Mülheim. Selfies mit dem Roboterhund, Solarenergie am Puppenhaus, Tipps gegen Cyberangriffe – all das gab es beim Tag der offenen Hochschule in Mülheim.

Die Hochschule Ruhr West (HRW) öffnete am Samstag ihre Türen: Mülheimer und Studieninteressierte konnten über den Campus bummeln und staunen. Überlaufen war es nicht, doch die Angebote wurden gerne angenommen.

Erfindungen und Experimente verlieren nie an Faszination, das zeigt sich, wenn zum Beispiel die auf einem Entwurf von Leonardo da Vinci basierende Bogenbrücke ständig neu gebaut wird. Sie kommt gänzlich ohne Nägel, Schrauben oder Dübel aus, denn ihr stabiles Konstrukt beruht auf der geschickten Verflechtung der hölzernen Bauteile.

Lehrreich: Energieeffizientes Puppenhaus beim Mülheimer Campusfest

Spannend und eingängig ist auch das Smart Energy Home, ein mit Photovoltaikanlage versehenes, komplett eingerichtetes Puppenhaus, bei dem die Besucher alle elektrischen Geräte ein- und ausschalten können. Um eine effiziente Energieversorgung zu gewährleisten, ist ein selbstständig arbeitendes Programm sinnvoll. Das zu programmieren, lernen die Studierenden der Energie-Informatik, erklärt Melanie Herzig vom Bottroper HRW-Standort. „Dann wird bei maximaler Sonneneinstrahlung mittags etwa die Wasch- oder Spülmaschine angestellt, ohne dass man selbst da sein muss.“

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Fast immer belagert ist der Bereich der Junior-Uni Ruhr. „Toll, dass hier so viel für Kleine ist“, freut sich Andreas Keienburg. Er hat mit seiner 13-jährigen Tochter Nele ein Auto so programmiert, wie der sechsjährige Elias es wollte. Auch wenn nachjustiert werden muss, irgendwann klappt’s wie beabsichtigt, und alle sind zufrieden. Jenny Otto sagt sehnsüchtig: „Ich warte darauf, dass Käthe endlich vier ist. Dann können wir dahin!“

Kreative MINT-Angebote schon für Kinder

Sehr beliebt ist bei den Kleinen die „römische Mühle“, die antike, 2000 Jahre alte Form unseres Brettspiels: Auf veganem, waschbarem Leder ist das runde Spielfeld mit den Tortenstück-Feldern bereits aufgemalt und kann draußen gespielt werden. Emsig bemalen die Kinder die acht Felder und sechs Spielsteine auf ganz unterschiedliche Weise. „Fertig!“, ruft Dana und präsentiert ihr buntes Spielfeld. Schön, dass die MINT-Koordinatorin Helma Westerhuis solch ein kreatives Angebot macht.

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Die Hauptattraktion aber bildet der ferngesteuerte Roboterhund „HaRWi“. Wenn er mit seinen hellblau-schwarzen Metallbeinen grazil über den weitläufigen Campus läuft, zieht er wie der Rattenfänger von Hameln eine begeisterte Schar aus Jung und Alt hinter sich her. Da werden Smartphones und Tablets gezückt, um das futuristische Schauspiel festzuhalten, während die Kleinen immer wieder versuchen, HaRWi zu berühren.

Viele der bereitstehenden Biertischgarnituren auf dem Broicher Campus bleiben leer. Das Wetter ist durchwachsen, lädt nicht zum Verweilen ein – im Gegensatz zu den Informationsständen. Der „Frauenstudiengang Maschinenbau“ verwundert, doch der Frauenanteil in diesem Fach liegt bei maximal zehn Prozent. Das Angebot, in den ersten drei Semestern nur mit Frauen in kleinen Gruppen zu studieren, wird gut angenommen – ist also nötig. Anna Frewer vom Maschinenbau-Institut gesteht: „Man wünscht sich eine Welt, in der wir das nicht bräuchten.“

IT-Sicherheitsexperte präsentiert eine „Live-Hacking-Show“

Alle sechs MINT-Institute präsentieren sich beim Tag der offenen Hochschule mit vielen spannenden Vorträgen und Vorführungen. Moritz Gruber vom Start-up-Unternehmen „Aware7“ zeigt seine „Live-Hacking-Show“ gleich zweimal. „Digitalisierung eröffnet viele Chancen“, sagt Gruber, „birgt aber auch viele Gefahren“. Erschreckend, mit welch spielerischer Leichtigkeit er die Vorgehensweise eines Hackers vorführt und im Nu ein Unternehmen kapert. Nur weil jemand „so blöd war“, den verseuchten Anhang einer fingierten Bewerbung zu öffnen. Eine beliebte Hacker-Methode.

Experten-Tipps gegen Datenklau

Vorsicht bei E-Mail-Anhängen! „Anhänge immer von hinten lesen“, rät Moritz Gruber. „Weil man dann den wichtigen Teil sieht.“ Wenn dort „.pdf.exe“ steht statt „.pdf“: Niemals öffnen!

Software auf allen Geräten aktuell halten! Schwachstellen werden geschlossen, neue Sicherheitsmechanismen freigeschaltet. Und: Backups anlegen!

Informieren Sie sich regelmäßig, um auf dem Laufenden zu bleiben, und sei es nur die Tagesschau“, sagt Gruber.

Doppelt sinnvoll: WLAN und Bluetooth ausschalten, wenn sie nicht benötigt werden. „Sie sparen Akku und ihr Smartphone/Tablet/Computer kommuniziert nicht ungewollt“, sagt der Experte.

Die Daten stiehlt Gruber vor den Augen seiner verschreckt-faszinierten Zuhörerschaft aus dem Netz, auch das Virus, und zwar in Windeseile. Aus den sozialen Netzwerken bezieht er Informationen, findet E-Mail-Adressen und Passwörter – ein Klacks für ihn, und damit auch für Profi-Hacker!

Gruber rät zu einem Passwort-Manager, für den man zahlt, denn die generieren die sichersten Passwörter, ist er überzeugt. „Dann dauert es selbst mit Passwort-Programmen zu lange, um Sie auszuspionieren. Dann versucht es der Hacker bei jemand anderem, der es ihm leichter macht.“

„Live-Hacking-Show“ im Hörsaal: IT-Sicherheitsexperte Moritz Gruber führte beim HRW-Campusfest in Mülheim eindrucksvoll vor, wie leicht sich Passwörter knacken und ganze Unternehmen virtuell attackieren lassen.
„Live-Hacking-Show“ im Hörsaal: IT-Sicherheitsexperte Moritz Gruber führte beim HRW-Campusfest in Mülheim eindrucksvoll vor, wie leicht sich Passwörter knacken und ganze Unternehmen virtuell attackieren lassen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke