Mülheim. Das Hotel am Ruhrufer in Mülheim ist verkauft. Die langjährigen Eigentümer geben auf. Die Pläne des neuen Investors müssen noch genehmigt werden.

Licht und Schatten liegen eng beieinander, besonders auch in Familienfirmen. Gerade haben die Hotelinhaber Susanne Schmitz-Abshagen und Ralf H. Schmitz die Wiedereröffnung ihres Fünf-Sterne-Hauses Villa am Ruhrufer verkündet, da wird bekannt: Das mit vier Sternen gelistete Hotel am Ruhrufer, bis dato ebenfalls in ihren Händen, wurde schon im März verkauft. Das Schwesterhotel liegt ebenfalls an der Dohne in Menden, direkt gegenüber der Luxusherberge.

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Mülheimer Hotel soll einem Neubau mit 45 Seniorenwohnungen weichen

Neuer Eigentümer ist Pheroh, ein Projektentwickler mit Sitz in Neuss. Aus ersten Planungen, die der Investor veröffentlicht hat, geht hervor: Hier soll ein Neubau entstehen mit insgesamt 45 „exklusiven“ Seniorenwohnungen. Ein imposanter Komplex. Als Projektname wurde „Flora M.“ gewählt, eine Anspielung auf das Haus Müller-Flora. Es ist Bestandteil des Gebäudeensembles und steht unter Denkmalschutz.

Denkmal an der Dohne

Das ehemalige Ausflugslokal Müller-Flora, Hausnummer 74, gehört zu einer ganzen Reihe denkmalgeschützter Gebäude an der Dohne.

Errichtet wurde es etwa 1890 und im Jahr 1900 um Anbauten ergänzt. Seit 1. Februar 1989 ist das Haus als Baudenkmal gelistet.

Viele Mülheimer kennen Müller-Flora noch aus früheren Jahrzehnten als Jugendtreff und später als Restaurant.

Nun wurde das Gebäude zusammen mit dem Hotelkomplex verkauft.

Hier soll laut Projektskizze ein „hochwertiges Gastronomiekonzept“ einziehen, dessen Gäste „in einem schönen Ambiente die besondere Lagequalität genießen“ können. Hervorgehoben wird die „direkte Wasserlage mit Blick auf die Ruhrauen“. Vom Hotel selber wird nicht mehr viel bleiben: Abriss und Neubau sind geplant. Auf der Website von Pheroh gibt es bereits einen ersten architektonischen Entwurf, der zwei terrassenförmige, vier- bis fünfstöckige Gebäude zeigt, versehen mit dem wichtigen Hinweis: „In Abstimmung befindlich mit der Stadt Mülheim“.

Stadt: Bauantrag liegt noch nicht vor

Diese steckt offenbar noch in der Frühphase. Die Stadt teilt auf Anfrage mit, für das Grundstück an der Dohne 74 gebe es nur einen Vorbescheid, der schon etwa zwei Jahre alt und noch vom früheren Eigentümer - sprich: dem Ehepaar Schmitz - beantragt worden sei. „Der neue Eigentümer hat nun eine andere Planung, was die Optik des Gebäudes anbelangt“, so Stadtsprecher Volker Wiebels. „Ein Bauantrag liegt bisher nicht vor.“ Vor September sei grünes Licht nicht realistisch.

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Schon Anfang 2021 gab es Gerüchte und Diskussionen um einen Verkauf des Hotels und möglichen Wohnungsbau an dieser Stelle. Ralf Schmitz hatte eingeräumt, dass er offen für einen Verkauf sei, aber aktuell kein Investor in Sicht. Jahre vorher hatte ein Interessent Pläne für den Neubau einer Stadtvilla mit mehreren Wohnungen entwickelt. Die Verwaltung habe dieses Konzept positiv bewertet, erklärte Baudezernent Peter Vermeulen im Januar gegenüber dieser Redaktion. Er ergänzte: Denkbare Neubauten in Nachbarschaft des beliebten Lokals „Tomate“ müssten sich in die Umgebung einfügen, vom Stil her an die Dohne passen und dürften nicht zu hoch sei.

Investor verspricht: Gebäude „fügt sich harmonisch in die Uferlandschaft ein“

Dies gilt für das Gelände des alten RWW-Wasserwerkes zwischen Leinpfad und Dohne, wo 80 hochwertige Wohnungen entstehen sollen. Und daran müssen sich auch die aktuellen Entwürfe von Pheroh messen lassen. Der Investor verspricht ein Gebäudekonzept, das sich „harmonisch in die Uferlandschaft einfügt“, und rechnet mit einem voraussichtlichen Baubeginn im dritten Quartal 2022 und Fertigstellung von „Flora M.“ Anfang 2024. Die Seniorenwohnungen sollen laut Pheroh „altengerecht“ sein, aber keineswegs den Charakter einer Pflegeeinrichtung haben. Service-Leistungen sollen auf Wunsch geboten werden.

Ehemaliger Eigentümer: Neue Großhotels „haben uns das Wasser abgegraben

Für die ehemaligen Eigentümer war die Trennung vom Hotel am Ruhrufer nach mehr als drei Jahrzehnten offenbar eine Notbremse. „Wir hatten nur die Alternative, zu verkaufen oder Insolvenz anzumelden“, berichtet Ralf H. Schmitz. Das Hotel war aufgrund des Lockdowns zuletzt lange geschlossen, doch die Probleme hätten sich schon vorher abgezeichnet, so der Unternehmer.

Als Hauptgrund nennt Schmitz die Konkurrenz durch zwei große Hotels, die in den vergangenen Jahren in der Mülheimer Innenstadt neu auf den Markt kamen: B&B in 2015 und Holiday Inn Express im Frühjahr 2019. „Mülheim ist nicht so groß. Sie haben uns das Wasser abgegraben.“