Mülheim. Das traditionsreiche Mülheimer Hotel Kuhn übergibt an die Hotelkette „Just Stay“. Das neue Konzept richtet sich speziell an zwei Zielgruppen.

An der Mellinghofer Straße geht eine Ära zu Ende. Marion und Hardy Kuhn übergeben das Hotel, das ihre Eltern Hiltrud und Erwin 1968 errichtet und eröffnet haben, in neue Hände, um sich ins Privatleben zurückzuziehen.

Der 66-Jährige und die 59-Jährige gehen mit dem Gefühl, dass sie das in Autobahnnähe gelegene Hotel in gute Hände geben. Seit dem 15. Juli sind Lothar Lahaye und sein Geschäftspartner Christoph Hamann neue Eigentümer des Hauses. Das 62-Betten-Hotel, das aus zwei Gebäuden besteht, ist zurzeit eine Baustelle. Hamann und Lahaye planen zum 1. Januar 2023 eine Teil-Eröffnung und zum 1. März 2023 die vollständige Öffnung des dann generalüberholten Mülheimer Hotels - als „Just Stay“

Mülheims neues Hotel setzt auf Preis-Leistungs

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„Wir möchten unseren Gästen ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten, von dem sie positiv überrascht sein werden“, sind sich Lothar Lahaye und und Christoph Hamann einig. 2020 haben sie gemeinsam das Hotel-Unternehmen „Just Stay“ gegründet, das inzwischen drei Hotels in Grevenbroich, Solingen und Ratingen betreibt.

Es überrascht, dass sich die beiden Unternehmer in einer Zeit als System-Hoteliers selbstständig gemacht haben, in der viele konventionelle Hotels mangels Auslastung geschlossen haben. Und nicht nur das: „Wir wollen in den nächsten zwei bis drei Jahren an insgesamt zehn Standorten im Rhein-Ruhr-Gebiet ‘Just-Stay’-Hotels eröffnen. Deshalb sind wir auch für entsprechende Immobilienangebote und Personalanfragen offen“, betont Christoph Hamann.

Von Skandinavien nach Mülheim - ‘Just-Stay’-Hotels

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Er beschreibt das in Asien und Skandinavien bereits erfolgreiche Konzept der „Just-Stay“-Hotels als „personal- und kontaktlos“. Hardy Kuhn hält das Konzept für „tragfähig, weil es dem Trend zur Digitalisierung Rechnung trägt“. Kuhn lässt zum Abschied keinen Zweifel daran, dass seine Entscheidung für den Ruhestand auch mit der durch die MST geförderten Ansiedlung des Groß-Hotels „Holiday Inn Express“ im Stadtquartier Schloßstraße zu tun habe.

Der aus dem Berufsleben scheidende Hotelier ist rückblickend davon überzeugt, dass die angestammte Mülheimer Hotellandschaft hätte gestärkt und erhalten werden können, wenn die MST mit Blick auf Hotelbetten für Tagungsgäste in der Stadthalle auf den Vorschlag der örtlichen Hoteliers eingegangen wäre, für diese besondere Klientel einen kostenlosen Shuttle-Service anzubieten.

Blick auf die alte Rezeption des Hotels Kuhn. Das wird Gebäude komplett saniert, zur Zeit wird entkernt.
Blick auf die alte Rezeption des Hotels Kuhn. Das wird Gebäude komplett saniert, zur Zeit wird entkernt. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Im Mülheimer Just Stay werden Menschen arbeiten

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„Personal und kontaktloses Hotel, das hört sich sehr kühl an, ist es aber bei genauer Betrachtung nicht“, sagt Hotelunternehmer Christoph Hamann. Auch im neuen „Just Stay“ Mülheim werden künftig Menschen arbeiten. Lahaye und Hamann haben die vier Vollzeit-Mitarbeitenden des Hotel Kuhn übernommen. Sie werden im Buffet-Dienst, als Standortleitung, im Reinigungsdienst und im Team der Service-Hotline mitarbeiten.

Letztere sei an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr für „Just-Stay“-Hotelgäste erreichbar. Die Büffet-Kraft sorge morgens dafür, dass alle Gäste bis sieben Uhr ihre Frühstücksbox an der Zimmertür hängen haben. Darüber hinaus werde täglich zwischen 14 und 21 Uhr ein Standortmanager vor Ort sein, an den sich die Gäste wenden können. Derzeit beschäftigt das Düsseldorfer Unternehmen insgesamt 16 Mitarbeitende. Christoph Hamann rechnet künftig mit zusätzlichem Personalbedarf.

So funktioniert das Prinzip der jungen Hotelkette

Wie funktioniert das „Just-Stay“-Prinzip, das vergleichsweise günstige Übernachtungspreise zwischen 69 und 99 Euro ermöglicht? Wer bei „Just-Stay“ ein Zimmer oder ein Apartment bucht, tut dies telefonisch oder online auf einer Buchungsplattform, wie die beiden Gründer erklären. Er erhält eine Buchungsbestätigung und einen Check-In-Link. Über diesen öffnet man das Anmeldeformular, füllt es aus und sendet es an „Just Stay“. So entfällt das Ein- und Auschecken an der Rezeption, welches es in „Just-Stay“-Hotels nicht gibt.

Dann bekommt der Gast einen vierstelligen Code zugeschickt, mit dem er ins Hotel und aufs Zimmer kommt. „Wir haben den Anspruch, ein gutes Hotel zu eröffnen.“ Inbegriffen: Tägliche Zimmerreinigung und komfortable Ausstattung. Die Hotels und Zimmer verfügen laut Hamann und Lahaye über Wi-Fi, Smart-TVs, Kühlschränke, eine Selbstbedienungslounge, einen Fitnessbereich und einen Spielebereich.

Mülheim: Just-Stay-Prinzip nicht alle fühlen sich angesprochen

„Wir wissen, dass wir mit unserem Konzept nicht jeden Gast ansprechen. Unsere Zielgruppe sind vor allem Geschäftsreisende oder Menschen, die zu einer Familienfeier anreisen und eine schnelle, unkomplizierte und preiswerte Unterkunft brauchen“, erklärt Christoph Hamann. Auch Projektleiter und Monteure, die über einen längeren Zeitraum an ihrem Arbeitsplatz übernachten müssen, gehören nach seiner bisherigen Erfahrung „zu unseren Stammgästen“.

Wenn es nach den „Just Stay“-Hoteliers geht, sollen in Mülheim ab 2023 viele neue Stammgäste hinzukommen. Weitere Informationen zum Hotelunternehmen findet man im Internet unter: www.juststay.de.