Mülheim. . Heinz Reinders hat durch Geschäftsreisen viele Länder gesehen. In seinem Reisepass sind 46 Stempel – mit schönen und traurigen Erlebnissen.
63 kleine Pinnnadeln stecken an der Weltkarte an der Wand in der Firma MAN Kissling. Es sind die Reiseziele von Geschäftsführer Heinz Reinders. Für 46 davon hat er einen Stempel in seinem Reisepass. Denn er war beruflich schon auf allen fünf Kontinenten unterwegs.
Dadurch, dass die Firma Industriemotoren baut, die weltweit vertrieben werden, reisen Monteure und Technikexperten durch die Welt, wenn Fehler bei den Maschinen auftreten. Reinders hat dies in der Regel selbst übernommen. „Wir sind innerhalb von 24 Stunden bei unseren Kunden“, erzählt er. Das heißt gleichzeitig: Von einem auf den anderen Tag muss er spontan die Koffer packen. In der Zeit regeln die Mitarbeiter und seine Frau Hella in der Buchhaltung und der Personalabteilung die Geschäfte der Firma. Je nachdem, wo sich Reinders aufhält, ist ein Telefonat nicht immer möglich.
Hotel direkt am Pazifik auf Tahiti
Die Reisen führten den Geschäftsführer an interessante Orte, an denen Reinders neben der Arbeit viel erleben konnte. Apropos Arbeit: die ist meistens schnell erledigt. „Manchmal habe ich innerhalb von einer Stunde die Fehlerdiagnose gestellt und dann werden die Ersatzteile geliefert“, sagt der 60-Jährige. Doch der Rückflug wird immer erst zehn Tage nach dem Hinflug gebucht, um ein sicheres Zeitfenster zu bekommen. Heißt für Reinders: eine schöne Zeit im fremden Land. Für ihn werden immer die besten Hotels von den ausländischen Firmenkunden gebucht.
Er war sogar mal auf Tahiti mit einem Hotel direkt am Strand am Pazifik. „Das war traumhaft dort“, erinnert sich der Rheinberger, der viele Fotos besitzt, auf denen er in einer Hängematte unter Palmen liegt. Während es in Deutschland parallel etwa geschneit hat. „Auf Tahiti wurde es mir sogar ermöglicht, mit Delfinen zu schwimmen“, schwärmt Reinders. Direkt am Strand hatte er auch ein Hotel in Dubai bekommen. Im Oman lud ihn der technische Leiter des Kunden jeden Tag zum Essen ein und zeigte ihm die Städte, die Berge und die Wüste.
„Unsere Kunden geben sich richtig Mühe. Sie nehmen lieber die Tagespauschale im Hotel in Kauf, falls ich schnell fertig bin, statt für viel Geld die Business Class umzubuchen“, erzählt Reinders. Im Flieger hat er übrigens auch schon mal neben dem Finanzminister aus Tansania gesessen und Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienstes getroffen. „In den VIP-Bereichen an den Flughäfen trifft man auch eine Menge Geschäftsreisende. Jeder erzählt von den Eindrücken aus den Ländern. Ich bekomme insgesamt ein ganz anderes Bild von der Welt“, so Reinders.
Enger Kontakt zu Tansania-Kunden
Engeren Kontakt hat er mit den Partnern aus Tansania aufgebaut, wo er schon dreimal war. „In Afrika wird einem immer ein Bodyguard gestellt, weil es für einen Weißen alleine zu gefährlich wäre“, sagt der Geschäftsreisende. Als die Kunden aus Tansania mal zu einer Schulung in Düsseldorf waren, hat Reinders sie im Gegenzug eingeladen und ihnen Sehenswürdigkeiten aus der Region gezeigt. Kurios: „Ich habe ihnen erstmal Jacken geschenkt, weil sie keine hatten. In Afrika brauchen sie keine. Aber die Schulung in Deutschland war im November bei eisigem Wetter, sie haben total gefroren“, erzählt Reinders.
Er hat auf all seinen Reisen auch Eindrücke gewonnen, die nicht so positiv sind. Etwa im Benin, wo die Menschen in Armut auf der Straße lebten und das Essen grenzwertig war. „Es waren 43 Grad, keine richtige Infrastruktur vorhanden. Da war ich froh, als ich wieder im Flieger saß“, gesteht Reinders, der seit zwei Jahren kaum noch fliegt. Als er in Uruguay war, wurde er in Montevideo überfallen und zusammengeschlagen. „Mir wurde alles geklaut. Mein Kunde hat für mich die Krankenhauskosten bezahlt und für eine Unterbringung gesorgt. Das war ein traumatisches Erlebnis. Meine Frau hat mir bei der Rückkehr erstmal den Reisepass weggenommen.“
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