Mülheim. Erst wollten Mülheims Verwaltung und Politik sie mehrheitlich nicht, im Ausschuss stritt man um die Urheberschaft für die Rampe am Radschnellweg.
Die Fahrradrampe vom Radschnellweg kommt – darüber ließen Politik und Verwaltung nun auch im Mobilitätsausschuss keinerlei Zweifel mehr und entschieden einstimmig mit zwei Enthaltungen unter anderem der MBI. Kurios war nur eines: Plötzlich will sich jede Partei zum Urheber der Idee erklären.
„Wer hat’s erfunden?“ – so lang wie der kultige Kräuterbonbon-Mann in den 1998ern reichen die „Ansprüche“ der großen Parteien zwar nicht zurück. Und doch gab es im Ausschuss nun Gerangel um das „Patent“. Nachweisen können das die Grünen mit einem Antrag vom November 2018. Doch damals stimmte nur noch der Bürgerliche Aufbruch dafür, SPD, MBI und FDP votierten dagegen.
Wer hat’s erfunden?, streiten Grüne und SPD
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Und auch die CDU, die heute Mitunterzeichner des neuen Rampen-Antrags ist. Bei den Genossen aber regt sich nun Empörung, denn schon 2014 hatten sie einen Vorschlag des Architekten Klaus Ruppin im Köcher. Aber eben nie in den politischen Diskurs eingebracht: „Wir sind damals von der Verwaltung abschlägig beraten worden“, begründete Genosse Daniel Mühlenfeld die einstige Entscheidung mit sichtbarer Verblüffung über den heute anders lautenden Rat der Verwaltung.
Carsten Voß (Grüne) erklärte das so: „Die Zeiten haben sich geändert. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Andreas Preker-Frank (Die Partei) begrüßte hingegen feinsinnig, dass wohl nun „alle großen Fraktionen eine Rampe haben wollen“.
Stadt will Rampenbau an noch unentwickeltes Ruhrbania-Baufeld knüpfen
Doch auch die jetzige Zustimmung der Verwaltung birgt Unsicherheiten. Eine Zuwegung auf den Rathausmarkt sowie auf die Promenade lehnt sie ab. Beide seien angeblich nicht barrierefrei machbar. Stattdessen aber verknüpft sie die Rampe mit den noch offenen Ruhrbania-Baufeldern.
Doch hier stockt die Entwicklung seit Jahren. Der Rampenbau hängt somit auch daran, ob und vor allem wann das Grundstück mit dem AOK-Haus in den Besitz der Stadt übergehen wird. Die Verhandlungen sollen wohl laufen, teilte jüngst Kämmerer Frank Mendack mit. Längst ist auch nicht klar, was dort entstehen soll. Eine Umsetzung der Rampe aber könnte so noch Jahre auf sich warten lassen.
Grüne fordern Anbindung an Radverkehrsnetz und Innenstadt
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Axel Hercher, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, drängte daher auf schnellere Umsetzung und brachte den Vorschlag von 2018 ins Spiel, der vom Mülheimer Verkehrsexperten und Bauingenieur Ralf Bayerlein entworfen wurde. „Er ist auch heute noch überzeugt, dass es möglich ist, so zu bauen.“
Für diese Lösung spräche nicht nur die Chance, die Rampe an das Radwegenetz nach Styrum und Oberhausen anzuschließen, sondern auch ein Belebungseffekt für die Innenstadt. Preker-Frank, der wiederholt im Ausschuss darum bat, eine Rampe auf den Rathausmarkt zu prüfen, merkte an, dass Schätzungen zufolge rund drei Millionen Radler künftig über den RS1 durch Mülheim strampelten.
MBI-Mann Gerd-Wilhelm Scholl hielt die Rampe weiterhin für unnötig. Peter Beitz (FDP) beantragte zudem, zu prüfen, den unliebsamen Fahrstuhl aus Kostengründen stillzulegen. Wohl erst in der zweiten Sitzung nach den Sommerferien, kündigte Planungsdezernent Felix Blasch an, sei mit einem Entwurf der Stadt zu rechnen.