht auch noch kein Termin für einen möglichen Prozess fest, sagte Galonska-Bracun.

Ein letzter Gruß: Mit Blumen und Kerzen, Bildern und Kuscheltieren gedachten die Mülheimer im April 2021 dem Unfallopfer Irene G. Sie soll ihr Leben lang in Speldorf gelebt haben.
Ein letzter Gruß: Mit Blumen und Kerzen, Bildern und Kuscheltieren gedachten die Mülheimer im April 2021 dem Unfallopfer Irene G. Sie soll ihr Leben lang in Speldorf gelebt haben. © Daniel Zschocke

Wegen des Lockdowns war die Terrasse zu, sonst hätte es vielleicht mehr Opfer gegeben

Man könne „froh sein“, hatte eine Speldorferin kurz nach dem Unfall angemerkt, „dass es nicht noch mehr Unfallopfer gegeben hat“. Dort nämlich, wo der Mercedes-Fahrer entlang gerast war, standen vor der Corona-Zeit Tische und Stühle der Bäckerei. „Am Dienstag“, so sagte die Frau damals, „war so ein schöner Tag, da wäre das Café bestimmt gut besucht gewesen.“ Doch wegen des Lockdown war dies nicht der Fall.

Direkt nach dem Vorfall hatte es hitzige Debatten in den sozialen Netzwerken gegeben, die sich am fortgeschrittenen Alter des Unfallfahrers entzündet hatten. Dieser war – genau wie seine Frau auf dem Beifahrersitz – mit nur leichten Blessuren davongekommen.