Reggae-Festival im Mülheim: Styrum im Ausnahmezustand
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Mülheim. . Wenn Reggae-Fans am Ruhrstadion feiern, wird’s für Anwohner voll und laut – trotzdem freuen sie sich über das bunte Treiben vor ihrer Haustür.
Jedes erste Augustwochenende pilgern tausende Reggae-Fans zum Ruhrstadion
Styrumer Anwohner klagen über zugeparkte Straßen, freuen sich aber über Gratis-Musik
Die meisten Anwohner begrüßen das Festival, mit 15 000 Besuchern das größte der Stadt
Für ein Wochenende im Jahr befindet sich halb Mülheim im Jamaika-Fieber. Die größte Open-Air Veranstaltung der Stadt – das Ruhr Reggae-Festival – inklusive seiner tausenden Besucher aus ganz Deutschland übernimmt von Donnerstag bis Montag den Stadtteil Styrum. Bis 5 Uhr in der Früh reihen sich hier Reggae- an Hip-Hip-Künstler gemixt mit elektronischen Klängen. Von Styrum über Stadtmitte, selbst bis an die Grenze zu Heißen, bringt der deftige Bass so manche Wände zum Vibrieren. Gerade für die Styrumer Anwohner bedeutet das Festival-Wochenende Ausnahmezustand.
Fans trotz schlafloser Nächte
Dietlinde Thielen und ihr Mann Walter wohnen nur wenige Meter vom Festivalgelände entfernt. „Das ist schon ein schönes Fest“, erzählt die Mülheimerin, „die letzten zwei Jahre war es allerdings wirklich furchtbar. Bis 5 Uhr früh war die Musik so laut, unsere Betten haben richtig gewackelt.“ In diesem Jahr werde die Musik auf der Hauptbühne lediglich bis 1 Uhr in der Nacht andauern, vergewissert Erich Oesterwind vom Ordnungsamt, „danach geht es nur im Partyzelt weiter, das wird die Lärmbelästigung immens verringern“.
Trotz der schlaflosen Nächte sind die Eheleute Thielen richtige Ruhr-Reggae-Fans. „Die Leute, die hierhin kommen, sind wirklich top. Unsere Einfahrt war noch nie blockiert, wir haben noch nicht einmal Müll im Vorgarten gefunden.“ So manchen Abend verbringen sie selbst im Garten und lauschen den jamaikanischen Klängen. „Morgen machen wir sogar ein Nachbarschaftsgrillen – das wird ein schönes Wochenende“, sagt Dietlinde Thielen.
Zur Musik im Schrebergarten arbeiten
Kleingärtner Ralf Wolsink arbeitet gerade am Reggae-Wochenende gerne in seinem Schrebergarten. „Die Leute sind wirklich sehr freundlich, es gab noch nie Probleme“, erzählt der Heißener. „Und wir bekommen hier die Musik für Nöppes, das ist natürlich auch gut.“ Probleme mit dem Parken hatte er noch nie. „Wir haben auch einen Privatparkplatz, da war aber auch noch nie etwas vollgestellt.“
Für die Besucher zeigt sich die Parksituation oftmals jedoch schwieriger. Ein Parkplatz auf dem Gelände des Naturbads steht zur Verfügung – der oft jedoch innerhalb weniger Stunden voll ist. Dann bleiben nur die Straßen in der Umgebung. „Mit Kindern und Gepäck ist das sehr schlecht“, sagt Sebastian Körner, der mit Freundin und Kind bis Sonntag beim Festival mitmacht. „Unter zwei Kilometer Fußweg kommt man hier nicht hin. Bis jetzt hatten wir immer Glück, wenn man aber etwas später kommt, hat man keine Chance mehr.“ Die Anbindung des ÖPNV sei auch nur mittelmäßig. „So ein Shuttle-Bus vom Hauptbahnhof wäre mal super, dann würden auch weniger Leute mit dem Auto kommen“, schlägt der Heißener vor.
Problem Parkplatzsuche
Ruhr Reggae Summer
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Erich Oesterwind vom Ordnungsamt sieht da weniger Handlungsbedarf. „Eigentlich verläuft sich das ganz gut im Umfeld.“ Viele Anwohner seien am Freitag allerdings schon genervt gewesen, da sie selbst keine Parkplätze mehr fanden. „Aber das legt sich wieder“, so Oesterwind. Ansonsten sei es sehr friedlich zugegangen. „Es gab bislang keine Beschwerden und so lange nichts Schwerwiegendes passiert, drücken wir auch mal ein Auge zu.“
Bei der Beschwerde-Hotline der Stadt gehen meist nie mehr als fünf Anrufe in drei Tagen ein, weiß Erich Oesterwind. „Außer im vergangenen Jahr. Da waren es etwa 20 Anrufe.“ Die meisten davon seien wegen zu lauter Musik. „Wir fahren bei jeder Beschwerde raus und messen den Lärmpegel“, versichert er.
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