Mülheim. Zahl der eingezogenen Mülheimer Führerscheine ist durch die Corona-Zeit kaum zurückgegangen. Alkohol am Steuer war der Hauptgrund, aber nicht nur.
Trotz des Lockdowns und vieler Menschen im Home Office ist die Zahl der Führerscheine, die in Mülheim durch die Führerscheinstelle oder das Amtsgericht eingezogen wurden, in den beiden Corona-Jahren nicht signifikant gesunken. Alkohol oder Betäubungsmittel am Steuer waren der häufigste Grund für den Führerscheinentzug. Aber nicht nur.
180 eingezogene Führerscheine wurden 2021 in Mülheim gezählt, 2020 waren es 178. In 2019 lag die Zahl noch bei 202. „Wir haben eine andere Entwicklung erwartet, weil in der Corona-Zeit die Mobilität doch sehr zurückgegangen ist“, sagt Birgit Eder, die Teamleiterin der Führerscheinstelle im Bürgeramt.
Von den 180 abgegebenen Führerscheinen hat 71 das Amtsgericht Mülheim entzogen. Das liege daran, dass ab 1,1 Promille Blutalkoholgehalt am Steuer eine Straftat vorliegt, was durch das Amtsgericht geahndet wird, erklärt Birgit Eder. Gründe für den Einzug durch das Amtsgericht können nicht nur hohe Promillewerte (oder der Einfluss von Betäubungsmitteln bei einer Verkehrsgefährdung) sein, sondern weitere Straftaten im Straßenverkehr wie Unfallflucht, Autorennen oder auch die Nötigung eines anderen Verkehrsteilnehmers.
Betäubungsmittel am Steuer: Das sind in Mülheim meist Cannabis-Produkte
109 Fahrerlaubnisse hat die Führerscheinstelle im Bürgeramt 2021 selbst eingezogen. Als Hauptgrund werden Betäubungsmittel am Steuer genannt, das kam im vergangenen Jahr insgesamt 54 Mal vor. „Überwiegend war das nach dem Konsum von Cannabis-Produkten wie Marihuana und Hasch“, so Birgit Eder. Wer Cannabis oder andere Betäubungsmittel konsumiert, am Steuer damit erwischt wird aber keine akute Gefährdung des Straßenverkehrs bestand, für den ist die Führerscheinstelle zuständig, erläutert Birgit Eder.
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Acht Mal war Alkohol der Grund bei einem Entzug durch die Führerscheinstelle. Denn bei Alkohol am Steuer kommt es auch hier auf die Promillezahl an: Das Bürgeramt ist zuständig ab zwei Alkoholfahrten unter 1,1 Promille. Den Führerschein riskiert auch, wer betrunken mit einem Fahrzeug unterwegs ist, für das gar keine Fahrerlaubnis nötig ist. Etwa mit Fahrrad, Mofa oder E-Scooter. In jedem Fall müssen die Betroffenen mit einer MPU (medizinisch-psychologische Untersuchung) rechnen, im Volksmund auch „Idiotentest“ genannt, der vom Amt angeordnet wird.
Ein „überzogenes“ Punktekonto in Flensburg kostete im vergangenen Jahr 22 Personen in Mülheim den Führerschein. Beim Erreichen von acht oder mehr Punkten ist der Führerschein sofort weg. Für die Neuerteilung der „Fleppe“ gilt dann eine sechsmonatige Sperre. Bevor der Führerschein bei „voller Punktzahl“ abgegeben werden muss, gibt es noch zwei „Warnstufen“: Wer vier bis fünf Punkte in Flensburg angesammelt hat, bekommt erst einmal eine schriftliche Ermahnung der Behörde. 2021 gab es das in Mülheim 529 Mal.
Zwölf Fahranfängern wurde in Mülheim der Führerschein in der Probezeit entzogen
Bei sechs bis sieben Punkten auf dem Konto erfolgt eine schärfere Verwarnung. Diese wurde im vergangenen Jahr genau 119 Mal zugestellt. „Es gibt ja viele, die mal geblitzt werden und dabei Punkte sammeln“, gibt die Teamleiterin der Führerscheinstelle zu bedenken. Punkte werden nach Ablauf einer bestimmten Zeit ja auch wieder gelöscht. Die Zahl derjenigen, die acht Punkte haben, sei, so gesehen, doch eher gering.
Kein Führerscheinentzug bei begleitetem Fahren
Wenn etwa nach dem Überfahren einer roten Ampel in Mülheim ein Fahrverbot ausgesprochen wird, ist nicht die Führerscheinstelle, sondern die Bußgeldstelle im Ordnungsamt zuständig.
Im Bereich des begleiteten Fahrens für Fahranfänger ab 17 Jahren hat es in Mülheim in den vergangenen Jahren weder registrierte Verkehrsverstöße noch Entziehungen der Fahrerlaubnis gegeben.
Zwölf jungen Fahrerinnen und Fahrern wurde der Führerschein schon während ihrer zweijährigen Probezeit entzogen. Dafür müssen die Fahranfänger aber schon drei „schwerwiegende“ Verstöße im Straßenverkehr begangen haben. Schwerwiegend sind laut Gesetz etwa Alkoholfahrten oder das Fahren bei Rotlicht – aber auch das Handy am Steuer, was viele vielleicht immer noch unterschätzen.
Fällt ein junger Fahrer oder eine Fahrerin erstmalig auf, so ordnet die Stadt Mülheim zunächst ein Aufbauseminar an und verlängert gleichzeitig die Probezeit um weitere zwei Jahre. Davon waren im vergangenen Jahr insgesamt 193 Fahranfänger betroffen. Wird nach dem Aufbauseminar ein weiterer schwerwiegender Verkehrsverstoß begangen, wird eine Verwarnung zugestellt. Diese bekamen im vergangenen Jahr 39 Führerscheinneulinge.
13 Personen haben den Führerschein aufgrund einer Erkrankung abgegeben
Ein besonderes Kapitel ist die Überprüfung der gesundheitlichen Eignung zum Fahren eines Fahrzeugs. 13 Männer und Frauen mussten im Jahr 2021 wegen einer körperlichen oder auch psychischen Erkrankung nach einem ärztlichen Gutachten ihre Fahrerlaubnis abgeben – oder sie haben es freiwillig getan. Insgesamt wurde in 53 Fällen die gesundheitliche Eignung überprüft. „Dies betrifft sowohl jüngere Menschen, solche mittleren Alters als auch ältere Menschen“, betont Birgit Eder. Verfahrensweisen bezogen auf eine besondere Altersgruppe gebe es nämlich nicht.