Mülheim. Die Gas-Preise liegen derzeit auf Rekord-Niveau. Mülheimer Bestatter erklären, wie sich das auf die Kosten für Feuerbestattungen auswirken wird.

Die steigenden Energie-Preise ziehen Preis-Steigerungen in sehr vielen Branchen nach sich, für die allermeisten Produkte und Dienstleistungen wird Energie benötigt – mal mehr, mal weniger. Eine dieser Branchen ist die Bestattungsbranche – und hier speziell die Einäscherung Verstorbener. Wie wirken sich die derzeitigen Energie-Preise darauf aus? Werden Feuerbestattungen in Zukunft teurer?

Michael aus dem Siepen ist der Chef des größten in Mülheim heimischen Bestattungsunternehmens mit Standorten in insgesamt fünf Ruhrgebietsstädten. Er sieht momentan noch keine signifikanten Preissteigerungen in diesem Teil seines Geschäfts. „Die Preise sind momentan noch stabil, aber generell steigen die Energiekosten und wir befürchten dann natürlich auch steigende Preise“, sagt aus dem Siepen. Sein Unternehmen arbeite mit verschiedenen Krematorien – kommunalen wie auch privaten – zusammen und da gebe es feste Preise.

Mülheimer Bestatter: Preis-Anstieg in vielen Bereichen bemerkbar

Bei Bestattungen verhalte es sich jedoch genau so wie bei anderen Dienstleistungen. Personal- und Energiekosten sowie Löhne, der Waren-Einsatz und auch die Holz-Preise würden steigen. „Wenn Dachlatten im Preis steigen, dann werden auch Särge nicht billiger“, so aus dem Siepen. Derzeit seien die Preise aber noch stabil. „Wir arbeiten mit einem sehr zuverlässigen und akkuraten Krematorium zusammen und die dortigen Preise sind extrem stabil. In den letzten 20 Jahren gab es da Preis-Anpassungen im einstelligen Prozentbereich – und das aber auch nur alle paar Jahre“, erläutert der Mülheimer Bestattungsunternehmer.

Bestattungsunternehmer Michael aus dem Siepen sieht die Preissteigerungen aktuell noch als moderat.
Bestattungsunternehmer Michael aus dem Siepen sieht die Preissteigerungen aktuell noch als moderat. © oh | André Walther

Der Fachmann hat keinen Zweifel, dass die Krematorien auch während der Energie-Krise weiterarbeiten werden. „Die Preise sind das Eine – Krematorien gehören aber zur kritischen Infrastruktur. Die Bundesnetzagentur ist unser Regulativ, wenn Rohstoffknappheit herrscht. Krankenhäuser haben eine höhere Relevanz, aber Krematorien werden nicht abgeschaltet oder unterversorgt“, erklärt er.

Grundsätzlich gibt Michael aus dem Siepen zu bedenken, dass von den Kosten einer Einäscherung nur ein Teil auf die dabei eingesetzte Energie entfällt. „Infrastruktur und Personal gehören auch dazu. Ich rechne – wenn überhaupt – mit einer Preis-Erhöhung im einstelligen Prozentbereich“, gibt er seine Prognose für die nahe Zukunft ab und endet mit einem Aufruf, der momentan ebenfalls beinahe überall zu hören ist: „Wir suchen Mitarbeitende.“ Wer sich also für den sichersten Beruf der Welt interessiert, könne gerne Kontakt aufnehmen.

„Die Krematorien stehen in Konkurrenz zueinander“

Martin Elstermeier ist Inhaber des gleichnamigen Mülheimer Bestattungsunternehmens und teilt die Einschätzung seines Fachkollegen. Elstermeier arbeitet mit Krematorien in Essen, Duisburg und Werl zusammen und hält die Frage nach den Preis-Entwicklungen in Sachen Feuerbestattungen für verfrüht. „Die Krematorien stehen in Konkurrenz zueinander. Vielleicht hat da noch keiner den Mut, die Preise deutlich zu erhöhen.“ Aber das werde irgendwann kommen, so Elstermeier.

Er rechnet damit, dass die Zahl der Einäscherungen immer weiter zunehmen wird. „Bei uns ist das Verhältnis von Feuer- zu Erdbestattungen ungefähr zwei Drittel zu einem Drittel.“ Bei anderen seien es drei Viertel zu einem Viertel. „Durch die Gaspreise wird sich das nicht ändern“, konstatiert Martin Elstermeier. Er rechne perspektivisch mit einer Einäscherungsquote von 90 Prozent.

Mülheimer Bestatter: Preiserhöhungen sind durchaus absehbar

„Das größte Krematorium in Hessen hat seine Preise um 30 Prozent erhöht“, berichtet Elstermeier. Dieser Anbieter sei es auch, der einen seiner Öfen so umgebaut hat, dass er ohne die permanente Zufuhr von Gas einäschern kann. Dabei werde die Verbrennung gestartet und finde dann über einen längeren Zeitraum als bisher üblich statt. „Eine normale Einäscherung unter Zuführung von Gas dauert ungefähr eine Stunde.“ Bei der gassparenden Methode dauere es dann wohl deutlich länger, so der Fachmann. „Das kostet dann 100 Euro mehr, verbraucht aber deutlich weniger Gas“, so Martin Elstermeier.

Es besteht also schon heute die Möglichkeit, gas- und somit energiesparend einzuäschern. Die Frage ist, ob Kundinnen und Kunden bereit sind, den höheren Preis dafür zu bezahlen.