Mülheim. Neu sind die Probleme im Dunstkreis des Mülheimer Ruhr Reggaes zwar nicht, aber deshalb ist die Unzufriedenheit über wildes Parken umso größer.
So geschmeidig der Ruhr Reggae für Festivalbesucher auch groovt: Rund um das Naturbad in Styrum ist von Tiefenentspannung nicht überall die Rede. „Wir mögen das Festival, aber es ist leider jedes Mal dasselbe“, schildert ein entnervter Anwohner. Gemeint ist die Parksituation, denn nicht wenige Besucher stellen ihr Vehikel dort ab, wo es eben noch so passt: auf Gehwegen, Fahrradstreifen, im Halteverbot.
Das gehe schon seit Mittwoch so, als die ersten Reggae-Fans kamen, versichert Anwohner Jörg Janßen. Dabei hatte die Stadt in der Vergangenheit schon nachgelegt, um den festivalbedingten Parkstress an der Friesenstraße zwischen Autobahnabfahrt und Ruhrstadion beizulegen. Parkbereiche an der Steinkampstraße, Solbadstraße und Kolkerhofweg sind auf der Website eigens ausgewiesen. 40 Kontrolleure des Kommunalen Ordnungsdienstes waren bereits in vergangenen Jahren am Start, um im Schichtdienst Behinderungen durch wildes Parken zu ahnden. Sogar die Lautstärke ab 22 Uhr wird akribisch gemessen.
Stadt versichert: Gegen Behinderungen gehe man entschieden vor
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Auch diesmal sind 30 Mitarbeitende des KOD unterwegs. Das habe bislang gut geklappt, es werde „restriktiv bei Verkehrsbehinderungen vorgegangen“, versichert Stadtsprecher Volker Wiebels. Die bisherige Bilanz der Stadt: nur zwei Verstöße. Eine Stichprobe am Samstagmittag zeigt ein gemischtes Bild: An der Friesenstraße sind die Gehwege von der Autobahnabfahrt an zunächst frei von Besucherfahrzeugen. Doch entlang der nördlichen Kleingartenanlage, wo absolutes Halteverbot ausgewiesen ist, stehen Autos und Busse mit Peace- und Kennzeichen von Ennepe-Ruhr-Kreis bis Belgien, von Niederlande bis Köln und weiter weg.
Das zieht sich wie selbstgedrehte Rauchwaren hin bis über die Oberhausener Stadtgrenze. Zwischendurch campen manche auf den Wegen und zwischen den Autos. Bier und Beats gibt’s aus der Kühlbox im Kofferraum. Kontrollen hingegen keine.
+++ Eindrücke zum bunten Festival gibt es hier: Ruhr Reggae 2022 +++
Ähnlich unbeschwert reihen sich auch die „Steh-Zeuge“ im Halteverbot in der Straße Stockhecke/Lohkamp nahe des Fußgängerüberwegs über die A40. Von hartem Durchgreifen können manche Anwohner deswegen nur wenig erkennen: „Für Fußgänger ist es schon eng. Mit dem Rollator kommt man an vielen Stellen gar nicht mehr durch“, schildern sie. Als Fahrradfahrer werde man häufig auf die Fahrbahnmitte gedrängt, weil Radwege zugeparkt werden.
Anwohner fordern bessere Lösungen gegen wildes Parken und Müll
Janßen hatte deswegen schon am Mittwoch den Kommunalen Ordnungsdienst zu erreichen versucht, vergeblich. Die Polizei habe sich über den Hinweis auf Verkehrsverstöße wenig erfreut gezeigt, Abschleppwagen hat der Styrumer bislang nirgendwo entdecken können.
„Es ist gut, dass es das Festival gibt, es soll hier bleiben“, betont Janßen. Mülheim als Stadt profitiere finanziell davon und werde bekannter. Doch während die einen gewinnen, müsse die Allgemeinheit die Begleiterscheinungen (er-)tragen: Parken, Lautstärke, Müll und andere Besucherhinterlassenschaften. „Viele kleine Elemente führen zur Unzufriedenheit“, meint Janßen. Dafür, so der Anwohner, müssen Veranstalter und Stadt bessere Lösungen finden.